Leopold Federmair 
Translator

on Lyrikline: 47 poems translated

from: итальянский, испанский to: немецкий

Original

Translation

[Un istante della terra]

итальянский | Milo De Angelis

Un istante della terra,
uno stare con le cose,
bene mattutino che si offre
e si ricorda, dimora
trovata nel tumulto: un tempo
che capivi a mano a mano, lente
costruzioni a mano a mano, calendario
terrestre. Non so poi
cosa è accaduto, cosa
è accaduto, amore mio, come
mai, come mai.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Ein Augenblick der Erde]

немецкий

Ein Augenblick der Erde,
ein Bei-den-Dingen-Sein,
Morgengut, das sich anbietet
und das man erinnert, im Tumult
gefundene Bleibe: eine Zeit,
die du nach und nach verstandest,
langsame Konstruktionen, Erd-
Kalender. Aber ich weiß nicht,
was dann passiert ist, was
passiert ist, meine Liebste, wieso
denn, wieso.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Tutto era già in cammino]

итальянский | Milo De Angelis

Tutto era già in cammino. Da allora a qui. Tutto
il tempo, luminoso, sfiorava le labbra. Tutti
i respiri si riunivano nella collana. Le ombre
di Lambrate chiusero la porta. Tutta la stanza,
assorta, diventò il primo battito. Il nero
dei tuoi capelli contro il giallo dell’ultimo raggio.
Da allora a qui. Era il primo giorno dell’estate.
Il silenzio ci riempiva la fronte. Tutto era
già in cammino, da allora, tutto era qui, unico
e perduto, nostro e remoto, ardente. Tutto chiedeva
di essere atteso, di tornare nel suo vero nome.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Alles war schon auf dem Weg]

немецкий

Alles war schon auf dem Weg. Von damals bis hierher. Die ganze
leuchtende Zeit streifte die Lippen. Alle
Atemzüge versammelten sich in der Halskette. Die Schatten
von Lambrate schlossen die Tür. Das ganze versunkene
Zimmer wurde zum ersten Herzschlag. Das Schwarz
deiner Haare gegen das Gelb des letzten Strahls.
Von damals bis hierher. Es war der erste Tag des Sommers.
Das Schweigen erfüllte unsere Stirn. Alles war
schon auf dem Weg, seit damals, alles war hier, einmalig
und verloren, unsrig und fern, brennend. Alles verlangte
danach, erwartet zu werden und zurückzukehren in seinen wahren Namen.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Quando su un volto desiderato]

итальянский | Milo De Angelis

Quando su un volto desiderato si scorge il segno
di troppe stagioni e una vena troppo scura
si prolunga nella stanza, quando le incisioni
della vita giungono in folla e il sangue rallenta
dentro i polsi che abbiamo stretto fino all’alba,
allora non è solo lì che la grande corrente
si ferma, allora è notte, è notte su ogni volto
che abbiamo amato.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Wenn wir auf einem Gesicht, das wir begehren]

немецкий

Wenn wir auf einem Gesicht, das wir begehren, das Zeichen
zu vieler Jahreszeiten bemerken und eine zu dunkle Ader
sich im Zimmer fortsetzt, wenn die Einschnitte
des Lebens in Masen kommen und das Blut langsamer wird
in den Arterien, die wir gepreßt haben bis zum Morgengrauen,
dann schließt sich der große Strom nicht nur
dort, dann ist Nacht, Nacht auf jedem Gesicht,
das wir einst liebten.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Ora si è spezzato l’ordine, ora]

итальянский | Milo De Angelis

Ora si è spezzato l’ordine, ora
                                                                  ti avvicini alla stanza e resti
                                                                  nuda per tutta l’estate, con la mano
                                                                  che gira all’infinito la maniglia.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Jetzt ist die Ordnung zerbrochen]

немецкий

Jetzt ist die Ordnung zerbrochen, jetzt
                                                    näherst du dich dem Zimmer und bleibst
                                                    den ganzen Sommer nackt, deine Hand
                                                    dreht endlos den Griff.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Non è più dato]

итальянский | Milo De Angelis

Non è più dato. Il pianto che si trasformava
in un ridere impazzito, le notti passate
correndo in Via Crescenzago, inseguendo il neon
di un’edicola. Non è più dato. Non è più nostro
il batticuore di aspettare mezzanotte, aspettarla
finché mezzanotte entra nel suo vero tumulto,
nella frenesia di tutte le ore, di tutte le ore.
Non è più dato. Uno solo è il tempo, una sola
la morte, poche le ossessioni, poche
le notti d’amore, pochi i baci, poche le strade
che portano fuori di noi, poche le poesie.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Es ist nicht mehr gegeben]

немецкий

Es ist nicht mehr gegeben. Die Klage, die sich in ein verrücktes
Lachen verwandelt, die vergangenen Nächte rennend
in der Via Crescenzago, das Neonlicht
eines Zeitungskiosks verfolgend. Es ist nicht mehr gegeben. Es gehört uns nicht mehr,
das Herzklopfen des Wartens auf Mitternacht, Warten
bis die Mitternacht kommt mit ihrem wahren Tumult
in der Frenesie aller Stunden, aller Stunden.
Es ist nicht mehr gegeben. Die Zeit ist nur eine, der Tod
nur einer, wenige Obsessionen, wenige
Liebesnächte, wenige Küsse, wenige Straßen,
die hinausführen aus uns, wenige Gedichte.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Noi qui, separati dai nostri gesti]

итальянский | Milo De Angelis

Noi qui, separati dai nostri gesti. Tu blocchi
il flusso dei secondi con un gemito. Componiamo
l’antica rima e subito cadiamo. Le pareti
restano lì, macchiate di rimmel.
L’angelus dell’alba ti guarda, nuda e taciturna.
Oscilla nel respiro la chiave. Ogni porta,
ogni lampadina, ogni spruzzo della doccia dicono
che si è rotta l’alleanza.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Wir hier, getrennt von unseren Gesten]

немецкий

Wir hier, getrennt von unseren Gesten. Mit einem Seufzer
blockierst du den Fluß der Sekunden. Wir komponieren
den alten Reim und fallen sogleich. Die Wände
bleiben dort, von Rimmel befleckt.
Der Morgenangelus führt dich, schweigsam und nackt.
Im Atemhauch schwankt der Schlüssel. Jede Tür,
jede Glühbirne, jeder Duschschwall sagt,
daß der Bund zerbrochen ist.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[No es el gusto por la angustia...]

испанский | Eduardo Milán

No es el gusto por la angustia, regusto
con sabor a clavo, a óxido,
el motor que pone en marcha la escritura,
no todavía la escritura, su motor,
la piedra de toque. Como la de toque pocas,
existe sin ser vista, nadie la tuvo en su mano,
existe, mueve cada acto, acto-flor,
acto-río, acto-casa, acto-canción,
acto-gente –sobrepoblaciones- acto-pájaro,
piedra que principia, piedra cuando empieza,
acto-piedra, toque.
El toque despliega un ámbito, ambiciona mundo,
el que la piedra guarda adentro, afuera.
Exacta como si al comienzo el tacto
hubiera sido, un toque y vámonos.
Esa gracia que se dice sin pensar:
tocar el corazón, conmuévete,
la gracia está desde entonces en el toque,
desde el pique está en la piedra, antes.

De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Nicht der Geschmack an der Angst...]

немецкий

Nicht der Geschmack an der Angst,
Nachgeschmack nach Nagel, nach Rost,
ist der Motor, der die Schrift anwirft,
noch nicht die Schrift, ihr Motor,
der Probierstein. Wie der Unberührte
existiert er, ohne daß ihn jemand sieht oder hält,
existiert, bedingt jeden Akt, Blume-Akt,
Fluß-Akt, Haus-Akt, Lied-Akt,
Leute-Akt – Übervölkerungen – Vogel-Akt,
Stein, der anfängt, Stein, wenn er beginnt,
Stein-Akt, berühr.
Die Berührung entfaltet ein Umfeld, sät Welt,
Welt, die der Stein in sich und draußen hält.
Exakt wie im Beginn der Takt
gewesen wäre, berührt geführt.
Diese Gnade, wo man gedankenlos sagt:
Herz ergreifend, sei gerührt,
die Anmut ist seit damals in der Berührung,
seit dem Stich ist sie im Stein, vorher.

Übersetzt von Leopold Federmair

[Milano era asfalto]

итальянский | Milo De Angelis

Milano era asfalto, asfalto liquefatto. Nel deserto
di un giardino avvenne la carezza, la penombra
addolcita che invase le foglie, ora senza giudizio,
spazio assoluto di una lacrima. Un istante
in equilibrio tra due nomi avanzò verso di noi,
si fece luminoso, si posò respirando sul petto,
sulla grande presenza sconosciuta. Morire fu quello
sbriciolarsi delle linee, noi lì e il gesto ovunque,
noi dispersi nelle supreme tensioni dell’estate,
noi tra le ossa e l’essenza della terra.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Mailand war Asphalt]

немецкий

Mailand war Asphalt, geschmolzener Asphalt. In der Wüste
eines Gartens geschah die Liebkosung, der besänftigte
Schatten, der über die Blätter kam, jetzt ohne Urteil,
absoluter Raum einer Träne. Ein Augenblick
im Gleichgewicht zwischen zwei Namen kam auf uns zu,
wurde hell, setzte sich atmend auf die Brust,
auf die große unbekannte Anwesenheit. Sterben war jenes
Zerbröseln der Linien, wir dort und die Geste wo auch immer,
wir verstreut in den höchsten Spannungen des Sommers,
wir zwischen den Knochen und dem Wesen der Erde.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[Mi saluti, ti rimetti il golf]

итальянский | Milo De Angelis

Mi saluti, ti rimetti il golf, senti
che puoi smarrire il codice terrestre, demolire
il nucleo, precipitare nel buio. Vai verso la doccia.
Ricordi un nove e ottanta a corpo libero,
una primavera della pelle, una diagonale perfetta.
Dall’incubo estrai una forcina, ti aggiusti
i capelli, indossi la cuffia, chiedi soltanto
di essere risparmiata.

© Mondadori
from: Tema dell’addio
Milano: Arnoldo Mondadori Editore, 2005
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008

[Du grüßt mich, ziehst dir den Pulli an]

немецкий

Du grüßt mich, ziehst dir den Pulli an, spürst,
daß du den Code der Erde verlieren, den Kern
zerstören, ins Dunkel fallen kannst. Du gehst zur Dusche.
Erinnerst dich an ein Neun Achtzig in der Bodenkür,
an einen Frühling der Haut, eine perfekte Diagonale.
Aus dem Alptraum ziehst du eine Haarnadel, richtest
dir die Frisur, setzt dir die Haube auf, bittest nur
darum, verschont zu werden.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

[La esperanza de que los inéditos...]

испанский | Eduardo Milán

La esperanza de que los inéditos
sean mejores –aun los anónimos, no para siempre-
que los éditos no nos niega, no nos hunde en lo ya hecho,
en la culpa de la posibilidad cuajada,
en los que murieron no leídos –eso es
cierto, el olvido de lo cierto-,
en el vaciado de palabras que pedían manos,
ojos, reconocimiento –no un favor-,
sed de ser bebidas,
mendigas de agua.
Qué decían esas letras,
qué no decían que apunta un reintegrarse a otra espera.
Nos afirma la continuidad escrita.
Hay rincones habitados por obras maestras
que desconocemos –autores también
mientras tanto, todavía-
sigue su curso la savia fecundando tronco, ramas,
más lo que brota alumbrado de raíz con color.
Sobre la rama canta el sabiá, uno de los que sabe
–según creo- esta verdad. Brinda
este conocimiento que cimienta el canto, de aquí
allá, con otro pájaro. Y la savia sigue su curso incluso
desbordando el árbol, ámbito que no sabe.
Todo se llama posibilidad de acceso,
la cuajada en el cielo, telaraña encendida,
la no cuajada, posibilidad de acceso.


