Sascha Garzetti
Translator
on Lyrikline: 4 poems translated
from: bosnian to: german
Original
Translation
Kućni ljudi
bosnian | Almin Kaplan
1.
Kad majke ne bude, ostat će centrirane saksije sa cvijećem, posložene pokućne papuče, kišobrani i otac kojeg neće imati ko
Ispraviti ako zaspe
Uhero.
2.
U ljetna predvečerja otac liježe u bolesničku postelju. Tada boluje od nježnosti: kroz otvoren prozor komšijine kuće sluša vijesti, gleda nebo kako se mrijesti, prstom škaklja krak na zvijezdi
I pazi da ga ko ne vidi.
3.
Pred ljetni pljusak otac najlonom pokriva osušen duhan. Majka ispredkuće unosi obuću i mete avliju. Oboje, svako malo, nakostriješe se na nebo.
4.
Na samrti, dedo se najviše bojao da mu u fajercaku ne ponestane kremena. Pod jastukom je držao samar s kuće, u gaćama, umjesto pelena, novine...
Nakon što je umro, u pretincu klavirske stolice koju je koristio kao stol, ostala je gomila upaljača. Otvaralo ju je nas troje, pažljivo, kao da je unutra zvečarka…
5.
U kuću ulazi s naramkom drva. U kanti pod olukom smrzla se voda – govori dok sjeda za fildžan kafe
Kao za volan.
6.
Otac je dozidao još jednu sobu na kuću. Nakon što ju je okrečio, sad u zidove umeće utičnice i šuti
Bjelini gura prst u oko.
7.
Tetka je bolesna i slabo jede. Naumpalo joj noćas da bi mogla teleće pače
Imamo li broj – pita otac – onoga
Što kolje?
Tetka bi pače – jedni drugima govorimo.
Pače, pače – u život se umiljavamo.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: Haus für Poesie, 2022
Häusliche Menschen
german
1.
Wenn Mutter nicht mehr da sein wird, wird sie uns ihre Blumentöpfe hinterlassen, säuberlich aufgereiht, ausgerichtet auch die Hausschuhe, die Regenschirme aufgeräumt und Vater, für den es niemanden mehr geben wird
Der ihn aufrichtet, wenn er einschläft
In sich gesunken.
2.
An den Sommerabenden legt sich Vater ins Krankenbett. Dann fallen ihn allerlei Zärtlichkeiten an: Durch das offene Fenster des Nachbarhauses hört er die Nachrichten, sieht später dem Nachthimmel zu, wie er Laich ablegt, berührt mit dem Finger den Finger eines Sterns
Und gibt Acht, dass ihn dabei niemand sieht
3.
Kurz vor einem sommerlichen Regenschauer deckt Vater den getrockneten Tabak mit Plastikfolie ab. Mutter trägt die Schuhe ins Haus und kehrt den Garten. Und beide schielen sie hie und da himmelan.
4.
Kurz vor seinem Tod war Großvaters größte Sorge, dass im Feuerzeug der Zündstein ausgeht. Unter das Kissen schob er einen Firstziegel vom Dach seines Hauses, trug in der Hose anstatt Windeln alte Zeitungen...
Als er starb, blieb in der Lade des Klavierstuhls, den er als Tisch benutzt hatte, ein Haufen Feuerzeuge zurück. Wir drei öffneten sie so vorsichtig, als könnten wir darin auf eine Klapperschlange stoßen...
5.
Er tritt ins Haus mit einem Bündel Feuerholz im Arm. Im Eimer unter der Dachrinne ist das Wasser gefroren – sagt er, während er sich über die Kaffeetasse setzt
Als setzte er sich hinters Steuer.
6.
Vater hat noch ein Zimmer an das Haus gemauert. Nachdem er es gestrichen hat, bringt er Steckdosen an den Wänden an und schweigt
Drückt dem Weiß einen Finger ins Auge.
7.
Die Tante ist krank und isst schlecht. Gestern Nacht dachte sie unentwegt daran, dass sie noch einmal Kalbskopf essen könnte
Haben wir die Nummer von dem,
der schlachtet?, fragt Vater
Die Tante hätte gern Kalbskopf – sagen wir zueinander.
Und sprechen nur, um uns beim Leben einzuschmeicheln.
