Fahmida Riaz
پوروا آنچل
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پوروا آنچل
[Purva Anchal]
Prevodi:
Purva Anchal - Das Land im Osten
(Während der Ausgangssperre im östlichen Uttar Pradesh)
Wie schön ist diese Erde
diese schöne traurige Erde
die grüne Erde des Ostens
in sanftem Glanz
fliegt sie am Zug vorbei
wiegt leise sich im Wind
Soweit das Auge reicht, grüne Felder, Kornspeicher
sie ist eine Bäuerin, diese Erde
die mit schwerer Last auf dem Kopf
durch die Felder nach Haus geht
Nach Haus, wo über dem Dach heut
der Geier des Hasses kreist,
mal um mal herabstößt und wieder abzieht
Feucht vom Tau das Grün
feucht meine zwei Augen
Moschee wie Tempel, am Ende
bleibt von ihnen nichts als ein Haufen Lehm und Steine
sieht er die Menschen mit zorngeschwollener Stirn
dann erwacht, der in dieser Erde ruht, ihr treuer Sohn
euch zu versöhnen
Kabir mahnt zur Einsicht
»Wo im Haß einer den anderen abschlachtet
weilt Gott nicht länger
einen solchen Ort sieht Rahim nicht mehr an
zu ihm kommt Ram nicht mehr«
Flehend neigt er das Haupt
bis auf den Boden
Kabir mahnt zur Einsicht
Am anderen Ufer der Sarju
zwischen schattigen Lotusteichen
und grünen Bambushainen
steht Gautamas Botschaft geschrieben
inmitten der Blumenpracht des Frühlings
steht in Stein gemeißelt die Lehre
»Sind zwei Seiten unversöhnlich verfeindet
jede bereit, das Leben zu geben
ist wahrer Sieg nur möglich
wenn beide dabei gleichermaßen gewinnen
Ein Krieg, den die eine Seite verliert,
wird dauern
bis beide ausgelöscht sind
beide gleichermaßen besiegt sind«
Das ist das Gesetz des Krieges
so lautet die erhabene Weisheit des Gautama
vor dem eine ganze Welt
in Ehrfurcht sich verneigt
ihr, die ihr seine Erben seid
warum vergeßt ihr sie
Die Mullas bekommen einen Ehrenturban
den Pandits hängt man Blumenketten um
bei denen brennt der Herd jeden Tag
bei denen ist die Vorratskammer immer voll
warum läßt du Narr immer wieder
trotz besseren Wissens dich betrügen
und badest dich in Blut!
Anmerkungen des Übersetzers:
Kabir: Dichter des 15./16. Jh.s, aus einer muslimischen Weberkaste
am unteren Rand der Gesellschaftsordnung stammend und von einem hinduistischen Lehrer
in eine esoterische Form des Yoga eingeführt.
Rahim: ›der Barmherzige‹, einer der Namen Gottes im Islam.
Ram: Inkarnation des hinduistischen Gottes Vishnu, für viele Hindus
ein Name Gottes überhaupt. In den Gedichten Kabirs und anderer Dichter stehen
die so ähnlich klingenden, in ihrem religiösen und kulturellen Hintergrund jedoch völlig
verschiedenen Namen Ram und Rahim oft nebeneinander als Chiffren
für die orthodoxen Gottesvorstellungen des Hinduismus und des Islam.
Sarju: Name eines Flusses, auf dessen nordöstlicher Seite die Stadt Ayodhya liegt,
wo 1991 fanatische Hindus eine Moschee zerstörten, um an der angeblichen Geburtsstätte
des Gottes Ram einen Tempel zu errichten.
Gautama: Name des Buddha
Pandit: brahmanischer Gelehrter
Purva Anchal
(On a train through Eastern Uttar Pradesh, India, under curfew)
How beautiful is this land!
Beautiful and long-suffering.
A shawl of buckwheat green
Flutters in the wake
Of this train speeding
Through the East.
As far as the eye can see,
Green fields and granaries.
This land is a peasant woman
Coming home from the fields
With a bundle on her head.
Home?
Where angry vultures wheel
Over the rooftops and threaten to lunge,
Any minute, in any direction
The grass is wet with dew,
Unless my tear-glazed eyes
See only tears.
Brick and stone
Reduced to rubble.
Mosque and temple
Still locked
In the same old squabble.
Every brow
Disfigured by a frown.
A son of this land,
Laid long ago to rest,
Wakens now
To bring you peace.
Listen to Kabir,
Who pleads with you:
Wars of hatred
Do no honour to God.
Both Ram and Rahim
Will shun a loveless land.
Near a bamboo grove
Across the unruffled River Sarju
By a lotus pond thick with bloom
Stands a Buddha tablet
A message from the wise.
'When two are locked in conflict
And ready to lose their lives,
Neither can win in the end,
Unless both do—and equally.
A battle lost by either
Will be fought and refought
Until both are destroyed
And both are equal losers.'
Such are the paradigms of war,
Such the insight of the Buddha.
Why are we, his heirs, so blind?
The Pandit and the Mullah
Are flattered and hung with garlands
And feasted and housed like lords,
While you dear people of the land
Are drowned every time
In the bloodbaths they inspire.