De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Die Hoffnung, daß die unveröffentlichten Manuskripte...]

немецкий

Die Hoffnung, daß die unveröffentlichten Manuskripte
besser sind – oder die anonymen, doch nicht für immer –
als die veröffentlichten, negiert uns nicht, versenkt uns nicht im Geleisteten,
in der Schuld der erstarrten Möglichkeit,
im Grab derer, die ungelesen starben – das ist
gewiß, das Vergessen des Gewissen –,
im Abguß von Worten, die nach Händen,
Augen, Anerkennung verlangten – nicht nach einem Gefallen –,
Durst, getrunken zu werden, Wasserbettlerinnen.
Was sagten jene Buchstaben,
und was nicht, daß eine Rückkehr auf ein anderes Warten zielt.
Bestätigt uns die Fortdauer des Geschriebenen.
Manche Winkel sind von Meisterwerken bewohnt,
die wir nicht kennen – auch Autoren
unterdessen, immer noch –
nimmt der Pflanzensaft seinen Lauf, Stamm und Äste
befruchtend und das, was erhellt von Wurzel mit Farbe keimt.
Auf dem Ast singt der Weißig, einer von denen, die
– glaube ich jedenfalls – diese Wahrheit wissen. Bringt
die Erkenntnis aus, die der Gesang festigt, von hier
nach dort mit einem anderen Vogel. Und der Saft nimmt seinen Lauf,
sogar den Baum übersteigend, unbekanntes Milieu.
Alles nennt sich Zugangsmöglichkeit,
die Milcherstarrung am Himmel, brennendes Spinnennetz,
die Nichterstarrung, Zugangsmöglichkeit.

Übersetzt von Leopold Federmair

[Flor-sueño...]

испанский | Eduardo Milán

Flor-sueño,
sólo la flor lo recuerda, afuera.
Utopía-flor, sólo ella aparece sin lugar
aunque parece con lugar, lugar-flor, frágil
bajo un aplastamiento de pisadas.
“Frágil”es demasiado frágil para esa fortaleza
de mostrar lo que se puede a todo riesgo,
a toda pérdida. Hasta la pérdida retrocede.
Llegó el tiempo de mostrar así la cosa,
este es el tiempo, ya está aquí, flor en la cara,
demasiado cara vida. Es la defensa-flor, defensa-flor,
sueño plantado aunque dure un día
frente al sistema del temor –pienso en la rosa.


De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Traum-Blume...]

немецкий

Traum-Blume,
nur die Blume erinnert ihn, draußen.
Blume-Utopie, nur sie ist ortlos,
obwohl scheinbar mit Ort, Blume-Ort, fragil
unter der Bedrückung von Fußtritten.
„Fragil“ ist zu fragil für diese Festung,
mit vollem Risiko das Zeigbare zu zeigen,
mit vollem Verlust. Selbst der Verlust weicht zurück.
Gekommen ist die Zeit, die Sache so zu zeigen,
dies ist die Zeit, sie ist schon hier, Blume im Gesicht,
zu teures Leben. Ist die Blume-Verteidigung, Blume-Verteidigung,
Traum aufgepflanzt obwohl nur von Tagesdauer
gegen das System der Furcht – etwa die Rose.

Übersetzt von Leopold Federmair

[Entrecortado el sueño...]

испанский | Eduardo Milán

Entrecortado el sueño, lo más digno
de estos días donde lo real habita
con desprecio la realidad infame
que sucede afuera, entre los árboles
-afuera, esa arena, igual que si
fuera un campo de batalla a que asistir,
sin ser partícipe, que por ahí no va
el disparo, desde una invisible silla,
sellado el movimiento. Traduzco: no ser
partícipe es pura y simple forma de no ser
-no es castigo, no es necesariamente cómplice
quien se cruza de brazos, quien descansa
su trasero en la silla de atrás, sentado arriba
antes de caer al vacío, girando-,
ser olvido-ser, omiso-ser, cercenado, ser comido:
lo esencial no estará en la cara que refleja
la cara que mira, curiosa por saber quién es quién
entre los árboles. Presentada así, cara de piedra,
verse irreversible sin contrario, eterna
esculpida per sécula en latín de bajo
Imperio, el reptil se mueve rectilíneo, rápido
sobre el piso del circo, cosa de romano.
Es de ver esta memoria ahora, luego
todo se hará para que no haya rastro
de pie sobre la arena, con esa fibra dura
de escoba que, más que barrer, arranca de raíz
¿No olvidas algo? –pregunta por el sueño.
Entre cortado y renacido, la  flor de él depende


De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Unterbrochen der Schlaf...]

немецкий

Unterbrochen der Schlaf, das werteste
dieser Tage, in denen das Wirkliche
die infame Wirklichkeit draußen mit Verachtung
bewohnt, zwischen den Bäumen
draußen dieser Sand, genau wie
ein Schlachtfeld, dem man beiwohnt,
ohne mitzumachen, weil der Schuß
nicht dort knallt, von einem unsichtbaren Stuhl,
die Bewegung versiegelt. Ich übersetze: nicht
mitmachen ist schlicht und einfach nicht-sein
– keine Strafe, nicht zwangsläufig ist Mittäter,
wer die Arme verschränkt, wer seinen Hintern
ausruht auf dem Stuhl hinten, oben sitzend
bevor er ins Leere fällt, kreisend –
vergessen, ausgelassen, ausgemerzt sein, gegessen sein:
das Wesentliche ist nicht im Gesicht, das das Gesicht
beim Schauen spiegelt, begierig zu wissen, wer wer
ist zwischen den Bäumen. So vergegenwärtigt, Steingesicht,
sich unverkehrbar ohne Gegenteil sehen, ewig
gemeißelt per secula in der Lateinsprache unter
dem Reich, das Reptil bewegt sich geradlinig,
flink auf dem Zirkusboden, Römerding.
Muß man sehen dieses Gedächtnis jetzt, später
wird alles so, daß es keine Fußspur gibt
auf dem Sand, mit diesem Hartfaserbesen,
der nicht bloß kehrt, sondern entwurzelt
Vergißt du nicht etwas? fragt nach dem Traum.
Zwischen zerbrochen und wiedergeboren, die Blume
hängt von ihm ab

Übersetzt von Leopold Federmair

[Entre el objeto y la vida...]

испанский | Eduardo Milán

Entre el objeto y la vida
considerada así, completa,
un organismo se ubica con deseo
de ubicuidad, con cuidado
entre los presentes del momento.
Ni una cosa ni la otra que no es cosa,
se ubica, receloso. Un pájaro está picando
un  higo, dice mi hijo, uno de los últimos,
anuncia el fin de la temporada de higos.
Pero no se trata de eso. La búsqueda
de un lugar que sea su lugar, su propio,
el de sí mismo que anhela desde hace tanto
aunque a veces parezca que no importa qué lugar
siempre que sea para quedarse, aquí para estar.
Cuando parece una oleada. Cuando parece una expansiva
onda humana que anda buscando raíz, dónde, cuándo,
a qué hora –día, tarde, noche entrada, madrugada-
antes de volver al fondo, raíz. Igualito a un extranjero.
No se ven con buenos ojos –salvo Perse, salvo Jabés,
gente que tiene que ver con los ríos, presencia,
gente que tiene que ver con los pájaros, presencia,
gente que tiene que ver con la arena, presencia,
gente que tiene que ver con el viento, presencia-
esas presencias que han partido sin partir la palabra.
Así hace la palabra, así hace el poema, sello.


De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Zwischen dem Gegenstand und dem Leben...]

немецкий

Zwischen dem Gegenstand und dem Leben,
so betrachtet, in seiner Vollständigkeit,
vergegenwärtigt sich ein Organismus
mit Allgegenwartsbegehr, vorsichtig
zwischen den Gegenwärtigen des Augenblicks.
Kein Ding und kein anderes, das nicht Ding ist,
vergegenwärtigt sich: argwöhnisch. Ein Vogel pickt
eine Feige, sagt mein Sohn, eine der letzten,
sie verkündet das Ende der Feigenzeit.
Doch darum geht es nicht. Die Suche
nach einem Ort, der sein Ort sei, sein eigener,
Ort von sich selbst, seit langem ersehnt,
obwohl es manchmal so scheint, als sei jeder Ort gut,
Hauptsache zum Bleiben geeignet, zum Hiersein da.
Wenn er eine Woge scheint. Wenn er eine expansive
Menschenwelle scheint, auf der Suche nach Wurzel, Wo, Wann,
Wanngenau – Tag, Abend, Nachtbeginn, Morgengrauen –
bevor er zum Grund zurückkehrt, Wurzel. Ganz wie ein Fremder.
Man sieht sie scheel an – abgesehen von Perse, von Jabès,
Leute, die mit den Flüssen zu tun haben, Gegenwart,
Leute, die mit den Vögeln zu tun haben, Gegenwart,
Leute, die mit dem Sand zu tun haben, Gegenwart,
Leute, die mit dem Wind zu tun haben, Gegenwart –
diese Gegenwarten, die weg sind ohne das Wort zu spalten.
So macht es das Wort, so macht es das Gedicht. Stempel.

Übersetzt von Leopold Federmair

[¿Con gracia o sin ella?]

испанский | Eduardo Milán

¿Con gracia o sin ella?
Hay de dulce, de destino
designado con el dedo,
hay de temblores de amor,
tembladerales de América
del Sur, sedimentados del Norte.
Está el modelo barroco, oculta,
bajo un follaje expresivo, perlas,
clítoris que roza circular, encima
del pliegue de bordes morados.
Lo sustraído aparecerá devuelto
en copa de árbol frondoso, el mismo
que era un villano ahora va por sus fueros,
no íntimo, puede tardarse en regresar al punto
de partida, habrá ramificaciones verdes.
La sequía expresa que reverbera en verdad
sobre el suelo, en el espejo, que no miente,
de la norma que miente menos según la gente
porque habla como ella, ella cree. Siempre está
aun cuando no está, ausente con caudal de río
reflejo en la sonrisa, son de agua que el poema sondea.


De: Unas Palabras sobre el tema; Mèxico, Umbral, 2005

© E.M.
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

[Mit Anmut oder ohne sie?]

немецкий

Mit Anmut oder ohne sie?
Es gibt Sanftes, Schicksal
mit dem Finger entschieden,
es gibt Zittern vor Liebe,
Zitterseiten Südamerikas
abgesondert vom Norden.
Da ist das dunkle barocke Modell
unter expressivem Laubwerk, Perlen,
Klitoris, die raschelnd kreist über
dem maulbeerfarbenen Faltenrand.
Das Abgezogene wird zurückgegeben
in buschigem Baumkelch, der einst
ein Gemeiner war, schwellt die Brust,
nicht innen, kann die Rückkehr zum Ausgangspunkt
verzögern, es wird grüne Verästelungen geben.
Die ausdrückliche Trockenheit, die sich auf dem Boden
in Wahrheit spiegelt, im niemals lügenden Spiegel
der Norm, die weniger lügt, sagen die Leute,
weil sie mit ihr sprechen, glaubt sie. Sie ist immer da,
auch wenn sie nicht da ist, abwesend mit Flußbett
gespiegelt im Lächeln, Wasserton, den das Gedicht lotet.

