Michael Speier
ringbahn berlin
ringbahn berlin
alles verschwindet glanzvoll
das fünfeck der jahreszeiten, grüner wein
dein mund, alles erscheint
wieder und wir in dieser winterlust
fahren, fahrn langsam (schnell
ist die geschwindigkeit der furcht,
verwüstung läuft auf vollen touren)
rätselhafte allegorien blitzen
wir finden uns langsam ein an der
glückbringenden strecke
der domaine de la folie wo es sich
hinbewegt, wo es gewesen ist
und erneuert stimmt:
wir fuhren in diesem zug
es hatte aufgehört zu schneien und der satz
es hatte aufgehört zu schneien hörte auf
es schneite, wir sahn hinaus, das fenster flog
es war nur kurz, zug um zug
liebten wir dieses vorbei.
alles erlaubte verrauscht, fenster
im volksmärchenschnee, wacklige kreuze,
dicht die lampengardinen im wehen
morgen, dahinter ein licht. welcher art
ist die welt, die du vom fenster aus siehst?
fensteraug‘, und die elemente des zeigefelds:
das gute ist einförmig, das schlechte viel
förmig aristoteles, fahrtausweise
prüfend, scheiben geprüft schon
von kids mit glaschneidern, wir sehn uns
vom fenster im fenster vorübergleiten
erblicken was wir blicken, optische
täuschung: zukunft erscheint wie höhe
geschichte wie fahren
im taubenrauch, in der geschälten frühe
immer die ringbahn, der epische faden
alles erscheint in (schon wieder)
gebrochnen lektüren, man begegnet sich
aber selbst, stablarven stehn
an der strecke fahrend stehn wir
in diesem verwunschenheitszustand
das fenster fliegt in die überstunde
dicht bei dicht stehn wir in diesem gedicht