Birgit Kreipe
KINDERHEIM 8
KINDERHEIM 8
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jetzt wird es dunkel. kinderkobras, schwarze riemen
in ihren kisten, zischeln, richten sich auf. legen dürre schlingen
auf wände, teppich, die fensterbank. jeden abend umzingeln sie
den schlaf wie dunkle zinnen. die feuerwehr für verbrannte kekse
kommt nicht durch und die nachrichtenhexe schläft, die mutter
in ihrem traum aus bier –ich wirble mit kung-fu-armen die schlangen
in den fluss wie seile! wer kichert noch mit den fliegen? die kleine
geisha, die sagt, sie sei die empress schmerz, steht am fenster.
zeigt die biskuitweiße seite dem mond. hebt einen arm zum gruß
wie ein denkmal. zehn meter weit. sagt: du sollst verhungern. lacht.