Franzobel
Der Untergang von Wien
100.000 Wiener lassen es sich länger nicht mehr bieten,
wollen endlich etwas tun,
100.000 Wiener protestieren öffentlich,
und rufen ihre Freunde an,
sagen, dass es eine Schande, eine Frechheit ist.
100.000 Wiener wollen nun den Krieg,
ihrer Feinde vollständige Zertrümmerung.
100.000 Wiener haben sich um und kundgetan
wie unterschrieben:
Die große Hundstrümmerl-Petition!
100.000 Wiener fordern der Verkotung Wiens durch Hunde,
der fortgeschrittenen Versinkung und Verstinkung
Wiens in und durch und mit Hundescheiße
sowie der gesamten beschissenen hündischen
Verscheißerung und Verhundstrümmelung
dringendst Einhalt zu gebieten,
weil es selbstverständlich ist in Wien,
dass Hunde überall, wo sie gerade müssen,
dürfen, überall man arme Kreaturen
auch wenn man gar nicht hinsehen will,
Schläuche aus den Därmen pressen sehen muss,
während um Verordnungen und Sackerl
sich in Wien nie nicht jemand kümmert,
was die Stadt als solche zwar sympathisch macht,
die 100.000 Wiener aber so erbost,
dass sie dafür auf die Strasse gehen würden,
wenn die nicht zugeschissen wäre
vollständig
mit dem von ihnen so verhassten Hundekot.
Sonst aber geht es ihnen gut.