Übersetzt von Leopold Federmair

QUANDO, L’ORECCHIO SUL TUO SESSO

итальянский | Fabio Scotto

a V.

Quando, l’orecchio sul tuo sesso,
mi giungono navicelle i suoni
Da dove? forse da un atollo,
da un prato giovane forse da
sotto i pantaloni blu di genova
gettàti lì col golf sulla sedia
di paglia, e gli occhi chiusi, le tende
un brivido di stelle che ti scalda,
mia farfalla. Ti bacio coi  capelli
fonte d’erba fiato e d’aria
per pochi istanti interminabili
sulla moquette rossa che ci
sostiene il cuore accelerato
ai fianchi uniti innanzi alla veranda
come se sapessi
come se non fosse stato
mai, neppure nel pensiero,
un fremito sussurro d’alga.
Eccomi ancora fuori dal tuo nome
Con tutta la morte che mi resta

from: Il bosco di Velate
Spinea (Venezia): Edizioni del Leone, 1991

WANN ERREICHEN MICH, DAS OHR

немецкий

Wann erreichen mich, das Ohr auf deinem
Geschlecht, die Töne als Schiffchen
Von wo? vielleicht von einem Atoll, vielleicht
von einer jungen Wiese von unter der Hose
aus Genua-Blau, die auf den Baststuhl liegt
neben dem Pulli, die Augen geschlossen und
die Vorhänge ein Sternfrösteln, das dich wärmt
mein Schmetterling. Ich küsse dich samt den Haaren,
die hervorquellen wie Gras Atem und Luft
für wenige endlose Augenblicke
auf dem roten Spannboden, der uns
hält das rasende Herz und die Flügel
vereint vor der Brüstung,
als wüßtest du
als wär es nie gewesen,
nicht einmal in Gedanken,
ein Algenzittern Algenflüstern.
Hier bin ich immer noch im Außerhalb
von deinem Namen
Mit all dem Tod, der mir bleibt

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

Una vita fuoriposto

итальянский | Claudio Pozzani

Forte con i forti
debole con i deboli
incapace ad obbedire
non adatto a comandare
tangendo il successo
sempre un passo indietro
ed il corpo troppo avanti

Forte con i forti
debole con i deboli
ho distrutto vite
senza fare prigionieri
trascinando le catene
per tenermi sveglio

Ho lasciato una scìa umida e nera
come lumaca ulcerosa e maledetta
Ho lasciato in eredità
un banco vuoto
in una classe d'asilo

Forte con i forti
debole con i deboli.

© Claudio Pozzani
from: Saudade e Spleen
Paris: Alchimies Poétiques, Éditions Lanore, 2001
ISBN: 2-85157-196-6
Audio production: 2006, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Ein verfehltes Leben

немецкий

Stark mit den Starken
schwach mit den Schwachen
unfähig zu gehorchen
befehlsuntauglich
immer einen Schritt
hinter dem Geschehen
und den Körper voraus

Stark mit den Starken
schwach mit den Schwachen
habe ich Leben zerstört
die Ketten schleppend
um wach zu bleiben

Eine feuchte schwarze Gischt ließ ich zurück
als verfluchte geschwürige Schnecke
Eine leere Bank habe ich
einer Waisenklasse vererbt

Stark mit den Starken
schwach mit den Schwachen.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

tra - fra

итальянский | Giovanni Orelli

Un pubblicano di Piazza Riscossa
fu tra-fra due bellissime trovato
che da due lati opposti del quadrato
si mandavano baci con le mani.
   
Nell'onfalo di quella piazza si è fermato
perché farfalla-bacio su sua spalla
s'è posata, lì in uno scalo di emergenza,
licenza avuta da torre di controllo.

San Pietro già firmato ha il protocollo,
ha detto "immensa differenza di tra e fra
(tra il dire e il fare stanno in tempesta mari,
cose di amore restino fra noi):

uno divide, l'altro saldo lega.
Quel pubblicano torni a sua bottega,
con i piedi per terra, torni tra i suoi.
Quel bacio solo qui lo registriamo

nella paradisiaca finca del fra noi."

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

zwischen/unter

немецкий

Ein Publikaner auf Piazza Riscossa
ward zwischen zwei Schönheiten gebannt,
die von der einen zu der anderen Wand
sich Küßchen warfen mit den Händen.

Im Nabel dieser Piazza blieb er stehn,
weil Küßchen-Schmetterling auf seiner Schulter
gelandet, vom Kontrollturm mit Erlaubnis
zu einem Aufenthalt in Not versehn.

Sankt Peter hat das Protokoll schon unterschrieben:
„Zwischen unter und zwischen wird unterschieden
(zwischen Sagen und Tun liegen Meere im Sturm,
Liebesdinge, versteht sich, bleiben unter uns):

dieser trennt, der andre schweißt zusammen.
Zurück in die Werkstatt mit dem Republikaner,
mit beiden Beinen heim zwischen die Nest-
bewohner. Den einen Kuß halten wir fest

in der Paradiesspalte unter den Unsrigen.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

Semplici e articolate

итальянский | Giovanni Orelli

1


Nel giorno del tuo compleanno
che chiedi allo Specchio-Duemila?
Arianna con fragile filo
da Elena il bacio di un anno?

un raggio di sole sul fango,
la linfa di bianca betulla
o il muto avanzare del Nulla
sul vuoto, nel buio, a valanga?

2


La sera della morte di Marilyn
il garzone macellaio (via Pessina:
da anni ci siamo perduti di vista)
vistomi sull'altro lato della Piazza
così gridò con la faccia levata
- Prufesùr, la Marilyn l'é mòrta! -
e mai ho visto vedrò in vita mia
su sfortunata ruota
quella piazza così di colpo vuota.

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

VERSCHMOLZENE ARTIKEL

немецкий

1

Was willst du vom Spiegel Zweitausend
erbitten am x-ten Tag deiner Geburt?
Ariadne mit fraglichem Faden, Helenas
tagtägliche Küsse als Jahresgurt?

Einen Sonnestrahl auf der Pfütze,
die Lymphe vom Birkenbaum
oder den stumm drängenden Traum
vom Nichts, das im Dunkel brütet?


2

Am Abend von Marilyns Tod
rief der Fleischerjunge
(Via Pessina: lange ist‘s her)
erhobenen Haupts über die Piazza:
„Professor, die Marilyn ist hin!“
und nie hab ich noch werd ich im Leben
die Piazza, das Unglücksrad
plötzlich so leergeweht sehen.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

SEGOVIA

итальянский | Fabio Scotto

Plaza Mayor
Beviamo un horchata
seduti al «Negresco»
mentre bambini giocano
sul Palco della Musica
Nulla
se non questo ricamo
che fa nell’aria
il tuo ventaglio
alla notte che viene

Non sono più parole
forse è dell’eco
d’un sogno che prosegue
oltre te
oltre me
nel dire delle dita
in questa fresca ferita
che l’ombra non chiude
che il vento dissigilla

Poi d’improvviso planano
sulle guglie della cattedrale
cicogne equilibriste
tra arabeschi di pietra

Guardi lontano
tra te e la tua mano
il blu versato in cielo
dagli occhi lacrimosi
fa la notte più chiara
più muto il cuore

E pulsa dalla gola
un sangue che non giunge
Persa la voce
persa ogni memoria
Tempo ignoto
sospeso tra Segovia e La Granja
Tutto ho di te
Tutto mi manca

from: L’intoccabile
Firenze: Passigli, 2004

SEGOVIA

немецкий

Plaza Mayor
im „Negresco“ sitzend
trinken wir eine horchata
während Kinder spielen
auf der Bühne der Musik
Nichts
außer der Stickerei
die dein Fächer
in die Luft schneidet
der nahenden Nacht

Es sind keine Worte mehr
Vielleicht das Echo
eines Traums der weitergeht
jenseits von dir
jenseits von mir
im Flüstern der Finger
in der frischen Wunde
die der Schatten nicht schließt
die der Wind entsiegelt

Dann gleiten plötzlich
auf den Turmspitzen der Kathedrale
seiltänzerische Störche
zwischen Arabesken aus Stein

Du siehst in der Ferne
zwischen dir und deiner Hand
das von tränennassen Augen
über den Himmel gegossene Blau
es ist hellste Nacht
noch stummer das Herz

Und aus der Kehle pulsiert
ein Blut das nicht ankommt
Verloren die Stimme
verloren jedes Gedächtnis
Unbekannte Zeit
schwebend zwischen Segovia und La Granja
Alles hab ich von dir
Alles fehlt mir

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

Se

итальянский | Giovanni Orelli

(lettera alla madre a più di
                                         40 anni dalla morte)


Se ti portassero nel tuo aldilà
brutte notizie su di me,
non farti venire più pensieri neri; asino
sono che fa l'asineria:

d'aprile ha voglia di trifoglio, a maggio
macinare farina da uscirne tutto bianco
d'ora di sera, a giugno trottar via e a uno specchio
d'acqua abbeverarsi come con il vino un vecchio,
d'agosto lo mandassero sull'alpe
c'è un venticello che evapora il sudore,
settembre ancora in fiore su e giù per prati e conche,
un pasto con il recidivo poi
d'ottobre i campi al passo delle donne
col sacco di patate sopra il basto, l'inverno
viene presto, lui starebbe al caldo
con le galline e il porco.

Non farti più pensieri neri. Se morto
di novembre sarò o di dicembre
la fatica risparmio di morire
in un gennaio o febbraio di gelo
o nella mattanza di marzo.

Non angosciarti più. Ho i piedi
ben piantati per terra. Pronto al comando:
se stare o no, se al passo o al trotto,
a frusta o paglia docile, alla vampa
del sole o all'acqua, alla bestemmia
oppure alla bambina
se per giocare me ne issano una
in sella, da portare in giro, bella,
una madonna, miss mondo, una star, una vamp, una regina.

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

WENN

немецкий

(Brief an die Mutter mehr als
                     vierzig Jahre nach ihrem Tod)

Wenn sie dir in dein Jenseits
schlechte Nachricht von mir bringen,
mach dir keine schwarzen Gedanken; ein Esel
bin ich, nichts als Eselei mein Tun:

im April steht der Sinn ihm nach Klee, im Mai
Mehl malen, bis er über und über geweißt
herauskommt am Abend, im Juni dann weitertraben,
sich tränken am Wasserspiegel wie ein Wein einen Alten,
im August schickten sie ihn auf die Almen,
da weht ein Lüftchen, der Schweiß verdunstet,
September noch blühend durch Wiesen und Mulden,
auf einer Weide der Rückfall dann
die Felder im Schritt der Frauen
mit dem Erdäpfelsack über dem Sattel, der Winter
kommt bald, aber der Esel hat’s warm
bei den Hühnern und bei der Sau.

Mach dir keine schwarzen Gedanken. Wenn
ich gestorben im November oder Dezember,
erspart Erschöpfung mir das Sterben
im eisigen Jänner oder Feber
oder gar im Gemetzel des Märzens.

