Nino Popiashvili 

Translator

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in meinem Dorf nie – in anderen
traf ich sie

Aus der Rippe
des schlafenden Baumes
schufen sie uns und hauchten uns Seele ein,
um uns abzustauben
und den Körper eines andren ertragen zu lassen.
Wir sind ein wenig größer als ihr,
schauen immer unsere Hutfeder an,   
um euer Gesicht nicht zu sehen,
und damit die Augen
aus gekneteten Kohlen,
wie Brillen aufgemalt,
nicht still die Träne lernen.
Wir haben keinen Mund,
können nicht atmen –
die Luft, die von den löchrigen Zähnen
eurer Säge sich in uns stahl,
ist noch in unseren Lungen – reicht zum Stehen,
und nur dann lassen wir sie aus,
wenn uns die Säge wieder
als nasser, kalter Gürtel umgeschnallt wird.
Wir haben keine Zunge,
mit euren Äxten bissen wir sie ab,
um den ausgemergelten Krähen 
nicht von Gärten ohne uns zu erzählen.
Wir haben keinen Fuß
und nur als Schatten schritten wir herum,           
wenn uns der Wind von hinten plötzlich stößt.
Der Traum, an den wir uns klammern, 
erzählt von leerem, stillem Himmel,
von Flinte und verstreuten Federn
und heißt freie Gärten.
Der Traum, an den wir uns klammern,
ist so kurz und heißt Sterben,
ist so kurz und wir haben Angst –
auf dem Körper sträuben sich uns bunte Lumpen,
den Rücken hinunter rinnt uns kaltes Moos.
Auf den Händen die lange Lebenslinie,
die sie uns mit Taschenmesser einritzten,  
kommt und schneidet sie schnell durch,
kommt und werft uns schnell auf die Wolkenhaufen
um für die Gärten anderer Sommer
die gefrorene Rippe
aufzuwärmen.

mitzuhören
Tuxedomoon – soma

Kann nicht mehr sagen:
du fehlst mir.   
Es ist so verfehlt
wie der Kummer,
den wir tauschten statt Ring,   
und in Schlaf verfall ich. 
Schlaf.
Da ist Dorf.
Hütten blieben noch
und Regen blieb,
ein wenig Rauch
(sterbender Zug am Kamin)
und wir blieben,
denn die Stadt,
wie Tabak kaute spuckte sie uns aus –
auf mattem Asphalt schmerzten gespaltene Wörter,
um einander zu treffen
nehmen wir die Augen wieder als Krücken. 
Und Regen blieb,
Regen – in Hütten,
doch dort, daneben,
in Hütten des Frühlingsregens –
kam der alte Mond vorbei.
Jetzt werden wir wieder mondnass
und ich wiederhol dir:
das Kommen des Frühlings entkleidet die dürren Bäume,
im Winter stehen die Bäume wie in Paradies,
im Winter stehen die Bäume wie in Paradies,
das Kommen des Frühlings entkleidet die dürren Bäume,
und die dürren Bäume schämen sich der grünen Augen
und du fehlst mir,
kann nicht mehr sagen,
denn es ist verfehlt,
wie der Ring,
den wir tauschten statt Gedanken   
und in Lachen verfall ich,   
Lachen,
denn vielleicht sind wir verfehlt  
und gestern,
nachmittags,
schaufelte ich Nacht auf den weißen Sarg deiner Mutter
und im bunten Sarg deines Vaters
erwachte der hungrige Wurm
und schlich in den Sarg deiner Mutter.

Du bist mein Mann –
bist Herakles.
Jeden Abend
ziehst du in den Krieg,
jeden Morgen
kehrst du nicht zurück.
Deinen müden, staubigen Körper
wasch ich mit Milch und Öl,
setz mich ans Kopfende –
deine schöne, trauernde, treue Frau.
Du bist mein Mann –
bist Perseus.
Jeden Abend
ziehst du in den Krieg,
jeden Morgen
kehrst du nicht zurück.
Deinen müden, staubigen Körper
wasch ich mit Milch und Öl,
setz mich ans Kopfende –
deine schöne, trauernde, treue Frau.
Du bist mein Mann –
bist Theseus.
Jeden Abend
ziehst du in den Krieg,
jeden Morgen
kehrst du nicht zurück.
Deinen müden, staubigen Körper
wasch ich mit Milch und Öl,
setz mich ans Kopfende –
deine schöne, trauernde, treue Frau.
Die engen Schultern – dein enger Gesichtskreis,                        
ich roll dir die Zunge als roten Teppich aus –
Held, zieh los ...
Und weil die Helden die Schlacht nicht lebend verlassen,
bereitet deine Frau dir von deinem Blut ein Bad.
Du bist mein Mann ...

