Dorothea Grünzweig
Über den Sprachen
Über den Sprachen
Vjell hat andere Wörter als ich andere Namen
wenn ich Wald sage gibt er korpi zurück
lumituisku hält er Schneegestöber keväinen
Frühlings- entgegen
Beispiele könnte ich nennen wie
Flocken so viele wir spielen gern mit den Worten
gern spielen sie untereinander
Leben mit ihnen ist aber auch Kreisen
um Fragen wie
Verstehen wir sie recht verstehen sie uns
sind sie sich gut gehen sie ein aufeinander
was nicht immer der Fall ist Kümmern um
Kümmernis wegen der Worte
bis wir anstatt
gelassen zu bleiben ganz wirbelig werden
Zeiten gibt es da haben sie Einschluss
in uns keiner
hört sein eigenes Wort
das bringt uns dazu nach
unseren Wörtern wie auch nach denen des anderen
Heimweh zu haben welches
so anschwillt dass wir einander
meiden müssen
Oder aber und das ist das Schönste versteht ihr
erfahren wir lange ans Brückengeländer
gelehnt schultervereint Kopf an Kopf
die Wortnot als Freiheit Enthebung
schiesst das Wasser unter uns fort sind wir
ein Boot nordwärts flussab zum schwebenden Meer
schweigsam im Rumpf doch jauchzend an den Rändern