Also mach dir mal keine Sorgen. Hab beide
Beine fest ins Leben gestellt, allzeit bereit:
ob gehn oder stehn, ob Schritt oder Trab,
empfänglich für Stroh oder Peitsche,
für Dürre und Wasser, für den Grind,
aber auch für das schöne Kind,
wenn sie mir zum Spielen eins
in den Sattel heben, zum Rumspazieren
eine Madonna, Miss Mondo, ein Sternchen, Vampirchen, die Königin.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

RETORNO A SÍSIFO

испанский | José Emilio Pacheco

Rodó la piedra y otra vez como antes
la empujaré, la empujaré cuestarriba
para verla rodar de nuevo.

Comienza la batalla que he librado mil veces
contra la piedra y Sísifo y mí mismo.

Piedra que nunca te detendrás en la cima:
te doy las gracias por rodar cuestabajo.
Sin este drama inútil sería inútil la vida.

© José Emilio Pacheco
from: Tarde o temprano. Poemas 1958-2000. © Fondo de Cultura Económica
México: Edición de Ana Clavel, 1980

RÜCKKEHR ZU SISYPHOS

немецкий

Der Stein rollte, und nicht anders als zuvor
werde ich ihn schieben, hinaufschieben,
um ihn wieder bergab rollen zu sehen.

Der tausendmal gekämpfte Kampf beginnt:
gegen den Stein, gegen Sisyphos, gegen mich selbst.

Stein, der du niemals oben bleibst:
Ich danke dir, daß du nach unten rollst.
Ohne dies sinnlose Drama wäre das Leben sinnlos.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair und Alejandra Rogel Alberdi

Aus: Rückkehr zu Sisyphos. Gedichte 1959-2000.

Wien: edition selene 2003

Proemio para construir el viaje

испанский | Armando Romero


¿De qué huimos cuando han tocado la campana para que el día termine? Si el viaje fuera
uno y otro paso, qué no decir de todos yendo. Pero el viaje es como el sueño, todo se va,
y va poblando de unos hilos ligeros que caen del cielo y levantan humo de la yerba verde.
El viaje tiene que decir de minerales y noches como ésta. O aquélla, la que endurecida y
pintada como un huevo me dijo de la fugacidad del amor en un cerro de Santiago.



Uno tiene siempre dos sueños al alcance de la mano: en uno vamos en pos de algo, en
otro somos perseguidos. El sueño es movimiento que interroga el espacio, hostigándolo
para ser otro. Y ese espacio de cambio constante acoge el rutinar sin sentido de nuestros
pies. Así el viaje dice que todo lugar es el lugar, que dondequiera que estemos no
estamos. El viaje nos lleva a nacer en otra frontera, y en otra.



Yo caminé a desgarrones este ir y venir de las palabras que es el camino, le dí duro a la
sandalia o a los viejos carramplones por el polvo, en esos pueblos, en esas ciudades, en
aquellas montañas, al lado y adentro de ese mar, este río, y entre ellas levanté una sola
palabra como quien se levanta temprano y busca la botella de vino, el cigarrillo, un
pedazo de pan.



Hace muchos años, sentado al pie del carbonero que florecía al frente de mi casa, ví pasar
un hombre  arrastrando su huida como una carga de trastos viejos. Adónde o de dónde
eran las preguntas sin respuesta, y allí estaba él, huyendo para siempre. Mas no era yo
quien se quedaba.



Son ahora, en el camino, estos destellos que juega al dado de las combinaciones la
memoria, fragmentos de un palpitar por los relámpagos, los que vienen a ella entrela-
zados para construir el viaje, no hacerlo de nuevo sino de primera vez, como la huida
detrás de la almohada o el aguijonazo de un tiempo que en el ver nos despierta.

© A.R.
from: A rìenda suelta
Buenos Aires : Ultimo Reino, 1991
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Vorrede, um die Reise zu bauen

немецкий


Wovor fliehen wir, wenn wir die Glocke geläutet haben, damit der Tag ende? Wenn die Reise immer der nächste Schritt wäre, wie erst, wenn alle gingen? Aber die Reise ist wie ein Traum, alles flieht und läßt sich nieder mit einigen leichten Fäden, die vom Himmel fallen und Rauch aus dem grünen Gras aufsteigen lassen. Die Reise muß von Mineralen und von Nächten wie dieser sprechen. Oder wie jene, die hart geworden und bemalt wie ein Ei auf einem Hügel von Santiago von der Flüchtigkeit der Liebe zu mir sprach.



Wir haben immer zwei Träume zur Hand: im einen laufen wir etwas hinterher, im anderen sind wir die Verfolgten. Der Traum ist Bewegung, die den Raum befragt und in ihn dringt, damit er ein anderer werde. Dieser Raum der ständigen Veränderung empfängt nun den sinnlosen Gewohnheitsschritt unserer Füße. So sagt die Reise, daß jeder Ort der Ort ist und daß wir nirgendwo sind, wo wir sind. Die Reise bringt uns zur Geburt an eine andere, dann wieder an eine andere Grenze.



In großen Rissen lief ich dieses Kommen und Gehen der Wörter, das der Weg ist, ich schonte die Sandale nicht oder die alten Absätze im Staub dieser Dörfer, dieser Städte, dieser Berge, neben und in diesem Meer, diesem Fluß, und dazwischen erhob ich ein einziges Wort wie jemand, der früh aufsteht und nach der Weinflasche, der Zigarette, einem Stück Brot tastet.



Vor vielen Jahren saß ich am Fuß des Carbonero-Baums, der vor meinem Haus blühte, ich sah einen Mann vorbeigehen, der seine Flucht mit sich schleppte wie eine Ladung altes Gerümpel. Dorthin oder woher diese Fragen ohne Antwort waren, und er stand da für immer auf der Flucht. Ich aber war nicht der, der blieb.



Jetzt, auf dem Weg, ist es dieses Gefunkel, das die Erinnerung als Würfelspiel der Kombinationen spielt, Fragmente eines Pochens durch die Blitze, die eng umschlungen zu ihr kommen, um die Reise zu bauen, um sie nicht von neuem, sondern zum ersten Mal zu machen, wie die Flucht hinter das Kissen oder der Spornstich einer Zeit, die uns im Sehen weckt.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair

Preposizioni semplici

итальянский | Giovanni Orelli

(in)

In illo tempore, in principio, come in apnea
in caldo amnio in protettiva placenta
in lungo succhiar latte in ninna nanna lenta
in autunno son nato con la neve imminente:
in inverno in silenzio tutto bianco anche il niente
in intempesta nocte bel sonno in camera materna
in letto dove nessuno ti schianta ti squinterna
in un eden terreno, in tempo senza tempo, quasi eterno.


         

              (con)

  1


Con la lentezza che abbiamo noi della montagna
con il non-savoir-faire che ci accompagna
con pesanteur con mancanza di grazia
con l'occhio della capra di sale non mai sazia
con la paura nel sangue della morte
con il rischio che un diavolo chi sa dove ci porti
con l'ignoranza su che cosa è amore
sembriamo, noi della montagna, senza cuore.


         

                (cum, 3)


Morì senza paür
cun un su dulz süla campagna
biénca d'un biénc det néf;
morì cun u ragord d'un càut du técc,
cun vacch cume in un'arca det Noè,
salüdéi vün a vün i vif 't la cè;
morì 'mé la Giulièta in Prokofieff
in do magiur.


(con, 3) Morire senza paure / con un sole dolce sulla cam-
               pagna / bianca di un bianco di neve; /morire con il
ricordo di un caldo di stalla, / con vacche come in un'arca di
Noè, / salutati a uno a uno i vivi della casa; / morire come
la Giulietta in Prokof'ev / in do maggiore.

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

EINFACHE PRÄPOSITIONEN

немецкий

(in)

In illo tempore, im Anfang, wie im Hauch
in feuchter Blase schützender Plazenta
in langem Saugen langsam Wiegen Milch
im Herbst bin ich geboren bevor Schnee war:
im Winter und in Stille alles weiß das Nichts sogar
in tiefster Nacht schön Schlaf in Mutters Kammer
im Bett wo niemand dich verstimmt verstammelt
im irdenen Eden, in der zeitlosen Zeit, fast ewiglich.
 

       (mit)

1

Mit der Langsamkeit der Gebirgsbewohner
mit dem non-savoir-faire unserer Gewohnheit
mit schleppendem Gang mit mangelnder Grazie
mit dem Auge der Ziege der nimmersatten gesalzenen
mit der Angst im blühenden Blute des Todes
mit dem Wahn daß uns ein Teufel wer weiß wohin locke
mit dem Nichtwissen was das ist: Liebe
scheinen wir, die vom Berg, ohne Herz geblieben.


       (mit, 3)

Sterben ohne Ängste
mit einer sanften Sonne überm Land,
das weiß ist wie der weiße Schnee;
sterben mit der Erinnerung an Stallwärme,
mit Kühen wie auf Noahs Arche,
einzeln die Lebenden im Haus gegrüßt;
sterben wie die Giulietta Prokowjews
in C-Dur.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

Piuccheperfetto

итальянский | Giovanni Orelli

Avevamo progettato per una domenica ad effetto
gita in collina. O, con pattini a rotelle,
a un piano biondo con suo lago, misurati
su cartina i centimetri
moltiplicati poi secundum scala.
E divagando
di scala in scala  lontano son tornato
a un sogno di Carelia, con mulatta
che via dalla sua Affrica assolata
e non amando aurore boreali
invitava in suo celeste letto.
Ma poi il tempo tutto si è guastato,
addio domenica in collina. Il tempo
che preferisco? Sempre il piuccheperfetto.

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

MEHR ALS PERFEKT (Plusquamperfekt)

немецкий

Wir hatten einen Ausflug in die Hügel mehr als perfekt
geplant. Oder mit Rollschuhen in eine blonde Ebene
zu ihrem See, die Zentimeter
gemessen auf der Karte und
am Maßstab multipliziert.
Von Stab zu Staben schweifend
in die Weite, bin ich zurückgekehrt
in einen karelischen Traum mit Mulattin,
die fern von ihrem sonnigen Afrika,
für Nordlichter nicht zu begeistern,
einlud in ihr Himmelsbett.
Dann aber hat das Wetter umgeschlagen,
vorbei der Sonntag in den Hügeln. Die Zeit,
die mir am liebsten ist? Immer das Plusquamperfekt.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

LOS GRILLOS

испанский | José Emilio Pacheco

Recojo una alusión de los grillos:
su rumor es inútil,
no les sirve de nada
entrechocar sus élitros.
Pero sin la señal indescifrable
que se trasmiten de uno a otro
la noche no sería
(para los grillos) noche.

© José Emilio Pacheco
from: Tarde o temprano. Poemas 1958-2000.
México: Edición de Ana Clavel. © Fondo de Cultura Económica, 198

DIE GRILLEN

немецкий

Eine Anspielung auf die Grillen fortspinnend:
ihr Geplapper ist nutzlos,
das frenetische Flügelschlagen
hilft ihnen nichts.
Doch ohne das unergründliche Zeichen,
das sie einander zuschicken,
wäre die Nacht
(für die Grillen) nicht Nacht.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair und Alejandra Rogel Alberdi

Aus: Rückkehr zu Sisyphos. Gedichte 1959-2000.

