Nadja Küchenmeister
unter dem wacholder
unter dem wacholder
I
unter dem wacholder liege ich und träume dir zu.
ich erinnere mich. wir berühren uns nicht. keine
scham. kein nervenflattern reicht an mich heran.
keine gewaltigen stürme, die sonst immer nahen
nahen. trockne ich die netzhaut ab, mein ganzes
leben lang? vielleicht singe ich auch oder falte
die hände über dem bauch und warte. etwas betet
in mir. wer in die wüste geht zum sterben, der kann
sterben oder unter dem wacholder noch den rest vom
leben erben: in der bibel käme jetzt ein engel zu elia
aber hier? rette, was es noch zu retten gibt. ich träume
von sternen, träume von dir, wie von einer wasserquelle.
II
da versickerst du vor mir, wie auch ein stern versickert
in der dunkelheit. ist das nicht kurios. ich träume
schwarzen raum, in dem sich körper umeinander drehen
und in der schwebe halten, so wie wir. und irgendwann
das lässt sich leider nicht vermeiden, elendig zugrunde
gehen. nur, dass sie gar kein elend spüren, wie ich in mir.
man hat ein teleskop, mehr hat man nicht. oder aber man
hat keines, so wie ich. dann hat man nur, was sich im geist
zu keinem ganzen formen will, mit ausnahme der furcht
vor dir. der ganzen großen furchtsamkeit. körper drehen
sich im all, so lange sie sich drehen können, tanzen sie
wie du mit mir. ach, könnten die körper doch telefonieren.
III
ab und an ein sonnensturm, keiner redet mehr
davon, sobald es wieder ruhiger wird. bleibe also
innerlich. man geht. man ist gegangen. man hat
sich ausgewrungen. man war ein schwamm. tage.
nächte. wochenlang. verrückt. ich schlief und trauerte
im traum um dich. ich rief und schauerte im raum
um nichts. es falten sich ganze berge in mir
die ich nicht zu bezwingen wage. ich bin versehrt.
ich bin ein bergmassiv. und durch die berge führen
gänge und durch die gänge rinnt etwas, seit anbeginn.
wie gut ich mich erinnern kann. es ist noch alles in mir
drin. ich erinnere mich. wir berühren uns nicht, nie mehr.