Lia Liqokeli (ლია ლიქოკელი)

I hated my grandfather and wanted him to die.
I hated his water-colored eyes when he looked at me and I felt,
that he preferred to see someone else.
I hated his hat, which he took off only while sleeping
and I knew since childhood, I would get punished if I touched it.
I hated the silence of the house in his presence,
our going on tiptoes and not daring to laugh when he was out of mood.
I hated the stick with which he hit the cows and sometimes my cat,
his axe which he carried to the woods
to kill the trees
every single day except the week-ends, till he failed to walk.
I hated his light, quick body
which old age failed to reach
and I thought death would never reach it either.
Twice a year he would go to the city to buy some car-parts
or with any other pre-texts.
He would go by all means to the city bath and Navtlughi market
to bring all sorts of useless things
and colorful materials for clothes to my mother.
Once I heard, they rumored that he had a woman in the city
and twice a year took my grandmother’s self-made cheese to her.
He would bring the biscuits - old, hardly-chewable,
bought at the bus-station.

I would prefer those biscuits to anything else, and ate them in secrecy.
I ate them and thought this man would never die.
When my grandmother passed away, everyone said he missed her a lot,
but I thought, he lived better this way, -
there was an end to his everyday quarrels
with my granny bent to the ground, with all the weight of life pressed on her back-bone,
and I knew for sure – my grandfather’s guilt –
he lead the death which called for him astray and left it with my granny.
Then, gradually, he broke.
He failed to go to forests, got heavier and more difficult.
And his eyes burned my skin
and I was putting too much salt and pepper in his meal,
so much, that he would choke with cough whole days long.
but would not complain. Just looked at me and ate.
And I thought that this hatred was my hell.
Then I fed him with the watermelon pieces
soaked in sour wine.
He didn’t say a word.
And I got a thought it was more than hell
and I could not stand living in my skin any more.
At the end he started to grow small.
He lost both - his conscience and ability to move.
My father took care of him like of an infant,
fed him with a spoon and changed his diapers.
He had been dying for exactly one year,
and when everything was over,
for a long time I had a dream of him,
being buried carefully, still coming back home,
looking at me with his eyes damped in vinegar,
with bitter sauce dripping on his chin.
And I knew - for this,
for even only this,
my future child would fail to love me until I’d die.

Now I know how to love.
To love my stormy, heavy and dreary grandfather,
unloved by all,
bringing biscuits from the city to his ungrateful grandchildren,
a man, who went to and fro and at last, lied down with my grandmother
in the abandoned village cemetery.
Now I know, but the third one is always an outsider,
and everyone is an outsider –
while the two of them
lie together and know that nobody is watching.

Ich hasste meinen Großvater und wollte, er würde sterben.
Ich hasste seine wasserblauen Augen, wenn er mich anschaute und ich spürte,
dass er in mir eine andere zu sehen beschlossen hatte.
Ich hasste seinen Hut, den er nur zum Schlafen abnahm,
und schon als Kind wusste ich, dass er mich bestraft, wenn ich den Hut anfasse.
Ich hasste die Stille im Haus, wenn er daheim war und missgelaunt,
das Gehen auf Zehenspitzen und das Unterdrücken des Lachens.
Ich hasste den Stock, mit dem er die Kühe schlug und manchmal meine Katze,
die Axt, mit der er in den Wald ging
und die Bäume tötete,
Tag für Tag, außer am Wochenende, solang er gehen konnte.
Ich hasste seinen leichten, wendigen Körper,
den das Alter nicht einholen konnte.
Und ich dachte, auch der Tod kann ihn nicht einholen.

Zwei Mal im Jahr reiste er in die Stadt, um Autoteile zu kaufen,
oder suchte sich einen anderen Vorwand.
Unbedingt ging er dann ins Bad und auf den Nawtlughi-Markt,
von wo er allen möglichen Krempel
und bunte Kleiderstoffe für meine Mutter mitbrachte.
Einmal schnappte ich auf, wie sie sagten, er hat in der Stadt eine Frau
und bringt ihr zwei Mal im Jahr den von meiner Großmutter gemachten Käse.
Auf dem Rückweg brachte er am Busbahnhof gekaufte
alte, zäh zu kauende Lebkuchen mit.
Diese Lebkuchen hatte ich am liebsten und aß sie so, dass keiner es merkte.
Ich aß und dachte, dass dieser Mann nie sterben wird.

Als meine Großmutter nicht mehr war, sagten alle, sie fehlt ihm sehr.
Ich aber dachte, dass er so besser lebt ‒
wo er nicht mehr täglich zanken musste
mit meiner gekrümmten, leidgeprüften Großmutter,
und ich wusste genau, dass es seine Schuld war ‒
er hatte den ihn holenden Tod überlistet und ihm meine Großmutter aufgeschwatzt.

Dann brach er allmählich zusammen.
Er konnte nicht mehr in den Wald gehen, wurde noch unerträglicher und schwieriger.
Meine Haut brannte von seinen Augen
und jeden Tag schüttete ich maßlos viel Salz und Pfeffer in sein Essen,
so viel, dass er tagelang vor Husten erstickte.
Aber er sagte kein Wort. Er schaute mich an und aß.
Und ich dachte, dass dieser Hass meine Hölle ist.
Dann gab ich ihm einmal mit vergorenem Weinessig getränkte
Melonenstücke zu essen.
Er sagte kein Wort.
Und ich dachte, dass das schlimmer ist als die Hölle
und ich nicht mehr leben kann in mir.

Schließlich wurde er immer kleiner.
Er verlor das Gedächtnis und konnte sich nicht mehr rühren.
Mein Vater umsorgte ihn wie einen Säugling,
fütterte ihn mit dem Löffel und wechselte ihm die Windeln.
Genau ein Jahr lag er im Sterben,
und als alles zu Ende war,
träumte ich lange, wie mein sicher begrabener Großvater
nach Hause zurückkommt,
wie er mich mit essigtriefenden Augen anschaut,
wie ihm die gepfefferte Suppe vom Kinn rinnt,
und ich wusste, dass deshalb,
und nur deshalb,
mein künftiges Kind mich nicht lieben wird können, bis ich nicht sterbe.

Jetzt weiß ich, wie ich lieben kann.
Und ich liebe den ungestümen, schweren und grantigen,
mir so ähnlichen Großvater,
von allen ungeliebt,
der aus der Stadt Lebkuchen brachte für die missratenen Enkel,
den Mann, der ging, ging und sich schließlich doch neben meine Großmutter legte,
auf dem verlassenen Dorffriedhof.
Jetzt weiß ich, aber eine dritte ist überzählig,
und jeder ist überzählig ‒
die beiden
liegen beieinander und wissen, dass keiner sie sieht.