Wien: edition selene 2003

LEGGI RILKE

итальянский | Fabio Scotto

Il viso incollato al vetro del treno
lui lo tieni negli occhi
finché l’inghiotte la calura dei binari
a Firenze Santa Maria Novella

Ora siedi
abbracciandoti i fianchi
in un lutto d’arti
istantaneo
eterno
L’umido d’occhi
medicato dal cleenex
sulle ciglia lunghe
quella lacrima bambina
già scesa e inafferrata
che ancòra non scorre
sul velo delle gote
sole
di taglio sui sandali
occhi immensi grigi
avidi d’aria

Leggi Rilke
nel pomeriggio che rimane
la mano nervosamente affondata
nel sacchetto delle patatine
Mangi in fretta
ferite
Mordicchi sulle dita affusolate
pellicine di dolore
Mostri i denti bianchi
dopo un sorso d’acqua
lo sguardo accarezza i fogli
annotati in tedesco
s’espande
s’arresta sospeso nel vuoto

L’aria non si muove
Domani l’esame
─ “Chiamerà dopo le nove?”
Non sentire la voce
Misuro annullata
la distanza delle labbra
Vorrei baciarti i piedi
con moltiplicate bocche
esserti seta fresca
farfalla sul pube


Già Milano Centrale
Il corpo stancamente verso l’uscita
da dietro
rallentando
poi più nulla

Nel metrò Annie Lennox canta
“How many times do I have to try to tell you...”
e “Why” è una corolla d’ombra
Ma scioperano le api
tutto scioglie il vento
come d’ali senza volo
ignote
Solo sapessi il nome
morirei peggio questa nuova morte
E ancelle nella saliva
di ghiaccio
devote

from: La dolce ferita
Marina di Minturno (Latina): Caramanica Editore, 1999

RILKE LESEND

немецкий

Das Gesicht ans Waggonfenster gepreßt
behältst du ihn im Auge
bis ihn die Hitze der Geleise verschlingt
auf dem Bahnhof Santa Maria Novella

Dich selbst umarmst du
dasitzend jetzt
in kunstvoller Trauer
die plötzlich ewig
Das Augennaß
desinfiziert vom Kleenex
an langen Wimpern
die kindliche Träne
macht sich los
fließt noch nicht
über den Flor der Wangen
schräge Sonne
auf den Sandalen
riesige grauen Augen
begierig nach Luft

Rilke lesend
am Nachmittag der bleibt
die Hand nervös
in die Chipstüte versenkt
Wunden
hastig essend
An spitzen Fingern knabbernd
Häutchen aus Schmerz
Die weißen Zähne zeigend
nach einem Schluck Wasser
der Blick liebkost
die deutsch beschrifteten Blätter
und dehnt sich aus und
schwebt in der Leere

Die Luft bewegt sich nicht
Morgen die Prüfung
– „Rufen Sie mich nach neun an?“
Die Stimme nicht hören
Ich messe die zwischen den Lippen
aufgehobene Entfernung
Ich will deine Füße küssen
mit vermehrten Mündern
und frische Seide sein und
Schmetterling auf deiner Scham

Schon Mailand Hauptbahnhof
Müde der Körper in Richtung Ausgang
von hinten
langsamer werdend
dann nichts mehr

In der U-Bahn singt Annie Lennox
„How many times do I have to try to tell you...“
und „Why“ ist eine Krone aus Schatten
Aber die Bienen streiken
alles löst der Wind auf
mit Flügeln unbekannt
ohne Flug
Wüßt ich den Namen
wär dieser neue Tod härter
Und Mägde gottverwandt
im Speichel
aus Eis

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

LAS TERMITAS

испанский | José Emilio Pacheco

A las termitas dijo su señor:
Derribad esa casa.
Y llevan no sé cuántas generaciones
de perforar, de taladrar sin sosiego.

Hormigas blancas como el Mal inocente,
esclavas ciegas y de incógnito:
dale que dale en nombre del deber,
muy por debajo de la alfombra,
sin exigir aplauso ni recompensa
y cada cual conforme con su trocito.

Millones de termitas se afanarán
hasta que llegue el día en que de repente
el edificio caiga hecho polvo.

Entonces las termitas perecerán
sepultadas en la obra de su vida.

© José Emilio Pacheco
from: Tarde o temprano. Poemas 1958-2000.
México: Edición de Ana Clavel © Fondo de Cultura Económica , 1980

DIE TERMITEN

немецкий

Zu den Termiten sagte ihr Herr:
Bringt das Haus zum Einsturz.
Und so nagen und bohren sie
seit Generationen ohne Unterlaß.

Ameisen, weiß wie das unschuldige Böse,
blinde, unbekannte Sklaven:
immer vorwärts im Namen der Pflicht,
tief unter dem Teppich,
ohne Lohn oder Applaus zu erwarten,
jede mit ihrem Stückchen beschäftigt.

Millionen Termiten rackern sich ab,
bis der Tag kommt, an dem plötzlich
das Gebäude zu Staub zerfällt.

In ihrem Lebenswerk
finden die Termiten ihr Grab.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair und Alejandra Rogel Alberdi

Aus: Rückkehr zu Sisyphos. Gedichte 1959-2000.

Wien: edition selene 2003

La tía Chinca

испанский | Armando Romero

                                                  A Antonio Zibara

             Nunca hablé de mi tía Chinca por miedo a su silencio. Recuerdo esas largas
oleadas de humo que venían desde la última pieza, la que daba al patio, y que eran
producto de sus cigarros baratos. Ella los fumaba allí, en lo oscuro, como quien saluda al
infinito. No sé cómo era su voz porque nunca me dijo una palabra de rabia ni de cariño.
Tengo memoria sí de sus vestidos negros y de sus babuchas gastadas por un caminar de
no sé dónde. Nadie me dijo qué hacía mi tía Chinca los domingos o si tuvo amores
secretos, pasiones violentas, encuentros fortuitos. ¿Qué hacía mi tía Chinca sentada sola
en el patio? Cuando pasaba a mediodía por la sala, donde toda la familia se reunía a oír
las canciones de Pedro Infante, mi tía Chinca dejaba una estela de cenizas y escombros
como si lentamente se estuviera deshaciendo. Pero nadie lo notaba, o ¿era yo sólo el que descifraba las manchas que dejaba en el espacio? Dicen que murió pequeñita, como una
torcaza, y que con ella enterraron también su silencio.

© A.R.
from: Las combinaciones debidas
Buenos Aires: Ediciones Último Reino, 1989
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Die Tante Chinca

немецкий

                               Für Antonio Zibara

      Aus Angst vor ihrem Schweigen habe ich nie von der Tante Chinca gesprochen. Ich erinnere mich an die langen Rauchschwaden, die aus dem letzten Zimmer kamen, das auf den Innenhof ging. Dort hinten saß sie in der Dunkelheit und rauchte ihre billigen Zigarren wie jemand, der die Unendlichkeit grüßt. Ich weiß nicht, wie ihre Stimme war, denn sie hat nie ein Wort zu mir gesagt, weder im Zorn noch aus Zärtlichkeit. Statt dessen erinnere ich mich an ihre schwarzen Kleider und an ihre abgetragenen Pantoffeln, mit denen sie ich weiß nicht wo umherging. Niemand sagte mir, was meine Tante Chinca an den Sonntagen tat oder ob sie geheime Liebschaften, heftige Leidenschaften, zufällige Bekanntschaften hatte. Was tat meine Tante Chinca, allein im Hof sitzend? Wenn sie mittags ins Wohnzimmer kam, wo sich die Familie versammelte, um Lieder von Pedro Infante zu hören, ließ meine Tante Chinca eine Spur von Krümeln und Asche zurück, als würde sie sich langsam auflösen. Aber niemandem fiel es auf, oder war ich war ich der einzige, der die Flecken entziffern konnte, die sie in den Raum machte? Es heißt, daß sie ganz klein war, als sie starb, wie eine Ringeltaube, und daß mit ihr auch das Schweigen begraben wurde.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair

LA SIRENA

испанский | José Emilio Pacheco

En el domingo de la plaza, la feria
y la barraca y el acuario con tristes
algas de plástico, fraudulentos corales.
Cabeza al aire, la humillada sirena,
acaso hermana de quien cuenta la historia.

Pero el relato se equivoca: De cuándo acá
las sirenas son monstruos
o están así por castigo divino.

Más bien sucede lo contrario: son libres,
son instrumentos de poesía.
Lo único malo es que no existen.
Lo realmente funesto es que sean imposibles.

© José Emilio Pacheco
from: Tarde o temprano. Poemas 1958-2000.
México: Edición de Ana Clavel. © Fondo de Cultura Económica , 1980

DIE SIRENE

немецкий

Der Jahrmarkt auf dem sonntäglichen Platz
und die Baracke und das Aquarium mit tristen
Plastikalgen und falschen Korallen.
Kopf in der Luft die beschämte Sirene,
Schwester vielleicht von dem, der erzählt.

Doch die Geschichte irrt: von den Sirenen,
welche durch Gottes gerechte Strafe
einst in Ungeheuer verwandelt wurden.

Das Gegenteil ist der Fall: freie Wesen,
sind sie Instrumente der Poesie.
Schlecht ist nur, daß sie nicht existieren.
Verhängnisvoll ist ihre Unmöglichkeit.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair und Alejandra Rogel Alberdi

Aus: Rückkehr zu Sisyphos. Gedichte 1959-2000.

Wien: edition selene 2003

DELOS

итальянский | Fabio Scotto

Je ne veux pas d’autre secours que celui-là:vous parler
Gide, L’immoraliste


Sorge dal mare
nel suo antico dono
di marmi a sorreggere la sabbia
Onde la scuotono
in una quiete bianca
che è sale sul sogno di Cleopatra

Sali verso il sole
sospinto da Dioniso
sul monte Cinzio
imprendibile
come il mio cuore
Lontani i mulini di Mikonos
a inventare il vento
che ci toglie gli occhi

In questo nulla
respiro il tempo
schernito dai gabbiani
Vorrei parlarti
senza parlare
come fa il vento
da sempre
su queste mani

Mykonos, 22.8.1986
(chiedi un succo d’arancia
e ti portano un’aranciata...)

from: Il grido viola
Spinea (Venezia): Edizioni del Leone, 1988

DELOS

немецкий

<pre>
<i>Ich will keine andere Hilfe als die: mit euch sprechen </i>
Gide, Der Immoralist

Erhebt sich aus dem Meer
uraltes Geschenk
von sandbedecktem Marmor
Wellengeschüttelt
in weißer Stille
die Salz ist auf Kleopatras Traum

Von Dionysos gedrängt
steigst du zur Sonne empor
auf dem Berg Kynthos
der unbezwingbar ist
wie mein Herz
Fern die Mühlen von Mykonos
den Wind erfindend
der uns die Augen nimmt

In diesem Nichts
atme ich die Zeit
verhöhnt von den Möwen
Sprechen will ich mit dir
ohne zu reden
wie der Wind
seit jeher
auf diesen Händen
spricht

                            Mykonos, 22. 8. 1986
                      (du verlangst einen Orangensaft
                      und sie bringen dir eine Orangeade...)
</pre>

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

LA PALUDE

итальянский | Fabio Scotto

III

D’un tratto quel sentiero restringeva
fino ad un ponticello malridotto;
oltre, frasche più fitte
un’ombra
un fosso
il piede cigolava al primo passo
la paura
in quel batticuore
da non dire
da dimenticare
sotto la maglietta

IV

Una palude bianca
in una c a l m a
senza vento
o forse gialla, grigia
mutevole a guardarla
come il tempo
Nessun marziano vi era
o mostro
o tigre del Bengala
né l’uomo nero
(viveva in fondo al sottoscala)

