Monika Rinck

deutsch

Daily Bread

I thought to write a dirty poem
one about fucking and sucking
and lips pouted
licking
cigarette butts left in ashtrays flowing
about the grit edged into our teeth
grinding TV screens that
enlarge year after year to devour
us with all the porno sacred

I thought to write about the harsh
words we dismiss
the bitter words
we utter
the basic daily bitching
we mutter
I thought to remove all splendor
to strip my thoughts brutal

I thought to describe fast food containers after our sleepless night
I thought to show you the bruises I gathered in the restless morn

I thought to write about bombs
and limbs bleeding
and eye sockets gouged
and entire nations massacred

I thought to write in words that do not rhyme
that have no flow
words that reek like scum
words about what we have become
you, enslaved by your cocks
us, enslaved by history
by the goddamn army checkpoints
and the barbed wire streets
the machine gun blocks
Arab students dumping art for rocks
burning tires to inhale black death
like your eyes

I thought to write a dirty poem
like your heart

like many others I can name
like the ones who rule this jungle
we call home
my breath to them money whoring
my smile a mere game

I thought to write about hate
and children dying as we speak
I thought
and thought
I thought through the whole violent day

there is nothing to say

your eyelashes are curved long on your cheek
you sleep
it is silent
and I love you.

© Hind Shoufani
Aus: Inkstains on the edge of light
Audioproduktion: Literaturwerkstatt Berlin 2011

Tägliches Brot

Ich wollte ein dreckiges Gedicht schreiben
eins über ficken und blasen
über schmollende Lippen
leckend
Zigarettenstummel in überquellenden Aschenbechern,
über den Split schneidig in unsere Zähne
knirschende TV-Bildschirme, die sich
Jahr für Jahr vergrößern um uns
mit all den Pornogötzen zu verschlingen

Ich wollte über die harten Worte schreiben
die wir abweisen
die bitteren Worte
die wir aussprechen
die täglichen Grundnörgeleien
die wir murmeln
Ich wollte jede Pracht entfernen
meine Gedanken entblößen, brutal

Ich wollte Imbiss-Container nach unserer schlaflosen Nacht beschreiben
Ich wollte dir die Schrammen zeigen, am rastlosen Morgen gesammelt

Ich wollte über Bomben schreiben
und blutende Gliedmaßen
Augenhöhlen, geblendet
und Massaker an ganzen Nationen

Ich wollte Worte schreiben, ohne Reim
und ohne Schwung,
Worte, die wie Abschaum stinken
Worte, über das, was wir geworden sind
Ihr, versklavt von Euren Schwänzen
Wir, versklavt von der Geschichte,
von den gottverdammten Checkpoints der Armee
und den stachelverdrahteten Straßen
den Maschinengewehr Häuserblöcken
Arabische Studenten die Kunst gegen Steine eintauschen
Reifen verbrennen um Tod zu atmen schwarz
wie deine Augen

Ich wollte ein dreckiges Gedicht schreiben
wie dein Herz

wie viele andere, die ich aufzählen kann
wie die, die diesen Dschungel regieren,
den wir Zuhause nennen
denen mein Atem Geldhurerei
mein Lächeln ein Glücksspiel

Ich wollte über Hass schreiben
und Kinder die in diesem Augenblick sterben
Ich dachte
und wollte
Ich dachte den ganzen gewalttätigen Tag

es gibt nichts zu sagen

deine langen Wimpern sind auf deine Wange gebogen
du schläfst
es ist still
und ich liebe dich.

Übersetzt aus dem Englischen von Monika Rinck