Die Übersetzung entstand während des Übersetzungsworkshops VERSschmuggel im Rahmen des poesiefestival berlin 2022
Jutro je i sunce gole krošnje
nosi kao rogove
bosnian | Almin Kaplan
*
Šleperi izviru iz noći
I uviru u dan
*
Dostavljači hljeba
Pozdravljaju prvačiće
Njihove glomazne torbe
Drže ih da ne odlebde
*
Mačka ide sredinom ceste
Pa sjedne
Repom se zovne
Pa se okrene
*
Konobar u tišini
Pije kafu
Palcem desne ruke
Miluje displej
Kične Papu
*
Djevojka iz kladionice
Kasni
Ponudu kao dijete
Nosi u naručju
Iz ruke joj visi
Grozd ključeva
*
Iz auta što je stalo pored ceste
Izlazi radnik treće smjene
Očima, kao plutenim čepovima
Začepljena mu lubanja
*
Na vrata kuće
Izađe djed
Ode do drva
Čučne
Kršne
*
Dva se čovjeka sretnu
Iz njihovih kesa
Štruce se gledaju kao psići
*
Argati na kući preko puta
Upale miješalicu
I tišina se ospe u pijesku
*
Jedna žena čeka autobus
Kad ga ugleda
Rukama se namješta
Na svilenoj bluzi
Popravlja kragnu
Vraća u gnijezdo
Štitnu žlijezdu
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: Haus für Poesie, 2022
Es ist Morgen und die Sonne trägt die nackten Baumkronen wie ein Geweih
german
*
Die Lastwagen entspringen aus der Nacht
Und fließen aus in den Tag
*
Die Brotlieferanten
Nicken den Erstklässlern zu
Nur ihre schweren Schulranzen
Halten sie davon ab, davonzuschweben
*
Eine Katze läuft mitten auf der Straße
Und setzt sich hin
Als die Schwanzspitze ihre Schulter berührt
Dreht sie sich nach jemandem um
*
Ein Kellner trinkt Kaffee
In seiner Stille
Mit dem Daumen der rechten Hand
Streichelt er den Bildschirm
Lässt den Papst verschwinden
*
Die junge Frau aus dem Wettbüro
Ist spät dran
Sie trägt die Wettprogramme
In den Armen, als trüge sie ein Kind
Aus der Hand wächst
Ihr eine Traube aus Schlüsseln
*
Aus einem Auto am Straßenrand
Steigt ein Arbeiter nach seiner Nachtschicht
Die Augen zwei Korken
Schließen die Welt aus
*
Der Großvater tritt
Aus der Haustür
Geht zum Brennholz
Kniet sich hin
Es knackt
*
Zwei Männer stehen beisammen
In ihren Tüten die Brotlaibe
Beschnuppern einander wie zwei Welpen
*
Die Hilfsarbeiter auf dem Haus gegenüber
Schalten die Mischmaschine ein
Zermahlen die Stille im Sand
*
Eine Frau wartet auf den Bus
Als sie ihn sieht
Macht sie sich zurecht
Zupft mit den Fingern am Kragen
Ihrer Seidenbluse
Bettet so den angeschwollenen Kehlkopf
Wieder auf sein Kissen.
Die Übersetzung entstand während des Übersetzungsworkshops VERSschmuggel im Rahmen des poesiefestival berlin 2022
Petarda
bosnian | Almin Kaplan
Na Badnju veče po kalendaru julijanskome
Mjestom u čije jame su ko mrve sa stola
Smeli Srbe nakon Drugog svjetskog rata
Odjeknu petarda ko krik iz nijema čovjeka
Kilavo se rasplozi iz sela od nedjelje snena
Pa se zebnjasto nadvi nad dolinom kovitlom
Ta petarda jedna nasjećajuć sjećanja iz vremena
Kad su nam djedi zemljom milili, logornici bilili
Bit će da je neka pravoslavna duša zalutala
Dovela dvoje svoje djece, iz grada Beograda
Da im pokaže kako je lijepa đedova ograda
Gdje je nekad bila stara kuća, guvno, pojata
Bit će da su te male ručice u draču ograde
Potpalile i bacile petardu tu jednu u selu
Pa se ona razlutala ko bolest od uha do uha
Na Badnju veče po kalendaru julijanskome
Zvuk te petarde u žeravu uzgargaša lug
U selu u kojem su nakon Drugog svjetskog rata
Mrtve s poda pomeli Srbe ko mrve sa stola
Da ne naograjišu stopala, djeteta koje uči da hoda
Oklen petarde u ovo hladno Badnje večer
Oklen to da se jame bezdane uskomešaju ko pčele
Da nas salijeću po kalendaru julijanskome
Da nas svojim mrakovima ugrću ko bičaljima
Oklen – baš sad da pukne petarda ta jedna
U selu u kojem nema odraslih, a kamoli djece Srba
Oklen to da ruke dječje u draču ograde krehnu
Petardu ko zvijezdu na ovom našem mračnom nebu
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: Haus für Poesie, 2022
Böller
german
