Wilhelm Bartsch
[Kunstberg]
[Kunstberg]
Klobikau nennt sich ein Kunstberg der Urknallgewalt.
Unheimlich, wie aus dem Nichts, wuchs der Petersbergbruder
über dem ältesten Landkreis von Deutschland als Wächter,
dann als ein nuklearer Zwingherr der Welt.
Leer sind seit langem die Midgardschlangensegmente,
lehrreich und scharf sind nicht länger die Sushis des Schreckens,
längst stockt die Sojasoße des Teers auf den Toren.
Was noch zu sagen ist, rieselt Beton, der auf Reis macht.
Meterdick lastet und raugelb der Stahl, doch er schwebt auch
über dem trügenden Grundbuch der Geiseltallandschaft,
wo, ist der Text hier sediert längst, was Geisel hieß, fließt,
wo schon jetzt hörbar ein Lied weht jenseits des Menschen.
Klobikau nennt sich ein Grab der verwirklichten Träume,
Zaubernuß, Urpferd und Tagebau, kalkiges Machthirn,
alles ist drin, von tiefst unten zuoberst. Und dennoch
wächst für die schönsten Geosekunden der Wein
über dem Geiseltalsee. Aus Südafrika fliegt nun
wieder der Bienenfresser, der Prallhang und Schüttgut
liebt und sich Heimat wie wir in das Haltlose bohrt.
Oben im Krügerpark wandern in Herden die Büsche
über den blühenden Abraum der Halde und ringsum
macht auf dem Schachbrett wie immer sich endspielbereit
Deutschlands Mitte mit seinen alten zerwölkten Figuren.
ca. 2003/2018/19