V

Eppure si muoveva
come polenta
chimica laguna
“Non ci andare,
che se ci cadi dentro...”
pareva di sentirsi richiamare
da
     g i ù
nel fondo
da una testa bruna

from: Il bosco di Velate
Spinea(Venezia): Edizioni del Leone, 1991

DER SUMPF

немецкий

III

Plötzlich verengte sich der Pfad
und ging auf einen wackeligen Steg;
drüben dichteres Blattwerk
ein Schatten
ein Graben
der Fuß knarrte beim ersten Schritt
das vor Angst
klopfende Herz
wortlos
nichts als Vergessen
unter dem Leibchen

IV

Ein weißer Sumpf
in der Stille
ohne Wind
oder gelb vielleicht, grau
veränderlich für den Blick
wie die Zeit
Da war kein Marsmensch
kein Monster
kein bengalischer Tiger
auch nicht der schwarze Mann
(der in der Treppenkammer hauste)

V

Und er bewegte sich doch
wie Polenta
chemische Lagune
„Geh nicht da hin,
sonst fällst du rein...“
es war, als riefe ihn
von
      unten
dort
       vom Grund
ein brauner Kopf

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

La notte più bella della mia vita

итальянский | Claudio Pozzani

La notte più bella della mia vita
è passata così,
dentro un garage dai muri scrostati.
È passata così,
senza che la riconoscessi
entrando da una fessura
della saracinesca abbassata
accompagnata dalla voce degli spazzini.
La notte più bella della mia vita
è passata così,
sopra un cofano ancora caldo
versando champagne sul tuo corpo
e lanciando bottiglie vuote contro il muro.
Oh, sì...
forse per un attimo
un impercettibile secondo
la mia pelle la riconobbe
drizzando i peli
e secernendo sudore
ma tutto sparì
nella brace della tua sigaretta.
La notte più bella della mia vita
se ne è andata così,
strisciando fuori
da dove era entrata,
voltandosi per guardarmi
ancora una volta
mentre in ginocchio raccoglievo
i cocci di bottiglia
i miei vestiti
ed i tuoi ultimi sorrisi.

© Claudio Pozzani
from: Saudade e Spleen
Paris: Alchimies Poétiques, Éditions Lanore, 2001
ISBN: 2-85157-196-6
Audio production: 2006, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Die schönste Nacht meines Lebens

немецкий

Die schönste Nacht meines Lebens
verging so,
in einer Garage mit abblätternden Wänden.
Verging so,
ohne daß ich sie wiedererkannte,
als ich eindrang durch einen Spalt
im herabgelassenen Rolladen,
begleitet von der Stimme der Händler.
Die schönste Nacht meines Lebens
verging so,
auf einer noch warmen Motorhaube
Champagner gießend auf deinen Körper,
leere Flaschen schleudernd gegen die Wand.
Oh, ja...
in einem Augenblick vielleicht
in einer nicht wahrnehmbaren Sekunde
erkannte meine Haut sie
und stellte die Haare auf
und sonderte Schweiß ab,
aber alles verschwand
in der Glut deiner Zigarette.
Die schönste Nacht meines Lebens
ist so vorbeigegangen,
hinauskriechend von wo sie gekommen,
sich umwendend
noch einmal nach mir,
während ich auf Knien
die Scherben der Flaschen
aufsammelte und meine Kleider
und dein letztes, vorletztes Lächeln.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

La Marcia dell’Ombra

итальянский | Claudio Pozzani

Stanno cadendo corde dal cielo
e gelide catene ti danzano attorno
E' un mondo di nodi
da sciogliere al buio
tra un lampo e l'altro
di fosforo e grida
E' un groviglio di corde
che rifiutano forbici
È un pettine che s'incastra
dentro chiome che non pensano

E'ombra... omora
E' un battito di ciglia ancora

Mi guardo attorno e vedo muri
persino il mio specchio è diventato un muro
sui tuoi seni è cresciuta una pelle di muro   
il mio cuore, i miei sensi reincarnati in muri '
E continuano a piovere preghiere e bestemmie
che evaporano appena toccan la sabbia    
e continuano a strisciare in un silenzio velenoso
avverbi, aggettivi e parole senza suono

E ombra... ombra...
e un battito di ciglia ancora

Del sole vedo solo il suo riflesso
nelle pozze iridescenti di acqua piovana,
della luna indovino la presenza nel buio
dal lontano abbaiare dei cani legati
La mia pace non è la mancanza di guerra
La mia pace è l'assenza del concetto di guerra

Non ombra... ombra...
ma un battito di ciglia ancora

© Claudio Pozzani
from: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2006, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Der Marsch des Schattens

немецкий

Seile fallen vom Himmel
und dich umtanzen eisige Ketten
Es ist eine Welt aus Knoten
die man im Dunkel löst
zwischen zwei Blitzen
aus Phosphor und Schreien
Es ist ein Gewimmel von Seilen,
die sich der Schere verweigern
Es ist ein Kamm, der sich verstrickt
im gedankenlosen Haar

Es ist Schatten... Schatten
Und ein Wimpernschlag noch

Ich blicke um mich und sehe Mauern
sogar mein Spiegel ist jetzt eine Mauer
auf deinen Brüsten wächst eine Mauerhaut
mein Herz, meine Sinne wiedergeboren in Mauern
Es hat weitergeregnet Gebete und Flüche,
die verdampfen bei der Berührung mit Sand
und kriechen weiter in giftigem Schweigen
Verben, Adjektive und lautlose Wörter

Es ist Schatten... Schatten
Und ein Wimpernschlag noch

Von der Sonne seh ich nur den Reflex
im schillernden Regenwasser der Pfützen
den Mond errate ich im Dunkel
durch das ferne Bellen angeketteter Hunde
Mein Frieden ist kein Nicht-Krieg
Mein Frieden ist ohne Begriff vom Krieg

Kein Schatten... Schatten...
Aber ein Wimpernschlag noch

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

La donna dalle lacrime dolci

итальянский | Claudio Pozzani

Sei la donna dalle lacrime dolci
Ogni tuo gesto è una fiamma leggera
Sei l'ombra, sei il gatto che fugge e poi ritorna
Sei l'impatto del treno contro i rami
sporgenti

Un alambicco pieno di mercurio e di zolfo
bolle di notte tra i tuoi seni perfetti
Quanti alchimisti hanno perso i polmoni
inseguendo i fumi del tuo corpo sudato!

Sei la donna che detta il ritmo delle stagioni,
che dimezza l'attesa tra un mio battito e l'altro
Sei Venere che sorge da una colata di lava
Sei Psiche che tiene sempre accesa la luce

Calpesti la terra e neanche ti accorgi
che ad ogni tuo passo prende vita un giardino
Per i tuoi capelli il vento sta ringraziando Dio
per avergli donato uno scopo di vita.

© Claudio Pozzani
from: Saudade e Spleen
Paris: Alchimies Poétiques, Éditions Lanore, 2001
ISBN: 2-85157-196-6
Audio production: 2006, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Die Frau der süßen Tränen

немецкий

Du bist die Frau der süßen Tränen
Jede Geste von dir ist eine leichte Flamme
Du bist der Schatten, bist die Katze, die flieht und zurückkehrt
Du bist die Wucht des Zugs gegen die auftauchenden
Äste

Ein Destillierkolben gefüllt mit Quecksilber und Schwefel
siedet nachts zwischen deinen vollkommenen Brüsten
Wie viele Alchimisten haben die Lungen verloren,
als sie dem Rauch deines schweißnassen Körpers folgten!

Du bist die Frau, die den Rhythmus der Jahreszeiten diktiert,
der mir die Wartezeit zwischen zwei Herzschlägen halbiert.
Du bist Venus, aus einem Lavafluß steigend
Bist Psyche mit dem stets eingeschalteten Licht

Du trittst die Erde, doch du gewahrst,
daß bei jedem Schritt ein Garten entsteht
Durch dein Haar dankt der Wind Gott,
daß er ihm ein Lebensziel geschenkt.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

Dativo

итальянский | Giovanni Orelli

A chi lo manderò il primo fiore
di primavera? Mia madre,
alle lettere che mi spediva a intermittenze
come bambina che sue barche di carta
manda a un mare via fiume
aggiungeva un suo fiore
(così sa dove son stata a lavorare):
pel prato con tante acque un botton d'oro
il timo viene dalla dirittura
tutto salita sotto il bosco, in cima
dove la vita è più dura.
A chi della generazione futura
come un atleta fa col testimone
della quattro per cento, quattrocento,
lo passerò?

Col suo profumo, sua carezza, piuma?

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

DATIV

немецкий

Wem schicke ich die erste Blume
des Frühlings? Meiner Mutter, die fügte
den Briefen, die sie mir von Zeit zu Zeit
sandte als Kind als Papierschiffchen
auf dem Fluß einem Meer entgegen,
eine von ihren Blumen bei
(so weiß sie, wo ich zur Arbeit war):
für die Wiese mit soviel Wasser ein Goldknopf
der Thymian wird aus der Geraden
verschlagen unter dem Wald, gipfelwärts
wo das Leben am härtesten.
Wem aus der künftigen Generation,
wie ein Athlet mit dem Spion
der vier von Hundert, vierhundert
verfahrend, geb ich ihn?

Mit seinem Duft und seiner Liebheit Luft?

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

IERI HO SOGNATO

итальянский | Fabio Scotto

Ieri ho sognato
che m’amavi
Me lo dicevano
i tuoi occhi chiari
la curva della bocca
Non parlavi
no, non dicevi niente
Ma mi fissavi a lungo
i capelli, la fronte
come se fossi stata me
per la prima volta
mi guardavi

Io non so cosa mi vuoi
io non so se mi vuoi cosa
Fossi mio figlio
madre ti sarei
Fossi un amante
d’amore t’amerei
il tempo di durarlo
Ma non so che sei
non so a chi parlo
Quando la notte fuggi
ad altra notte

from: Genetliaco
Firenze: Passigli, 2000

GESTERN HAB ICH GETRÄUMT

немецкий

Gestern hab ich geträumt
daß du mich liebst
Das sagten mir
deine hellen Augen
die Wölbung deines Mundes
Du sprachst nicht
nein, du sagtest nichts
Sahst mich lange an
die Haare, die Stirn
als wär ich zum ersten Mal
ich gewesen
du schautest auf mich

Ich weiß nicht, was du von mir willst
ich weiß nicht, ob du etwas willst
Wär ich mein Sohn
wär ich dir Mutter
Liebt ich die Liebe
liebte ich dich
die Zeitlang, die sie währt
Aber ich weiß nicht, was du bist
Ich weiß nicht, zu wem ich spreche
Wenn du fliehst in der Nacht
zu anderer Nacht

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

Futuro 2

итальянский | Giovanni Orelli

La mia classe, la classe del 28
è convocata al bar Luna
perché decida sul da farsi.
Rivoluzione è fuori moda,
ipotesi di terzo grado e andare sulla luna
è prematuro, non siamo ancora al turismo
interstellare di massa: sarà per i nipoti.
Trasferta proporrò a Parigi,
in lungo e in largo farla: nel metro
ininterrottamente come al tempo dei nazisti
i vecchi parigini, per scaldarsi, proteggersi e
un poco ritrovarsi, riconoscersi, abbracciarsi e,
un poco, prima che notte venga,
conversare. Oppure andremo al Parco
a parlare di cervi e animali in estinzione,
o della foca di Brigitte Bardot.
Andremo a scegliere l'albero al quale....
Per quando tutti i santi ci avranno abbandonati?