An Heiligabend, nach julianischem Kalender
An einem Ort, in dessen Gruben sie die Serben
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten wie Brotkrümel
Zerriss ein Böller die Stille, als hätte ein stummer Mensch geschrien
Der Schrei entlud sich ungelenk in dem schläfrigen Dorf
Und legte sich zitternd über das aufgeschreckte Tal
Dieser eine Böller erinnerte vage an die Ahnung einer Zeit
Als unsere Großväter über die Erde hinkten, Lagerwachen waren
Es verirrte sich vermutlich eine orthodoxe Seele
Und brachte zwei ihrer Kinder mit, aus der Stadt Belgrad
Um ihnen zu zeigen, wie schön Opas Zaun war
Dort, wo mal das alte Haus stand, die Tenne, die Scheune
Es waren wohl deren kleine Händchen im Dornenstrauch
Die den Böller angezündet und geworfen, diesen einen
Dessen Erzählung sich verirrte von Ohr zu Ohr
An Heilig Abend, nach julianischem Kalender
Der Schall dieses Böllers fachte die Glut der Asche an
Im Dorf, aus dem sie nach dem Zweiten Weltkrieg
Die toten Serben fegten wie Brotkrümel vom Tisch
Damit sie nicht in die Sohlen der Kinder drangen, die laufen lernten
Woher kommt der Böller an diesem kalten Heiligabend
Wie kommt‘s, dass sich die Gruben wie Bienenschwärme regen
Dass sie uns bestürmen an diesem Heiligabend
Dass sie uns ihre Finsternis um die Schultern legen wie ein Lammfell
Wie kann’s sein, dass gerade jetzt dieser eine Böller knallt
In dem Dorf, in dem es keine erwachsenen und schon gar keine jungen Serben gibt
Dass Kinderhände im Dornenstrauch einen Böller anzünden
Wie einen Stern an diesem uns'rem dunklen Himmel
Die Übersetzung entstand während des Übersetzungsworkshops VERSschmuggel im Rahmen des poesiefestival berlin 2022
Bijelo
bosnian | Almin Kaplan
Nikad nisam bio u Srebrenici
I nikad me tamo neće biti
Tamo su oblaci teški
Tamo su oblaci teški
Tamo jezik zadeblja od
Slova kojim se izgovara Srebrenica
A mjesec nije srebro
Već željezo, zahrđalo
Noge ti oteknu
I bole – kažu
U rane ti se pretvori tijelo
I vrazi ih sole
A oči bole, bole, bole – od bjeline
Od hrđe, od soli i od navala svojine
Svaki cvijet je tvoj, i svaka vlat trave –
u člancima noge lomi
I oblak se onaj tugom tovi
K’o krme pred klanje
Pred klanjanje ciči zrak
I ruke škripe
I zubi ti, kažu, ispadaju od sebe sami
Da označe put do kuće
Da se ne izgubiš u gustišu polomljenih vlati
Jer kažu, k’o mrav si, tamo, u Srebrenici
K’o pijanac – hodaš i udaraš u nišane
Koji nikako da nanišane
Božije lice
I pitaju ga
Zar ima obraza
Za ptice iznad Srebrenice
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: Haus für Poesie, 2022
Weiß
german
Nie war ich in Srebrenica
Nie werde ich dort sein
Dort sind die Wolken schwer
Dort sind die Wolken schwer
Dort schwillt die Zunge an unter
Den Buchstaben, mit denen man spricht: Srebrenica
Der Mond aber ist nicht silbern
Sondern eisern, verrostet
Die Beine schwellen dir an
Und sie schmerzen – sagt man
Dein Körper wandelt sich, wird zur Wunde
Und die Teufel streuen Salz darauf
Und die Augen schmerzen, schmerzen, schmerzen – vom Weiß
Vom Rost, vom Salz, von dem, was dich ergreift
Jede Blume gehört dir, und jeder Grashalm –
Genug, dir das Fußgelenk zu brechen
Und die Wolke, jene dort, an Trauer übersatt
Wie’n Schwein vorm Schlachten
Vor dem Gebet dringt ein schrilles Fiepen
Durch die Luft, die Hände knirschen
Und die Zähne, sagt man, fallen dir von alleine aus
Um dir den Weg nach Hause zu zeigen
Damit du dich im Dickicht gebrochener Halme nicht verlierst
Zu 'ner Ameise wirst du, dort, in Srebrenica, sagt man
Läufst wie ein Säufer den Visieren auf den Grabmälern entgegen
Ach, könnten sie doch besser zielen
Auf das Gesicht Gottes
Und ihn fragen
Ob er sich nicht schämt, die Vögel weiter
Fliegen zu lassen über Srebrenica
Die Übersetzung entstand während des Übersetzungsworkshops VERSschmuggel im Rahmen des poesiefestival berlin 2022