Worüber schreiben die modernen Dichter?
Die modernen Dichter schreiben über die schwindende, kapriziöse
Substanz ihrer Angst; der Teufel der Dichtung schmiert
Ruß auf die Türschlösser, und du sitzt da mit deinen Ängsten
und schreibst Gedichte, eins nach dem anderen,
dieser Eindruck also
bleibt
von der modernen
Dichtung.

Es gibt aber auch soziale Gruppen, die sich kaum für die
Substanz der Angst interessieren. Ich meine den Mittelstand.
Die Dämonen der Schwarzen Kassen,
die die Republik
wieder aufrichten,
die nur zwei echte Freunde haben –
Freund Stetschkin
                               und Freund Makarow.
Die Dichter wissen nichts über die Liebe,
Liebe ist der Kinderwunsch nach der Rubelkrise.

Wer die sonnigen Wolkenkratzer der Innenstadt gesehen hat, wird mich verstehen.
In einem von ihnen wohnte Marat,
                                                 der Röhren durch den
                                                                                     Kaukasus legte
und schon bis zur Grenze vorgedrungen war.
Tja, und alles war okay,
er hatte den Segen des Moskauer Patriarchats
und einen Draht zur Gebietsverwaltung,
drei Frauen, die er liebte und versorgte,
die Ehefrau, die Geliebte und eine zum Ficken,
ein intensives Privatleben also.
Was ihm aber keine Ruhe ließ, waren seine Träume,
in denen er auf die glühenden Felder Andalusiens hinauskroch
und im weißen Sand sitzend
sang

oh, Andalusien, du Frau
mit dem schwarzen Blut,
dieses schwarze Blut,
schwärzer als das Öl Mesopotamiens

oh, du Andalusien der Stille
Andalusien der Leidenschaften,
ich bin dein Hund, Andalusien,
ein astreiner Vagabund.

Alle drei Frauen sagten zu ihm, Marat, verdammt, Marat,
das Land ist im Arsch, Marat, nimm einen Kredit und mach die Entzollung klar,
Blut, Marat, an deiner Röhre ist Blut, Blut ist an deinen Jacketts.

Aber beim Einschlafen wiederholte er hunderte Male:

dein schwarzes, schwarzes Haar,
länger als die Korridore im Reichstag,
länger als die Schlange in Mostyska,
länger als die Namen der ungarischen Abgeordneten.

Wer schon am Stadtrand an der Schnellstraße nach Rostow gewesen ist,
kennt diese Siedlung. In einem der Einfamilienhäuser
wohnte Marats dritte Frau,
                                                  und dort
                                                                 ergab er sich dem Suff.

Irgendetwas in ihm war zerbrochen, und er nahm wirklich diesen
Kredit und kam zu seiner dritten
                                                            Frau
                                                                       mit einem Koffer
                                                                                                       voll Knete.

So, sagte er gehässig, hundert Lappen, mein Kredit,
meine Dampfer und Häfen.
Und dann erst ergab er sich dem Suff.
Vielleicht zeigte sich auch bei ihm
die Substanz der Angst, denn er trank
den ersten Tag, dann noch einen, dann trank er wieder,
trank das Salvadore-Dalí-Parfum aus
und rief immerzu „mein Andalusien, mein Grenada“.

In dem Einfamilienhaus haben sie dann seinen Körper geteilt.
Ich, sagte die Ehefrau, scheiß auf die Kohle,
ich brauche ihn, ich nehme ihn mit.
Nein, sagte die Geliebte, auch ich scheiß auf die Kohle,
ich war schließlich mit im Geschäft,
aber ich nehme ihn mit.
Und die dritte sagte, vielleicht scheiß ich noch auf die Kohle,
denkt ja nicht, ich wär so eine Schlampe,
aber hundert Lappen sind immerhin Geld, ich habe ihn doch auch geliebt,
sogar mein Parfüm hat er geschluckt,
deshalb fällt er an mich.

Und so haben sie über seinem Körper gesessen
und ihn unter sich aufgeteilt,
weil es viele Gründe gibt, sich an gute Freunde zu halten,
weil Liebe so oder so ein Mannschaftsspiel ist,
weil schließlich jeder von uns
mehr als den Tod fürchtet
allein
zu bleiben
mit seinem
Leben.