Singe für mich dein umgedrehtes Wiegenlied, das Lied der Erlösung
Für die, die erst im Angesicht des Morgens nach Hause zurückkehren
Und sich, solange Nacht ist, nicht von den Sonnenstrahlen betrüben lassen –
Nicht verzichten können auf ihre reine und schwermütige Kohle.
Die nichts Besseres konnten, als
Von der Brücke der Nacht in die Hölle zu fallen; und die
Zu den ersten Strahlen der Sonne so aufschauen, wie zu den langweiligen Untertiteln
Eines Films, die hassen und dennoch ein Vergangenes
Nicht aufgeben können, auch nicht das hässlichste. Ja und singe für mich
Dein bitter tönendes Wiegenlied – für die, die von Gott
Nur jenes wissen, dass er nah ist, und die nicht einen einzigen
Zu ihm hingehenden Glauben für sich nutzen können, noch danach suchen.
Singe für mich dein Wiegenlied, singe mir dein
Gesetzloses Wiegenlied für die, die jetzt
Nachtdurchwacht und umhergetrieben unter Keuchen
Zu ihrem kalten Haus ziehen; zu dem, was zunächst als Haus
Leuchtet, und sie glauben, dass sie dort doch Wärme vorfinden,
Die wenigstens der Leib immer noch braucht;
Sie glauben, dass wer den Tod und die Liebe besser aushält,
Dadurch friedlicher schlafen werde. Aus irgendeinem Grund glauben sie es.
(Singe für den, der sein eigenes Grab gesehen hat
Und den die Aufschrift im Grabmal beinah’ rührte.
Man zerstört die Häuser, man trocknet die Meere aus, man holzt die Wälder ab,
Er jedoch konnte in keiner Weise die Angst vor dem Tod unterbinden.)
Singe für mich dein Wiegenlied, das Lied der Erlösung
Für den, der einfach morgens den roten Knopf des Fahrstuhls drückt
Und sich dann drei Mal vorstellt, wie die Tür des Fahrstuhls
Sich öffnet und wie jemand drei Mal eine Kugel
Ins Gesicht schießt. Der an das eigene blutbefleckte Gesicht
Und allein an heulende, verpestete Hunde denkt,
Wenn er zitternd im Angesicht des Morgens die Haustür öffnet
Und sich unausgezogen hinwirft; und um seinen schlafraubenden
Gedanken zu töten, zeichnet er mit dem Finger eine Blume aufs Kopfkissen
Oder stellt sich vor, dass er Schlaftabletten eingenommen hat,
Oder er zieht sich die Bettdecke über den Kopf, oder zählt wieder für sich,
Oder er versucht, die Teile eines Gedichts im Kopf zusammenzufügen
Und fühlt, dass aus seinen Augen kein Blut mehr fließt.
Auch keine Tränen mehr. Nur Angst, Ermattung und Angst.
Singe für mich dein umgedrehtes Wiegenlied, das Lied der Erlösung
Für die, die erst im Angesicht des Morgens in Schlaf versinken.