Jan Volker Röhnert
Bentlager Blätter I
Bentlager Blätter I
Niederrhein. Emsland. Ebene
aus frühsommergrüner Marsch.
Radfahrer am Nachmittag.
Eichenalleen. Efeu. Getreide.
Unter dem weiten Himmel, befreit
von den Bergen des Rheinlands, an
eine andere, nördliche Grenze gelangt
könnten wir neu zu atmen beginnen
aus einem anderen Himmel geschöpfte Luft,
nur den Koffer ziehe ich mit, scheppernd
hinter mir her, ein bisschen verlegen
als bräch’ ich in die Sonntage anderer,
glücklicher Menschen ein, die schwatzend
am Ausschank und sorglos
dem rollenden Fußball zusehn. Der Tag
bringt sich in anderem Licht, hellerem
Farbenton zu Papier. Der Weg, den
seine Strahlen modelliern, könnt’ ein anderer sein.
Zumindest in den Augen, dahinter, wird
die neue Landschaft angestimmt,
eine neue Sprache, neuer Duktus, Musik.
Sie soll sich einprägen, für später,
was immer wird sein, wird sein.
Der Roman handelt vom Leben, du weißt,
und wir handeln ständig in diesem Roman,
in wechselnden Rollen, Zuständen, Zeiten,
kennen uns selber nicht mehr, haben
noch nie uns selber gekannt, nur
was wir liebten, nur die Landschaften
bleiben, der Farbstift des Lichts, länger,
um ein weniges länger, in uns.