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

VORZUKUNFT

немецкий

Mein Jahrgang, der achtundzwanziger,
trifft sich in der Luna-Bar,
um zu entscheiden, was zu tun.
Revolution ist aus der Mode,
reine Irrealität, und Mondspaziergänge
verfrüht, der interstellare Tourismus
ein Vergnügen für unsere Enkelkinder.
Eine Reise schlag ich vor durch Paris,
des Langen und Breiten mit der Metro,
hin und her wie die alten Pariser in der Nazi
Zeit, weil man sich wärmen konnte unterirdisch,
Schutz finden, einander treffen und erkennen,
sich umarmen und ein bißchen plaudern,
ehe die Nacht kam. Oder wir gehen in den Park,
reden von Hirschen und aussterbenden Tieren
oder von den Seehunden Brigitte Bardots.
Und wählen einen Baum, an dem...
Wann werden uns die Heiligen alle verlassen haben?

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair


Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

FIORI SECCHI

итальянский | Fabio Scotto

Sotto i ponti
come il santo bevitore
nell’ombra serale dei muriccioli
sul sonno delle panchine
le mani
terra di confine
se sentissi le mie parole
al buio del respiro
giro a vuoto
mentre li vedo brindare
sui barconi
la luna al viso
nel faro accecante
che c’inchioda al muro
come gente
come niente
il nero nuovamente
più nulla poi
brilla

from: Genetliaco
Firenze: Passigli, 2000

GETROCKNETE BLUMEN

немецкий

Unter den Brücken
wie der heilige Trinker
im Abendschatten der Mäuerchen
auf dem Schlaf der Bänke
die Hände
Grenzland
Spürtest du nur meine Worte
am Dunkel des Atems
ich laufe leer
während ich sehe
wie sie die Gläser heben
auf den Lastkähnen
den Mond im Gesicht
vom Scheinwurf getroffen
der uns an die Wand nagelt
wie irgendwen
wie niemanden
das Schwarz von neuem
dann nichts mehr
glänzt

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

ECCOTI SULLA SPIAGGIA

итальянский | Fabio Scotto

Eccoti sulla spiaggia
fine autunno
Parli col tuo amico pittore
da qualche tempo fuori dalla mischia
dei libri d’una volta
di brossure quando la mano artigianale rilegava
Marini, Dova, Mondrian...

Il fumo flebilmente dalla pipa
si lascia verso le nubi scure
quasi piove mentre ti guardo di profilo
nel tuo bel cardigan di lana blu
aprirti in un sorriso
inumidirsi gli occhi come sempre
come se ancora esistesse
la gioia infantile del gelato
scivolato a terra per il caldo
nella piazzetta del Costituzionale
«Buongiorno Ragioniere, Geometra
Ingegnere...» ─ accattivante
la padrona in uno sbattere di ciglia
dileguava «Bacio, nocciola, vaniglia...»

(Altra è la femmina, pensavi)
nel rito del toscano
«La femmina è più donna della donna»
─ rincorrevi il sogno della voglia che perdevi
intanto andavano scemando
le bellezze come il fiato
tra i lumi della fiera dell’antiquariato
i nostri passi poi
sul vento
come per incanto
alzarci

from: Genetliaco
Firenze: Passigli, 2000

HIER BIST DU AM STRAND

немецкий

Hier bist du am Strand
im Spätherbst
Sprichst mit deinem Freund dem Maler
der sich seit einiger Zeit dem Getümmel entzieht
von den Büchern von einst
von Broschüren als die Handwerkerhand
Marini, Dova, Mondrian band

Der kümmerliche Rauch aus der Pfeife
hebt sich zu den dunklen Wolken
fast regnet’s während ich dich von der Seite her anseh
in deiner schönen blauen Strickjacke
öffnest du dich zu einem Lächeln
die Augen feucht wie immer
als gäbe es noch
die kindliche Freude übers Eis
das in der Hitze der Piazzetta
del Costituzionale zu Boden fließt
„Guten Tag, Herr Doktor, Ingenieur
Geometer...“ – im Handumdrehen
versprühte die bezaubernde Chefin
„Bacio, Haselnuß, Vanille...“

(Anders ist das Weib, dachtest du)
im Ritus des Toskanischen
„Das Weib ist weiblicher als die Frau“
– du verfolgst den Traum der verlorenen Lust
indessen gingen langsam
die Schönheiten aus wie der Atem
zwischen den Lichtern des Antiquitätenmarkts
unsere Schritte dann
auf dem Wind
wie durch ein Wunder
erheben wir uns

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

Chi che

итальянский | Giovanni Orelli

C'è chi dorme e che pesci pure piglia,
chi piglia pesci in faccia e che non mangia,
chi mangia, neo-Charlot, stringhe già usate in Francia
dal padre suo anima pia tutto famiglia

che suole delle scarpe si mangiava in cerca di lavoro,
c'è chi sospira ai ben di Dio che espongono al mercato,
c'è chi guarda una femmina e in cuor suo l'ha già mangiata,
c'è chi niente facendo si fa le palle d'oro.

C'è chi mai mangia carne al venerdì
c'è chi la carne mangia per Natale
chi il vin che beve lo beve a carnevale

gratis e stop. Chi il Signore lo mangia tutti i dì e
clicca settanta volte sette un segno zodiacale,
chi è indifferente al gallo di Pietro con i suoi chi-chi-(IN)RI-chi.

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

SOLCHE WELCHE

немецкий

Es gibt solche, die schlafen und von Fischen gefällt
Fische anfallen, die sie nicht essen,
welche Senkel essen, Neo-Charlot, in Frankreich gebraucht
vom eigenen Vater, fromme Seele, ganz family

welche Schuhsohlen essen auf Arbeitssuche,
es gibt solche, die seufzen bei den Gottesgaben, die sie vermarkten,
es gibt solche, die ein Weib anschaun und es im Herzen gegessen,
es gibt welche, die beim Nichtstun goldene Eier brüten.

Es gibt solche, die am Freitag niemals Fleisch verspeisen
es gibt welche, die das Fleisch zur Weihnacht enteisen
solche, welche den Wein im Fasching trinken

gratis und stop. Die den Herrn täglich essen
oder siebzigmal sieben ein Tierkreiszeichen klicken,
solche, die der Petershahn kalt läßt wie sein KikerINRIki.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

Casa de cusipata

испанский | Carmen Ollé

(A la madre del Inca Garcilaso)


Casi un infierno sin luz
como ante el púlpito de San Blas
la calavera de Horcacitas.
Señor, qué madera,
he cerrado los ojos, Señor,
y no me entretengo en el altar
aunque brille marrón el oro
por la plegaria impura.

Ahí,
la madre del bastardo,
el cordero de Dios.

La princesa en casa.
Vagabundeo por la vieja ciudad
¿Dónde he de verla por fin?
Miro a los lados, insomne,
acaso llegaré a comprender
el ansia.

Y ella advenediza, solitaria,
en el altar se arrodilla para besar
la cruz,
peldaño a peldaño
da el beso maldito...
Delgada sería la pequeña
el vestido de organdí azul luce
con filamentos de oro en la cintura fina
los botines aún de moda.

Beatífica viajera
la princesa está en casa
mas a ti nada te importa
pues de lejos
  le dices adiós.

Una elegante silla negra
está rota en el recibidor.

© Carmen Ollé
from: unpublished
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Haus in Cusipata

немецкий

(Für die Mutter des Inca Garcilaso)

Fast eine Hölle ohne Licht
wie früher  die Kanzel des Heiligen Blasius
der Totenschädel von Horcacitas.
Herr, was für ein Holz,
ich habe die Augen geschlossen, Herr,
ich unterhalte mich nicht am Altar,
obwohl das Gold braun schimmert
wegen dem unreinen Gebet.

Dort,
die Mutter vom Bastard,
dem Lamm Gottes.

Die Prinzessin im Haus.
Ich vagabundiere durch die alte Stadt,
wo werde ich sie endlich sehen?
Schlaflos schaue ich nach allen Seiten,
vielleicht gelingt es mir, die Angst
zu verstehen.

Zugereist, einsam
kniet sie vor dem Altar nieder, um das Kreuz
zu küssen, Stufe für Stufe
gibt sie den verfluchten Kuß...
Schmal wäre die Kleine,
das Kleid aus blauem Organdy leuchtet
mit Goldfäden an der feinen Taille,
die Schnürstiefel noch in Mode.

Eine selige Reisende
ist die Prinzessin im Haus,
dir aber ist alles egal
denn von ferne
sagst du ihr adiós.

Ein eleganter schwarzer Stuhl
steht zerbrochen im Sprechzimmer.

Übersetzt von Leopold Federmair

Brisa

испанский | Armando Romero

El sólo movimiento de una hoja en el limonero puso en actividad toda la casa
A ras de suelo un leve humo disipó sus sombras y dejó al descubierto el dulce
                ladrillo de los antepasados
El antiguo fantasmero de caoba fue puras risas entrecortadas y pasos  blandos
                como guantes
Las vigas en el techo y el soporte de las arañas temblaron como una trapecista
                en celo de tendones
-Apagada estaba ya la vela en el altar contra el rincón y no se movía-
Al borde y al centro de una pantalla de adobe había ahora puertas y
                ventanas en vaivenes de secos golpes y monótonos
Paso tuvo el sol que quedaba restando y sumando por los postigos y los portillos
En la fragilidad de sus lazos y la corredera del hilambre la hamaca dijo sí o dijo nó
Corrió veloz la mariposa única hasta el escaño deshuesado y sólido que esperaba
                en el corredor
Y desde allí la ahumada cocina hizo leve muestreo de rescoldos y cenizas
Viejas ollas en depósito de sentencias y perfumes
Desierto de áridos granos y legumbres florecidas
Leña ya en el musgo y el renacimiento de las parásitas
Tardo hueco del fogón y su encanto
Platos y tazas desportillados por un constante repique de los usos
Pocillos en la pared como una interrogación colgando
Por el patio donde se desvanecía el acento trinitario y el punto aparte de las gallinas
caminó como un murmullo que no era sino roce y frotación de pieles desnudas por la
hierba
El cielo se sostenía en un meridiano preciso que era una nube gris y
                   muchas blancas más azul
Fue sólo un múltiple movimiento de pies como las hojas cortadas del plátano
Un sólo movimiento en esa tarde
Pero al detenerse el limonero
Todo en aquel sitio continuó como antes

from: Los móviles del sveño
Mérida: Ediciones de la gobernación del estado , 1976
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Brise

