Ulrike Draesner
was brauchst du zu wachsen
wenn du mich in den dichteren wald
schiebst
wird alles biberhaft genagt aber
sicher
und ich spreche in die kupferne schale
um zu hören wer wir sind
saturn schickt seine ringe
bloß
der normale mensch ist jetzt betäubt
ich aber falle in die abendstunde
und werde dein späterer geist
denn auch wir hören vögel die es sichtbar
nicht gibt
und haben überall öffnungen für zeiten und
übungen der trance
die ein anderer dem alternden körper
schenkt
ganz beziehungsorgan wie man immer
dem kind hielt die hand bei eingriffen
egal wer die verlorenen die aus den augen
die nicht gekannten nur
gestreiften menschen waren der biberwald
der see und wie eingeht und aus
die abhängigkeit
der betäubung vom kopf
das alleinsein
in dem immer wieder atmete
schwankend ungehalten
gemischt und in mir
der pechvogel
(auch nager, biber
am knochen)
als die
gebrechen begannen
die erinnerung an konfetti und scherz
und immer wieder die tröstlichen häher
abnäher der sprache: offen im rücken
das krankenhaushemd die sorgfalt des druckes
auf den stoff (menschenstoff): sorgfalt
und ohr
(leises biberkauen) sie stechen
und suchen
überall
wenn sie mich in den dichten dunkleren
forst schieben die kleinere schrift
(nicht zaghaft doch jagt und jammert
der puls) fallen mich
an den erzeugten (nicht
gerissenen)
hörenden sorgenden stellen
suchen und finden als
wäre gesundheit der entlaufene (fröhlich
springende hund)
als er noch nicht diesen saum hatte das alter
(die leber) – und ich
mich
weder ein noch aus als fragment sah
(und das mit posaune) - schau:
ich schreib
langsam und halte das ohr (von unten
vom außen des sees) in die immer wieder
tauchende liebe
(sich färbende?, ungehaltene?
steine am ufer)
und weiß
was ich denke weiß nicht
ich. morgen im wald, morgen im tau
dehnen backsteine gleise sich
werden andere hälse betäubt und ein kind
das meines ist sagt, „bist nicht untergegluckert“
bist. ob (ich) ihn ziehe
den wandel, den wald? morgen
lichter morgen ein anker
altes geräusch
was brauchst du um
mit 50 noch einmal
zu wachsen?
zuwendung (wendung innere wände
zu beruhigen
die kappen)
obwohl wörter wieder erscheinen das mehrdeutige
„verlust“
der ragende fühler „ärger“
das bild einer ziege mit hörnern
in grün umbraut von einem bart
gehütet von dem kind das du warst um dich
zu entwanden
(dort, wo du klein bliebst: altrosa
gefleckt) was brauchst du
um zuzulegen
hölzchen zu türmen
und zu nehmen um hölzer zu ziehen
mit all
deinem geschick
auf dass abhanden komme
auf dass aus den händen falle
das auf dich zukommende
nocturne (wie willst du – und an einer kirche
unter einem baum) in asche?
in einem
gefäß?
und den knappen siehst die ziege
führen die gesenkten gesichts
am hanfseil trabt
ihren hanffarbenen körper einer wolke
gleicht nur
das kupferne auge
über den glatten
sich wölbenden steinen blinkend
des grats
geplünderter
chopin, gespielt mit der hopsenden
furchtsamen hand
was brauchst du um zu wachsen
dir selbst ans herz
gewachsen
allmählich zieglich
zufrieden
(bei dir) zu sein
brauchst du während noch immer
draußen (die betäubung sich
hebt aus dem kopf) alles fliegt
leichte verbindungen
clouds über dir
(ast)
faserchen
geduld der luft
angel der tür
und später, viel später: chopins
kleine hand
nocturne