Christine Lavant
[Abwendig hängt der Mond im Dunst...]
[Abwendig hängt der Mond im Dunst...]
Abwendig hängt der Mond im Dunst,
mein Herz geht durch die Feuersbrunst
in glasig harte Kälte.
Von einer frühen Älte
befallen sitz ich träg und krank
auf der verlaßnen Bahnhofsbank
und fürcht mich aufzustehen.
Was ist mir denn geschehen?...
Das denk ich immer vor mich her,
doch oben ist die Stelle leer,
die das noch wissen sollte.
Wie schwer wiegt das verkohlte
steinharte Ding da in der Brust...
Noch gestern hab ich mehr gewußt,
es war so wie ein Messer.
Der Schmerz ist heute besser
und morgen ist er sicherlich
nur mehr so wie ein Nadelstich –
muß jetzt wohl schlafen gehen.
Was ist mir denn geschehen?...
Abwendig sinkt der Mond im Wald,
bis in die Seele ist mir kalt.