Franzobel
Ode auf Mailand
Mailand, meine Lieben, hat etwas Kurioses.
Schon daß es einzig ist, unwiederholbar,
macht so schnell ihm keiner nach.
Mailand, meine Lieben, hat etwas Furioses,
leicht perverses, weil es so x-beliebig kommt.
So krummbeinig. So rundherum daher.
Es schmeckt nach Marzipan und Knoblauchbrot,
nach lauen Lüftchen, Huschhuschhusch,
nach Jetzt-will-ich-nicht-alleine-sein.
Kalt ist es wie Leberkäse, ausgeraucht,
und warm wie Spucke da im Mund.
Es grinst, wenn es die Gänsehäute
die Rücken runterlaufen sieht, und weint,
wenn man ihm ungerührt entgegentritt.
Mailand, es bringt nichts, nimmt nichts mit,
ist einfach da, macht sichs bequem.
Mailand, meine Lieben, ist etwas Kurioses.
Schon daß es einzig ist, unwiederholbar,
macht so schnell ihm keiner nach.