Birgit Kreipe
am morgen nach der schlacht
am morgen nach der schlacht
geduldig schaust du: der auflösung meiner linien zu.
ich schaffe es gerade zum wasser. pferde strampeln
sandbänke, ihr warmes glitzern
sind das sehstörungen? rote fische?
oder das wasser selber träumt, es wär blut.
blütenschirmchen, kundschafter
eines langen sommers
der gefallen sein muss. ich folge ihnen
unter die luftwurzeln, schreibe
mit der feder meiner verbündeten, einer graugans
meine linien waren kaum mehr als ideen, papier
nicht zur verteidigung gedacht
die pappkameraden ließen mich gleich im stich
und mein bruder, der seine bauern schickte
mit hacke und schaufel, machte alles nur schlimmer.
froh bin ich, dass mein hinterland nicht fallen kann
weil es so winzig und so vernünftig ist.
froh bin ich, dass du wiederkommst
schweigend, deine schwimmenden paläste
holztrümmer am grund eines sees. deine legionäre
ein schwarm hechte.