seuil 1 – naissances

je suis née sur les bords
de la mer du soleil couchant
la grande mer la très verte
la mer des Philistins
celle qui baigna Carthage
la mer blanche intérieure des Arabes
dont les chevaux déferlèrent sur les rives

*

algue j'ai grandi vague poisson
étoile aux multiples branches
la première lettre de l'alphabet
incrustée sur le front

*

à sept ans je nageais sur les eaux noires
dans le chemin de lumière que traçait la lune
j'allais jusqu'à l'impasse du soleil
jusqu'au pays des limites
je prenais des leçons de mirage
scribe intemporel
appliqué à calligraphier les siècles
à l'encre bleue de la mer

*

à neuf ans je découvris éblouie une ville engloutie
au retour je mis mes ailes à sécher sur les dunes
je comptais les pierres avant de les ramasser
j'avais deux visages je vivais dans deux mondes

*

à onze ans je ne parlais déjà plus à personne
pourtant une langue naissait dans ma bouche
je cherchais dans le silence les secrets du poème
essayais de me définir dans l'ordre des clartés
sous son voile blanc derrière ses paupières fardées
ma ville gardait ses mystères
ne se consolait pas de sa beauté perdue
la porte de la mer n'ouvrait plus sur le large
négligeant nos plus belles légendes
nous vivions nos jours et nos nuits assis
autour du marbre d'une fontaine tarie

*

à seize ans j'avais le sourire grave
de qui rêve d'évasion
j'avais deux visages je vivais dans deux mondes
merveilleusement immobiles
des sphinx aveugles peuplaient mes jardins de sable
des oiseaux de feu traversaient mon ciel
fissures de silence dans le lent travail du jour
avec la mort pour horizon la mer nous retenait
ses cuisses de méduse ondulant sous nos doigts

*

nous vivions nos jours et nos nuits assis
autour du marbre d'une fontaine tarie
la porte de la mer n'ouvrait plus sur le large
des sphinx aveugles peuplaient mes jardins de sable
on y fit planter un palmier qui bientôt caressa les nuages
je restais à ses pieds les yeux au ciel
ma grand-mère apparut
c'est un signe dit-elle tu vas nous quitter
fit les recommandations d'usage
versa l'eau verte sous mon pas
pour que tu reviennes un jour dit-elle
déjà j'étais sur l'autre rive

*

à quarante ans toujours habitée par mes ombres
entre passé et avenir
je suis de mon enfance et donc de nul ailleurs
je me souviens d'une nuit jeune
vécue au rythme de la mer
il y avait entre le monde et moi
tant d'espace et si peu
l'enchantement la connivence
c'était avant la lente agonie de la planète
avant la fissure du masque
j'avais deux visages je vivais dans deux mondes
je rêvais des rides du désert
face à l'étreinte bleue de l'horizon

*

je suis de mon enfance et donc de nul ailleurs
quelle vérité découvrir alors
que celle du soleil de chaque jour
celle d'une pluie de sable dans ma main ailée
la grande voix du monde
dans la trame unique
de la langue patiente qui me fut donnée

*

moi qui ne fais que revenir qui ne fais que partir
chaque seuil franchi
j'avance vers ma mort vers le premier jour
ainsi se creuse notre solitude
comme on explore au fond d'un puits sans eau
pour l'ombre rien que pour l'ombre
et face à soi-même
ce lieu où gît un reflet de la lumière

*

loués soient les deux syllabes libres du soleil
l'archipel du silence où je trouve les mots
le voyage de seuil en seuil qui est le vrai voyage
loué soit celui qui s'égare
celui dont la parole est dans l'écart
loué soit le monde parce que tout existe
ailleurs que dans le poème et en lui

*

toujours entre passé et avenir
j'ai voulu trouver celle qui devait être
je cherche désormais celle qui fut
je suis de mon enfance et donc de nul ailleurs
minuit de lumière alphabet du rien
mer blanche mer du soleil couchant
grande mer intérieure à l'ouest de nos rêves

© Amina Saïd / La differance, Paris
从: La douleur des seuils : Poemes
Paris : Editions de la Difference, 2003
录制: 2002 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

Erste Schwelle – Geburten

ich wurde geboren am Ufer des Meeres
der untergehenden Sonne
des großen sehr grünen Meeres
des Meeres der Philister
das Karthago umspülte
des weißen Binnenmeeres der Araber
deren Pferde an die Ufer brandeten

*

ich wuchs auf als Alge als Welle und Fisch
als vielzackiger Stern
mit dem ersten Buchstaben
des Alphabets auf meiner Stirn