1. über Liebe

Ein augenoffener Schlaf ist meine Liebe,
mein täglicher augenoffener Schlaf,
augengeschlossenes Seiltanzen
wie
leicht ist es,
wenn du es schaffst,
die Wimpern – angeklebt mit Wachs –
einmal zu schließen,
dann kannst du auch Berge versetzen
oder abgetrennte Gliedmaßen –
durchgesägte Knochen.
(Hier muss man den Schwerpunkt wechseln)
es schmerzt –
manche halten es aus.

2. Suliko

„Eine Sache gilt nur dann als Schatz,
wenn sie so lange verborgen gelegen hat,
dass der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist.“
(Zivilgesetzbuch, Art. 192)

Such ich ach das Grab meiner Liebsten!
Ich begrub sie lebendig,
begrub sie lebendig,
weine,
salzige Kugeln in die Pupille zielen,
lange Zeit vergnügte uns
solches Schießbudenschießen,
Eines Tages sagte sie mir – Vielleicht lässt du mich gehen?
Ich ließ sie gehen, wer tröstet mich nun?
Ich begrub sie lebendig,
hungrige Heldin wandernd in den Träumen des andern.

Such ich das Grab der lebenden Lieben.

3. Schlaflied mit Autohupen im Hintergrund

Ein Morgenstern ist mein Kind,
wenn es aufwacht, leuchtet es,
Ein Abendstern ist mein Kind,
es leuchtet, wenn es einschläft –
Hupen, Schritte, Reifen
greifen über
auf Wege, Pflaster und Plätze,
und als Preis für das Leuchten
werfen sie uns rostige Münzen zu.

4. Schlaflied für meine Mutter

Schließ die Äuglein – Lüge ist eine Wundersalbe.
Schließ die Äuglein – Vater arbeitet, kommt bald.
Schließ die Äuglein – Staub ist Engelsflügel.
Schließ die Äuglein – der da sitzt ist ein Engel.
Schließ die Äuglein – lass die Äuglein zufallen und die Krankheit
geht vorbei,
schlaf
ruh dich aus von der Liebe.

Ein augenoffener Schlaf ist meine Liebe,
mein täglicher augenoffener Schlaf.

I
Mein Brunnen trocknete aus
die Tropfen hängen als Frucht auf Bäumen,
ich hab keine Heimat.

II
An der Tür der Türnachbars – an der Tafel
löste ich ein Beispiel –
Kubikwurzel der Pflanze
und Füße in Steigerungsform von Laufen,
ich hab keine Heimat.

III
Ich bin das Tote Meer
hier ist auch das Salz tot,
auch Zungenspitze kann es nicht verlebendigen,
auch zwei Zusammenflüsse nicht
Syrdarja
Amudarja –
die Brust, die du trinken sollst.
Ich hab keine Heimat.

IV
Sag mir nicht, dass du mich liebst,
ich will es nicht und die Ohren
halte ich mir zu,
stopfe Wunden zugefügt mit Stimme,
ich habe keine Heimat
und Liebe hat keinen Sinn
und vielleicht gebäre ich im Meer.

V
Mein Brunnen trocknete aus
die Tropfen hängen als Frucht auf Bäumen,
ich hab keine Heimat.   

Wer seinem Abgasatem folgt
in eine fremde Gegend –
sucht einen Grund zum Weglaufen,
denn eines Tages
füllt sich jede Scheune
und sogar gekochter Weizen wogt.
Wer von den Wolken
ins offene Meer fällt –
sucht einen Grund zum Weglaufen,
denn kein Meer,
auch nicht das Schwarze,
kann dich ertränken,
selbst wenn es deinen Namen trägt.
Wer mit der eigenen Haut bezahlt,
heuert einen Wächter an –
sucht einen Grund zum Weglaufen,
denn einmal
schläft jeder Drache ein,
wird jede Vorsicht und Wachsamkeit
überwunden.
Wer auf dem Feld Zähne sät,
erntet Hunger –
den nötigen Grund zum Weglaufen,
denn jedem aus der Erde sprießenden Riesen
frisst die Maulwurfsgrille
die Wurzeln.
Wer sich in einen Fremden verliebt
(Schnelldampfer),
sucht einen Grund zum Weglaufen,
denn jeder kehrt an das Flussufer zurück,
an dem er die eine Sandale ließ.

Du, dich suchend,
komm mir nicht nahe,
du durchwachst die Nacht im Feld,
lange schon bringen die Flüsse kein Gold mehr,
nur die Fische glitzern,
und die Entfernung zwischen den Wörtern
eitert mir,
heilt nicht ...
Wenn die Wege nicht wären,
würd ich dich verlassen,
würd ich dich langweilen ...

Und so ruhig,
wie die Nymphe sich mit Milch wäscht –
such auch ich einen Grund zum Weglaufen –
hab unsere Kinder getötet ...