Ursula Krechel
Habe und Gabe
Habe und Gabe
Hätten Sie Hände gehabt wie Falterflügel
marmoriertes bestäubtes Weiß
die Läufe hinunter zu Boden geschmettert
Knochengewandtheit, Gewänderverkleidung
so mager und behende wie eine Peitschenschnur
große glückliche Mattigkeit nach einer Reise
Reise, die wie eine Rast war auf der Flucht
vor anderen Reisen, aufgebrochen und nie
im Fluß der Sprache ausgetrocknet, uferlos
hätte ein Flügel die Tasten erhoben
und eine unendliche Musik flösse aus
als gegeben betrachtet die Spannweite der Hände
gegeben auch Vermutungen, stillstehende Sandalen
hätte ein Ton geklungen wie -
kaum erblüht die Panikblüte und schon
von Disteln und Dornen erstickt
aufgewirbelt die Staubspiralen und der Anschlag
energisch (wie bleistiftgespitzt) träten Sie mir nah
Sie gäben eine Hand, die zittert, endlich ungeduldig
unendlich ferne graue Hügel vor Augen und die Tasten
schwarz und weiß von Flechten bedeckt, Gewieher
mehrere Schichten Mousseline übereinander, erst das Kleid
den Händen verfallen ohne Worte ohne Knöpfe
getastet, doch die Träger kommen im Troß, husten
ohne Worte in der sternlosen Nacht
in der die Tiere wachen, Ohren und Augen
wie Trichter, wären Sie durch Zeitalter gehastet
wie durch Wälder im Windbruch zerborsten.