Silke Scheuermann
Medusas Frisör
Geschwätzig wie ein Faun verstummt er
erst vor seiner liebsten Kundin
krault unter Seufzern hinten ihren Kopf
droht mit der Schere zärtlich allen
schwarzen Schlangen und leise sprechend
hat er schwupps
die Finger in den kalten Schuppen drin
säbelt die Spitzen ab schafft ringdicke
Fleischscheiben weg Manchmal legt er
die Schere hin modelliert und steckt fest
Es heißt er mache auch Liebe so: mit freien Händen
Er ist neu und brillant ein Frisör für Verfluchte
Buddha der Kämme Held der Shampoos
Doch verschwindet die Kundin verwandelt er sich
zurück zum krummrückigen Schnippler ist
Endstation aller Sagen
Dann wirft er Klatsch zu den Haaren
und es wimmelt der Boden
Medusa die ist
früher eine zauberhafte Frau gewesen
langlang vor ihrer Metamorphose
dem Fall aus dem letzten Kapitel