Ruth Padel

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Rainer G. Schmidt

nemščina

Revelation

‘A ladder,’ the master whispered, ‘of nucleic acid.’
This was the first we’d heard of it.
Rain nosed the glass, wind lashed the trees
outside. ‘Four hydrogen-bonded nucleotides
locking on like mating damsel flies, but each
a different size, pulling the ladder’s sides
into a twist, like serpents on the sign
outside a chemist who for old time’s sake
gives lodging in his window to the alchemist’s
glass jars.’ He drew those twinned snakes
looping up the wand
of God-Who-Escorts-Our-Morphia-Laden-Dead
to forest mist and shadowlands where they belong
and brings them back in dreams.
‘But one snake, the lagging strand,
is upside down.’ A squeak of chalk.
The pavilion, I recall, was dark.
Rain pooled on the mesua floor.
‘We’re conflict from the start. One thread
runs easy, the other’s fitful. Tickertape
on which genetic script, your soul’s barcode,
emerges opposite.’ What did we know?
We longed for a match, a cellphone, anything
that glowed. ‘As in a mirror, messages
are written here and must be read
backwards.’ We waited for the prayer
that never came. ‘Otherwise is built in.
Behold your molecule of heredity -
          two cosmic serpents, yes; but tail to head.’

© Ruth Padel
Iz: The Mara Crossing
Chatto & Windus, 2012
Avdio produkcija: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

OFFENBARUNG

„Eine Leiter“, flüsterte der Lehrer, „aus Nukleinsäure.“
Zum ersten Mal hörten wir davon.
Regennasen am Glas, Wind peitschte die Bäume
draußen. „Vier Nukleotide mit Wasserstoffbindung,
angedockt wie Libellen bei der Paarung, doch jedes
verschieden groß, und die Seiten der Leiter spiralförmig
drehend, wie Schlangen auf dem Schild draußen
bei einem Apotheker, der, alter Zeiten eingedenk,
in seinem Schaufenster die Glasphiolen des Alchimisten
beherbergt.“ Er zeichnete jene Doppelschlangen,
die sich hinanwinden am Stab des
Gottes-der-unsere-betäubten-Toten-Geleitet,
zog sie zu Waldnebel und Schattenländern, wohin sie gehören,
und bringt sie in Träume zurück.
„Aber eine der Schlangen, der nachhängende Strang,
steht kopf.“ Ein Kreischen von Kreide.
Der Seitenflügel, fällt mir ein, war dunkel.
Regen pfützte auf dem Eisenholzboden.
„Wir sind von Anfang an kontrovers. Ein Faden
läuft leicht, der andere ruckelt. Lochstreifen,
auf dem die Gen-Schrift, der Barcode eurer Seele,
umgekehrt auftaucht.“ Was wussten wir schon?
Uns verlangte nach einem Zündholz, einem Handy, etwas
Glühendem. „Wie in einem Spiegel werden hier
Nachrichten geschrieben und sind rückwärts
zu lesen.“ Wir warteten auf das Gebet,
das nie kam. „Anderswie ist eingebaut.
Betrachtet euer Erbmolekül –
zwei kosmische Schlangen, ja; aber Schwanz an Kopf.“

Übersetzt von Rainer G. Schmidt