Der mit Rauhreif bepuderte Clown fällt mit der Grazie einer Spinne vom
Himmel. Gereizt und vereist. Mit einer schwarz gemalten Träne unterm weißen
Auge, wie ein umgekehrtes Ausrufezeichen, erscheint er gezierter als eine
Mondsichel. Vor ihm purzelt der August herab. Man könnte ihn für ein
Kaninchen halten. Im Nu liegt der Tollpatsch auf dem Boden, unter dem
Donner der großen Trommel. Und die Blechinstrumente erschauern!
Die Erde ist sein Element. Rote Haare, Rübennase und bewegliche Ohren, die
Wasserstrahlen spritzen; aus schöner, grell bemalter Erde ist der August, sein
Mund wie der Schlitz einer Sparbüchse. Wenn seine Sätze weder Hand noch
Fuß haben, hält er sich an seiner Hose fest und ist mit einemmal wieder auf
den Beinen. Was für eine Kraft!
Aber warum diese riesigen Schuhe? Sie hindern ihn am Gehen. Er flattert wie
eine Ente umher. Bestimmt würde er gerne fliegen, daher die Sprünge, die
Purzelbäume, die Schläge in die Luft. Er tanzt mit Ellbogen und Hüften. Er
wackelt mit dem Hintern und balanciert auf dem hohen Seil unseres
Gelächters.
Wenn der Tänzer springt, wie das Phantom einer Rose, trippelt der Clown auf
einen Lichtflecken zu, den er ergreifen und an sein Herz drücken möchte.
Wenn jeden Abend bei den Acht-Uhr-Nachrichten im Fernsehen die
Totenglocke läutet und der hühneräugige Sprecher die Leichen zwischen
meinem Löffel und meinem Suppenteller ablegt, höre ich das schallende
Lachen der Clowns.
Wenn Dschordsch Dabblju in Bagdad auftaucht, mit einem gebratenen
Truthahn auf dem Arm, rufe ich die Clowns zu Hilfe. Wie in Hamlet. Denn in
Hamlet graben die Clowns Ophelias Grab und bilden mit ihrem Gesang den
Auftakt zum Höhepunkt am Ende einer Tragödie, wo alle sich auf alle stürzen.
Aber sagen Sie mir, wen man heute begräbt. Und lassen Sie die Clowns herein!
Übertragen von R. Fischer
Der Clown
Der mit Rauhreif bedeckte Clown fällt vom Himmel mit
der Grazie einer Spinne. Eiskalt und angewidert. Mit der schwarz gemalten
Träne unter dem weißen Auge wie ein umgekehrtes Ausrufe-
zeichen wirkt er gekünstelter als eine Mondsichel.
Der Dumme August vor ihm reißt aus.
Er wirkt wie ein hoppelnder Hase. Haste was kannste findet
der Tolpatsch sich auf der Erde wieder unterm Donnern
der großen Trommel. Und das geblasene Blech erzittert!
Die Erde ist sein Element. Mit seinem roten Haar, der Knollen-
nase und den Wackelohren, die Wasserfluten speien,
spielt der Dumme August schöne buntbemalte Erde,
sein Mund wie eine Sparbüchse geschlitzt. Wenn er sich mit seinen Reden
nicht auf den Beinen halten kann, packt er sich selbst
am Hosenboden, stellt sich mit einem Ruck auf die Füße. Hat der
eine Kraft!
Aber wozu die Quadratlatschen? Sie stören
beim Gehn. Er schlägt mit den Flügeln wie eine Ente.
Zweifellos flöge er gern, daher die Sprünge, die Purzelbäume,
die Kinnhaken, die er der Luft versetzt. Er tanzt
mit Ellbogen- und Hüftenschwung. Er tanzt mit wackelndem
Hintern und steigt balancierend auf das gespannte Seil
unseres Lachens.
Wenn der Tänzer, das Trugbild einer Rose, hüpft,
nähert sich der Clown im Trippelschritt einem Lichtfleck, den
er packen und ans Herz pressen möchte.
Wenn abends die Totenglocke ertönt, um 20.00, zur Zeit
der Tagesschau, und der Sprecher mit den Augen eines Huhns
die Toten zwischen meinen Löffel und den Suppenteller legt,
höre ich das Gelächter der Clowns.
Wenn Georges Dobeliou in Bagdad erscheint mit einer gebratenen Pute
auf dem Armen, lege ich Protest ein bei den Clowns.
wie im Hamlet. Denn im Hamlet sind es
die Clowns, die Ophelias Grab ausheben
und mit ihren Liedern das Vorspiel bilden zum krönenden
Abschluß einer Tragödie, wo sich alle auf alle
stürzen. Aber sagt mir, wer heute begraben
wird. Und laßt mir die Clowns herein!
Aus dem Französischen von Roland Erb
© Printemps des Poètes