*

mit sieben Jahren schwamm ich auf den schwarzen Wassern
im Lichtpfad den der Mond mir vorgab
bis zur Sackgasse des Sonnenlichts
zum Land der Grenzen
ich lernte alles über die Fata Morgana
war ein zeitloser Schreiber
und zeichnete mit der blauen Tinte des Meeres
die Kalligraphie der Jahrhunderte

*

mit neun Jahren entdeckte ich bezaubert eine versunkene Stadt
auf dem Heimweg trocknete ich meine Flügel auf den Dünen
ich zählte die Steine bevor ich sie aufhob
ich hatte zwei Gesichter ich lebte in zwei Welten

*

schon mit elf Jahren sprach ich mit niemandem mehr
obwohl in meinem Mund eine Sprache wuchs
ich suchte im Schweigen das Gedicht zu ergründen
versuchte mich zu bestimmen nach der Ordnung des Wissens
unter weißem Schleier hinter geschminkten Lidern
wahrte meine Stadt ihre Geheimnisse
war untröstlich ob ihrer verlorenen Schönheit
vor dem Tor zum Hafen lag nicht mehr das weite Meer
unsre schönsten Sagen mißachtend
wir saßen tage- und nächtelang
um einen versiegten Marmorbrunnen

*

mit sechzehn Jahren lächelte ich ernst
wie einer der vom Entkommen träumt
ich hatte zwei Gesichter ich lebte
in zwei wundersam reglosen Welten
blinde Sphinxe bevölkerten meine Gärten aus Sand
an meinem Himmel flogen Feuervögel
Risse der Stille im langsamen Werk des Tages
der Tod war uns Horizont das Meer hielt uns zurück
unter unseren Händen wogten seine Quallenarme

*

wir saßen tage- und nächtelang
um einen versiegten Marmorbrunnen
vor dem Tor zum Hafen lag nicht mehr das weite Meer
blinde Sphinxe bevölkerten meine Gärten aus Sand
man pflanzte dort eine Palme die bald die Wolken streifte
ich blieb an ihrem Fuß und schaute zum Himmel
meine Großmutter erschien
das ist ein Zeichen sagte sie du wirst uns verlassen
sie gab mir die üblichen Ratschläge
goß vor meinen Füßen das grüne Wasser aus
damit du wiederkommst sagte sie
ich war schon am anderen Ufer

*

mit vierzig wohnen noch immer meine Schatten in mir
zwischen Vergangenheit und Zukunft
gehör' ich in meine Kindheit und sonst nirgendwohin
ich erinnere mich an eine junge Nacht
die ich im Rhythmus des Meeres erlebte
zwischen der Welt und mir
zugleich soviel und so wenig Raum
Verzauberung und heimliches Einverständnis
das war vor dem langsamen Sterben des Planeten
vor dem Riß in der Maske
ich hatte zwei Gesichter ich lebte in zwei Welten
ich träumte von den Rippeln der Wüste
vor der blauen Umarmung des Horizonts

*

ich gehöre in meine Kindheit und sonst nirgendwohin
welche Wahrheit gilt es da zu entdecken
als die der Sonne jedes Tages
des Regens aus Sand auf meine geflügelte Hand
die starke Stimme der Welt
im einzigartigen Gewebe
der geduldigen Sprache die mir gegeben ward

*

ich kehre nur immer wieder und breche auf
ich bin über jede Schwelle getreten
ich geh meinem Tod und dem ersten Tag entgegen
so vertieft sich unsere Einsamkeit
so wie man einen Brunnen ohne Wasser ergründet
auf der Suche nach nichts als Schatten
und gegenüber der Ort
auf dem ein Widerschein des Lichtes liegt

*

gepriesen seien die beiden freien Silben der Sonne
der Archipel des Schweigens wo ich die Wörter finde
die wahre Reise von Schwelle zu Schwelle
gepriesen sei der sich verirrt
der mit dem abweichenden Wort
gepriesen sei die Welt wo alles Dasein hat
sowohl im Gedicht als anderswo

*

immer zwischen Vergangenheit und Zukunft
wollte ich jene die sein sollte finden
nun suche ich die Gewesene
ich gehöre in meine Kindheit und sonst nirgendwohin
Mitternacht des Lichts und Alphabet des Nichts
weißes Meer der untergehenden Sonne
großes Binnenmeer im Westen unserer Träume

Übersetzt aus dem Französischen von Rüdiger Fischer