немецкий

Die Bewegung eines Blatts im Zitronenbaum brachte das ganze Haus in Aufruhr
In Bodennähe zerstreute ein leichter Rauch seine Schatten und enthüllte so den zarten
                  Backstein der Vorfahren
Der alte Traumbildner aus Mahagoni war ein einziges unterbrochenes Gelächter und
                  seine Schritte weich wie Handschuhe
Die Balken an der Decke und der Träger der Spinnen zitterten wie eine
                  sehnenbrünstige Trapezkünstlerin
- Verloschen war schon die Kerze auf dem Altar in der Ecke und bewegte sich
                  nicht -
Am Rand und in der Mitte eines Schirms aus Luftstein waren jetzt Türen und
                  Fenster im Hin und Her von trockenen monotonen Schlägen
Vorrang hatte die Sonne die abzog und zusammenzählte durch Hintertüren und
                  Mauerluken
In der Fragilität ihrer Schlingen und in der Gleitbahn der Schnüre sagte die
                  Hängematte ja oder nein
Schnell lief der einzige Schmetterling bis zur entbeinten stämmigen Sitzbank die auf
                  dem Gang wartete
Und von dort gab die geräucherte Küche leichte Proben von Asche und kalter Glut
Alte Töpfe in Verwahr von Sentenzen und Parfüms
Wüste aus trockenen Körnern und verschimmelten Hülsenfrüchten
Holz schon moosüberwachsen und Wiedergeburt der Parasiten
Träge Höhlung des Herds und sein Zauber
Teller und Tassen schartig vom ständigen Picken des Gebrauchs
Schälchen an der Wand wie eine hängende Frage
Über den Hof wo sich der trinitarische Akzent auflöste und der aparte Satzpunkt der
Hennen mit einem Murmeln lief das nichts anderes war als Reibung nackter Haut am
Gras
Der Himmel hielt sich auf einem genauen Meridian der eine graue und viele weiße
                  Wolken war plus Blau
Nur eine vielfache Bewegung von Füßen wie die abgeschnittenen Blätter des
                  Bananenbaums
Eine einzige Bewegung an jenem Nachmittag
Als aber der Zitronenbaum stehenblieb
Ging an dem Ort alles weiter wie zuvor

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair

ARCHITEUTHIS

итальянский | Fabio Scotto

Nessuno mai l’ha visto
nel suo habitat profondo
Ne parlano Omero
Jules Verne Melville
Adulto raggiunge i venti metri
di lunghezza occhi grandi
come bocce becco tagliente
Il calamaro gigante
tentacoli dieci
nel segreto delle onde
vaga e si nasconde
tra gli scogli
e le alghe
Mostro invertebrato
il suo sesso raggiunge
i novanta centimetri
Lo usa per ferire
i tentacoli della femmina
Nelle piaghe inietta
spermatofori
capsule di milioni di spermatozoi
amanti aggressivi delle ventose

Della femmina mantide si sapeva
in natura
Non del seme inoculato
sui tentacoli frontali della  moglie giovane
Due ferite simmetriche
a un chilometro di profondità
al largo delle coste della Tasmania

Ora lo sperma giace
congelato nella cute
Dovrà ferirsi da se stessa
nuovamente
la madre ermafrodita
per fecondarsene
o forse la linfa
da sola migrare in superficie
chimicamente

Il corpo senza ricettacoli
è un corpo totale
Si ama da morire
il figlio nascosto nelle nostre braccia
Poi con i pesci nella rete
il mostro muore muto a riva
sulla sabbia

from: La dolce ferita
Marina di Minturno (Latina): Caramanica Editore, 1999

ARCHITHEUTIS

немецкий

Niemand hat ihn je gesehen
in seiner tiefen Heimat
Von ihm sprechen Homer
Jules Verne Melville
Ausgewachsen mißt er zwanzig Meter
Augen groß wie Kugeln
scharfer Schnabel
Die Riesenkrake
zehn Tentakel
schweift im Geheimnis
der Wellen versteckt sich
zwischen Felsen und Algen
Wirbelloses Monster
sein Geschlecht mißt
neunzig Zentimeter
Damit verletzt er
die Tentakel des Weibchens
In die Wunden spritzt er
Spermatophoren
Kapseln mit Millionen Spermatozoen
aggressive Liebhaber der Saugnäpfe

Von der Gottesanbeterin wußte man
in Natur
Nicht vom eingeimpften Samen
an den Stirntentakeln der jungen Gemahlin
Zwei symmetrische Wunden
in einem Kilometer Tiefe
vor der Küste Tansanias

Jetzt ruht das Sperma
vereist in der Haut
Sie muß sich von neuem
selbst verwunden
die Hermaphroditenmutter
um sich zu befruchten
oder vielleicht wandert
die Lymphe chemisch
an die Oberfläche

Der Körper ohne Rezeptakel
ist ein totaler Körper
Er liebt sich sterblich
das Kind in unseren Armen verborgen
Dann mit den Fischen im Netz
stirbt das Monster stumm am Ufer
im Sand

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair

ANTIPOSTAL DE RÍO DE JANERIO

испанский | José Emilio Pacheco

Las polillas atentan contra la propiedad.
Son enemigas de lo establecido.

Son planetas errantes en redor
de un sol hipnótico de incandescencias mortales.

Las polillas más grandes que he visto nunca
morían de calor en el Corcovado,
mirándome con inmensos ojos dolientes.

No fue para ellas la hermosura de Río
sino el hambre, el horror y la tortura.

Tan sólo ven la piedra calcinante
-y este mundo que acaba.

© José Emilio Pacheco
from: Tarde o temprano. Poemas 1958-2000.
México: Edición de Ana Clavel. © Fondo de Cultura Económica , 1980

ANTIPOSTKARTE AUS RIO DE JANERIO

немецкий

Die Motten, Feinde des Bestehenden,
greifen das Eigentum an.
Planeten sind sie, die tödliche Glut
einer hypnotischen Sonne umkreisend.

Die größten Motten, die ich je sah,
blickten mich an mit leidenden Augen,
als sie auf dem Corcovado den Hitzetod starben.

Nicht die Schönheit Ríos war ihnen bestimmt,
sondern Hunger, Schrecken und Folter.

Was sie sehen, ist der sengende Stein
- und die zu Ende gehende Welt.

Aus dem Spanischen von Leopold Federmair und Alejandra Rogel Alberdi

Aus: Rückkehr zu Sisyphos. Gedichte 1959-2000.

Wien: edition selene 2003

Accompagnaverbo (avverbio)

итальянский | Giovanni Orelli

Delicatissimamente
scostata, sollevata, come a intesa,
tendina bianco-rosa di cucina,
via libera voleva dire a me in attesa;

agilmente, avevo allora ardire in testa,
scavalcata la cinta del tuo orto,
fu dato il via a mia scalata corta,
ma avevo in cuore Eiger Everest;

felinam.... scalai comandamenti:                   
il sesto il nono. Che ottobre scorpione!
anche la sera pareva di anni venti,
alimentava mega-tentazioni.

Docilmente aria bruna poi ha imposto
a cose tutte intorno un suo silenzio:
nella memoria punta dell'Everest è
il parlar basso delle mani nostre

e irriverente-mente anche dei piedi, i tuoi e i miei,
a metà strada, dissi iperbolizzando, tra organista,
toccata e fuga, e d'Irpinia un traxista: dèi,
uno con Bach, l'altro al suo posto di comando:

meravigliosamente !

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

UMSTANDSWORT

немецкий

Ganz zärtlich
entrückt, gehoben, wie auf Einverständnis,
Küchengardine weiß und rosig,
wollte vom Warten mich befreien;

flinkflink und dreist in meinem Kopfe,
bald abgesattelt deines Gartens Gürtel
wurd ich zum Gipfelsturm ermuntert,
im Herzen aber ging mein Everest auf Knopf;

felinam.... erkletterte ich die Gebote:
sechstes, neuntes. Was für ein Oktoberskorpion!
der Abend aus den zwanziger Jahren getreten,
gewaltige Versuchungen trug man davon.

Fügsam braune Luft hat dann den Dingen
all ringsum ihr Schweigen aufgezwängt:
im Gedächtnis die Spitze Everests ist
das leise Sprechen unserer Hände

und ungebührlich auch der Füße, deiner und meiner,
halbwegs, sagte ich hyperbolisierend, zwischen Organist,
Toccata und Fuge, und aus Irpinien ein Taxist: Götter,
dieser mit Bach, der andere auf dem Kommandoposten:

wunderlich!

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

Accompagnanomi (aggettivi)

итальянский | Giovanni Orelli

Cen'è un pieno nel mondo
ce ne saranno dieci centomila
solo pel mare.
Il più giusto, giudice Cecov, nel parlare
di una bambina: "II mare è grande".
E in Omero? da bianco a verde
a infecondo, un dio nascosto c'è.
Consigliava Cecov, se si può,
di eliminarli. Come in "oggi è il sole"
la frase vada per sua strada
al pari di bambina scalza.
Ma si può con una bella
occhiazzurrina dalle bianche braccia?
chi toglierebbe il possessivo a Ecuba
"non si meus...." per il suo Ettore morto
che non c'è più, caro germoglio
delle viscere sue?

© Giovanni Orelli
from: Un eterno imperfetto (not published / unveröffentlichtes Manuskript)

EIGENSCHAFTSWÖRTER

немецкий

Davon ist eine Fülle in der Welt,
es werden hunderttausend sein
allein fürs Meer.
Der gerechteste, Richter Tschechow, über ein
kleines Mädchen redend: „Das Meer ist groß.“
Und bei Homer? Von weiß zu grün
zu unfruchtbar ist da ein Gott verborgen.
Tschechow riet, sie möglichst alle
zu beseitigen. Wie in „heut scheint die Sonne“
soll der Satz die Straße lang spazieren
wie das Mädchen auf bloßen Zehen.
Doch kann man an der Seite einer schönen
Blauäugigen mit blanken Armen?
Wer nähme der Hekuba „non si meus....“
das Besitzanzeigende für ihren toten Hektor,
der nicht mehr ist, geliebter Sprößling
ihrer Eingeweide?

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair



Aus Ein ewiges Imperfekt (unveröffentlichtes Manuskript)

I PASSI LENTAMENTE DALLA SCALA

итальянский | Fabio Scotto

I passi lentamente dalla scala
l’odore chiuso della geriatria
La stanza silenziosa
letti paralleli
la flebo in gola
il sole
fuori
ora che non c’è più lotteria
“Ti ha scritto la Alda,
dice che sta bene...”
─ e l’infermiera giovane arrossiva
cercando la febbre sotto le lenzuola.

È qui che adesso vivi
se è la vita
dopo quel brusco salto
forse candeggina
e il grido spaventato dei vicini
(Avevo cinque anni
mi guardavi
giocare tra le ombre dei giardini).

Ora c’è solo un rantolo di mani
e occhi chiusi
disperatamente azzurri
Restiamo
luglio conta i tuoi respiri
E più non parli
più non chiami
La morte morirà ma tu rimani.

from: Il bosco di Velate
Spinea (Venezia): Edizioni del Leone, 1991

DIE SCHRITTE LANGSAM VON DER TREPPE

немецкий

Die Schritte langsam von der Treppe
der abgestandene Geruch der Geriatrie
Das stille Zimmer
parallele Betten
der Schlauch in der Kehle
die Sonne
draußen
jetzt wo’s keine Lotterie mehr gibt
„Alda hat dir geschrieben,
es geht ihr gut, sagt sie...“
– die junge Krankenschwester wurde rot
und suchte unterm Leintuch nach dem Fieber.

Hier lebst du jetzt
wenn das Leben ist
nach dem jähen Sprung
vielleicht Chlorwasser
und der Schreckensschrei der Nachbarn
(Ich war fünf Jahre alt
du schautest mir zu
beim Spielen zwischen den Schatten der Gärten.)

Jetzt ist da nur ein Händeröcheln
und geschlossene Augen
verzweifelt blau
Wir bleiben
Juli zählt deine Atemzüge
Du sprichst nicht mehr
du rufst nicht mehr
Der Tod wird sterben und du bleibst.

Aus dem Italienischen von Leopold Federmair