Doch nicht so! Dieses Tropfen soll ich sein?
Ich dieser weiche Schneckenschleim?
Und das Herz zerfließt, ist nur noch ein Rinnen
über die Schenkel, den Leib hier innen.
Wenn das so weitergeht – und es wird so gehen –
bleibt nicht von meinem Fleisch bestehn,
es wird zerfallen und zerflossen sein.
Mein Fleisch doch nicht, noch nicht, ach nein,
noch nicht, rief ich, jetzt nicht, ich hab noch Zeit.
Woher denn, woher nehmen, deine Zeit
ist um, ein nackter Knochen, abgegessen
in jahrelangem Kauen, Beißen, Fressen,
das Hirn zermarternd, nach und nach.
Reglos, gefesselt, kraftlos schwach
gieß ich die Eingeweide über meine Beine –
doch sind es überhaupt noch meine?
Vielleicht hab ich auch keine Arme mehr,
sind Kopf, Gesicht noch unversehrt?
Was bleibt, wo alles schon vergeht?
Mir bleibt der Geist, das Denken widersteht
und bleibt mir, unverhofft, und nicht der Geist allein.
Und dieses Rinnsal hier, was kann das sein
von mir? Ist es das Hirn, ist es schon weich?
Hier lieg ich, einem Schlachtvieh gleich,
zerhackt, gehäutet, aufgehängt zum Mürbe-Werden,
wie soll ich einen Schritt noch gehn auf Erden,
die Tür ist fest vernagelt. Niemand soll mich sehn,
der Schock – es wär um den geschehn,
der mich erblickt, ich fleh euch an.
Ich weiß aber nichts, nichts geht mich mehr an,
doch meine Augen sahen, meine Augen, ja,
sie sahen Schreckliches, sie sahen, was geschah,
dann schloß die Tür sich, Dunkelheit war da.
Alternative:
Oh nein, nicht doch! Ich hier vollkommen aufgelöst?
eine Schnecke, die wegschmilzt... entblößt?
Mit einem Herzen, das ausläuft, den Bauch
überschwemmt, die Schenkel... in Wasser getaucht?
Und geht das weiter, gibt es daran Zweifel?
Nach und nach gräbt sich auch dieses Fleisch
noch seinen Weg, bewegt sich weg...
Oh nein, noch nicht, nicht doch, nicht meins,
noch nicht, ich habe Zeit, sag ich, ich habe Zeit.
Doch welche Zeit, hungriger Knochen, hündische
Zeiten! Ja, alles das ist nun verstrichen,
jahraus, jahrein, mit aufgeregten Bissen,
das Hirn zernagt bis an die Rinde,
nach Leibeskräften – alle Kräfte schwinden –
stülpe ich meine Eingeweide über die Beine.
Aber das ist es nicht, das ist nicht, was ich meine,
vielleicht sind da gar keine Beine, keine Arme...
So bin ich also kopflos? Habe kein Gesicht?
Und was bleibt mir dann übrig? Bleibt mir nichts?
Mir bleibt der Geist. Unbegreiflicherweise,
der Geist bleibt. Und nicht der Geist alleine.
Und dieses andre Rinnsal, das da treibt
gehört es auch zu mir? Ist es schon das Gehirn?
Da steh’ ich, einem Schlachttier gleich
gehäutet und gevierteilt, tropfend aufgehängt,
und kann mich nicht mehr weiter wagen
ist doch die Türe zugenagelt! Ach, habt Erbarmen
keiner soll mich sehen, ja es verwundert nicht,
daß, wer mich anblickt, glatt zusammenbricht.
Ich weiß von nichts, weil es mich nicht betrifft,
doch meine Augen, meine Augen, ach, was ich
mit ihnen sehen mußte, fürchterlich! Bis sich,
im Dunkel, eine Tür dazwischenschiebt.