Elke Erb
Golem
Golem
Es war recht angenehm, weil es gelang.
Gelang, gelang. Ich arbeite mit Wohlwollen.
Und Widerwillen, weil es Mühe ist,
und Mühe leidig ist. Und leidig -
unerträglich. Also Wohlwollen.
Das ist ein zarter Gang. Man beißt sich durch.
Die vielen Steine lassen dich nicht graben.
Man bleibt im Wohlwollen bis in die Narretei.
Wechselt die Seiten, die die Muskeln zerren.
Die unberufene Arbeitskraft beweist sich
eine fragliche Potenz mit einer Leistung gern,
die nicht gefragt war.
Wie, beispielsweise, blas ich auf dem Kamm?
So trefflich, wie ich doch mit deren Tasse
auf deren Untertasse treffe.
Es war im Nachhinein recht angenehm.
Was vorher war, verwischt. Ich lief, kam gut gelingend
durch die angenehmen Schluchten
im Keller, gut entlang die wohligen,
rundlichen Buchten.
Schon das - den Keller angenehm zu finden.
Nicht gries, nicht gram, nicht kümmerlich,
behalterisch, wie Keller sonst.
Es waren wohl die Proportionen. Noch die Flucht
gelang. Konnte gut lang laufen
und entkommen, bis dann doch
schrankgroß, doch schönen Fleischs, Leib ungetüm
rechts links er durch eine dieser Buchtentüren
durchkam im hintern Drittel hinter mir.
Ich floh beschwingt und schlank,
gelenkig vor dem drohenden Quader.
Doch als er nah war,.
drehte mich die aufgereizte Kampfkraft
um zu ihm, zu einem jähen Dreieck
mit ihm. spreizte ich die beiden Schwurfinger
im harten Winkel, stieß,
nach vorn gedreht auf zähen Zehen,
ihm die Zinken in die Augen, treffend
zwischen Stirn und Nasenbein
im dunklen viereckigen Ausschnitt dieses Kellergangs,
der bald mit uns verlöschen würde,
nachdem dem ohnehin so ausgefallenen Bildereignis
die Unglaublichkeit noch etwas nachhing
so, daß eins der Augen,
nicht zerstochen, ausgerutscht heraushing
unter der Hand an einem dünnen Faden,
Faden dünn und klebrig, und ein Chaos
in mir entstand, die Panik, Hast, als könne er
sehen mit dem, weil es nicht aus war wie das rechte
Auge, luftig baumelte, wie soll ich stechen, -
als sollte es dem guten Sieg und Angriff meiner Finger
abgehn, ihrem Sieg-Vau, an den Faden
ratlos streift der Zeigefinger. Krümmen ihn
in Richtung Daumenkuppe und es zwischen ihnen
quetschen - nach dem gerad noch edlen Kampf,
als sei es eine Nisse
nun, in welchen Zeiten? Obendrein der Rüffel,
weil ich begriffsstutzig nicht weiß
germäß dem Sachverhalt, ob es noch sieht,
und auch nicht wissen will, und schließlich:
Wie gefährlich ist der Blinde?
4.8.1996