Alan Gillis

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Monika Rinck

nemščina

August in Edinburgh

Not a cloud in the sky and it’s raining.
It’s the brusqueness of things,
and the drag of things, that hurts.
The most beautiful woman in the world
is in Edinburgh, at the festival.
She looks me in the eye and says please
move I’m trying to look at the artworks.

My doctor says the heart works
but don’t push it. I hear music,
long familiar songs, everywhere I go.
Pain is in the mind, someone tells Leonardo
DiCaprio in Shutter Island. Everyone
is rushing but the crowd moves slow.
Leonardo can’t get his head around it.

A man in costume shouts we’ve sold out here
holding his hat out for money and rain.
The mind is an island and everyone
is beautiful, looking for something new
again. But the heart feels cold.
My son sticks my phone charger in his ear
and says I’ve got an electric brain.

I’ve been streaming old LPs I never thought
I’d hear again, never thinking the old songs
would not work, trying not to work the brain,
trying not to rise to the bait when that long
familiar voice rises from the damp and dismal
crowd, once again, to say hey, if we all think
hard enough, maybe we can stop this rain.

© Alan Gillis und The Gallery Press
Iz: Unpublished
The Gellery Press,
Avdio produkcija: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

August in Edinburgh

Nicht eine Wolke am Himmel und es regnet
Was schmerzt, ist die Schroffheit der Dinge,
und wie sie sich dahinschleppen.
Die schönste Frau der Welt
ist in Edinburgh, beim Festival.
Sie schaut mir in die Augen, sagt, bitte, gehn Sie
zur Seite, ich möchte mir die Kunstwerke ansehen.

Mein Doktor sagt, das Herz funktioniert,
aber ich solls nicht übertreiben. Ich höre Musik,
lang vertraute Lieder, wo immer ich hingehe.
Schmerz findet im Kopf statt, sagt jemand zu
Leonardo Di Caprio in "Shutter Island". Alle
rennen, aber die Menge bewegt sich langsam.
Leonardo kriegt das nicht in seinen Kopf hinein.

Ein Mann im Kostüm schreit: Wir sind ausverkauft hier.
Hält seinen Hut heraus, für Geld und für Regen.
Der Kopf ist eine Insel und ein jeder
ist schön, der sich wieder nach etwas
Neuem umschaut. Aber dem Herzen ist kalt.
Mein Sohn steckt sich das Telefonladegerät ins Ohr
und sagt: Ich habe ein elektrisches Gehirn.

Ich habe alte LPs laufen lassen, von denen ich nicht
dachte, sie je wieder zu hören, nicht dass die alten Lieder
nicht funktionierten, das Gehirn durcharbeiten wollten,
besser nicht nach dem Köder schnappen, wenn diese
lang vertraute Stimme sich aus der klammen und trüben
Masse löst, nochmal, um zu sagen: Hey, wenn wir uns alle
total konzentrieren, könnten wir den Regen wohl beenden.

Übersetzt von Monika Rinck