Paulus Böhmer
Nana verlor an Höhe
Nana verlor an Höhe
Die Erde ein bizarrer Tanz.
Mama war eine Blaualge.
Papa ein Stein.
Fleisch
dient zu nichts.
Nana verlor an Höhe,
das linke Triebwerk fiel aus, herum=
gerissen durch die Schubkraft des rechten,
kippte sie ab und zerschellte,
so jung, so blau,
so unzählige Lichtjahre weg.
Vielleicht halb
Tier, halb Pflanze, im Schatten
eines unsichtbaren Riffs. Vielleicht
das Überbleibsel einer nie zu Planeten
verschmolzenen Materie vor ihrem Übertritt
ins Hell. Ach, such sie nicht, bald wird
aus der Gejagten eine Jägerin.
Die Flügel großer Rochen blitzen,
Schwärme zittern. Falls du mich finden solltest,
bin ich nicht mehr
da.
Ein mandelgroßer Zellhaufen,
der mir in die Augen schaute, mich
in die Arme nahm. Nach der Ankunft im Hafen
blieb er im Schiff.
Winzige Flüssigkeitsbrücken
zwischen den Körnern des Sandes.
Weiß wie Gespenster Korallen.
Große Schanker am Pol.
Zurück aufs Schiff, hörte ich,
von weit draußen her, das Heulen der See,
das Verwandeln nackter Materie.
Die Toten sind da, hocken in Flusen=
ecken, im Ausguß, im Abrieb
der Wanne, Waschpulver, Suppenrest, die Toten
sind da, blicken durch dich hindurch, für sie
bist du kein anderer
als sie, warte nur. Mit der Blutung
stößt der süße Körper der Frau
die Reste des Herakles ab, so, als schliefe
etwas unter der schwerflüssigen Fläche, das nicht
geweckt werden wollte, inmitten von Wesen,
für die niemand zählt.
Bett, Zigarette, Schuhputzzeug,
Frischhaltebeutel, Lottoschein,
Rasierwasser, Bürste, Vitamintablette:
das Alter
entbindet
mit vielen Nachgeburten.
Der Albatros auf dem Bug
scheint ein verirrter Geist. Deine Stimme
noch in meinem Ohr.
Wie lange soll man sich erinnern?
Immer. Immer? Immer.