Ursel Allenstein 
Translator

on Lyrikline: 5 poems translated

from: шведский, датский to: немецкий

Original

Translation

[Min mor sa: Jag ska återta det som tillhör mig]

шведский | Athena Farrokhzad

 

Min mor sa: Jag ska återta det som tillhör mig

Du ska möta döden berövad på språk

Mållös är du kommen, mållös ska du gå

 

 

 

 

 

 

 

 

Min far sa: Jag skrev om bröd och rättvisa

och så länge den utsvultne kunde läsa

gjorde mig typsnittet detsamma

Min far sa: Seriferna sticker i mina fingrar

 

 

 

 

Min far sa: Hur mycket motstånd kan människofettet bära

innan piskrappen permanentas

Min far sa: Om du glömmer bort alfabetet

hittar du det på min ryggtavla

 

 

 

Min far sa: Först när du förlåter den som angett dig vet du vad våld vill säga

 

 

 

 

 

 

 

Min far sa: Det fanns de som avrättades i gryningen innan sömnen skingrats

Min mor sa: Det fanns de som fick betala för kulorna

för att få begrava sina döttrar

 

 

 

Min mor sa: In i vilken segrares natt slungade denna seger oss

 

 

 

 

 

Min far sa: Din morbror fanns med på en knastrande telefonlinje

Din morbror raffinerade sina liknelser med varje piskrapp

 

 

 

 

 

 

 

Min bror sa: Begrav mig inte här

Begrav mig där piskorna är virtuella

 

 

Min morbror sa: Allting kommer du att glömma

utom minnet som du alltid kommer att minnas

Jag minns att innan kriget tuggade soldaten med mina tänder

Agitatorn skrek med min hals

 

 

 

Min morbror sa: För mina sluttande axlars skull

för mitt ständiga leende

För denna stenhögs skull som en gång var mitt hus

 

 

 

 

Min morbror sa: Finns det någon pöl där kriget inte tvättat sina blodiga händer

 

 

 

 

Min morbror sa: Det fanns de som avrättades i varje soluppgång

Det fanns de som stannade kvar och såg domsluten verkställas

 

 

Min mor sa: Varför åkallar de gud från hustaken

Har de glömt att det var gud som höll i piskan

när deras mödrar torterades

 

 

 

Min mor sa: Visa mig den som bebor sitt ansikte

så ska jag visa dig den som inget ansikte förtjänar

 

 

 

 

 

 

 

Min bror sa: Jag vill veta vem som förnedrades för min skull

Vilka affiniteter jag gjort mig skyldig till

och vilka repressalier som väntar

 

 

 

 

 

Min bror sa: Det finns en slakt som alltid ska pågå för ett tecken ingen kan minnas

 

 

 

Min morbror sa: Vad ska det bli av oss sedan vi utkämpat vår befrielse

med samma medel som hållit oss fångna

 

Min far sa: Kroppar utan klarhet, kroppar utan skugga

 

Min bror sa: Vanan att knäböja ska ersättas av glädjen att befalla

 

 

 

 

 

 

Min far sa: Det finns ett krig som utspelar sig i innanmätet

Det finns en fiende som störtar fram ur mina händer och läppar

 

Min bror sa: Det finns en feber som eskalerar för varje slag

Det finns en maskin som hamrar i avstängt läge

 

 

 

 

 

 

Min far sa: Våldet är ett språk i vilket handen excellerar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Min far sa: När vi ger efter förmåga och får efter behov

Min mor sa: När vi ger efter förmåga och får efter behov

Min bror sa: När alla orättvisor och historien själv tar slut

Min mormor sa: När du är lika gammal som jag

Då ska alla orättvisor och historien själv ta slut

 

 

 

 

 

Min far sa: Begrav mig inte här

Begrav mig där all egendom exproprierats

Ge mig ingen gravsten, tillägna mig dina sötebrödsdagar

 

Min mor sa: Det är bättre att drömma att man är död

än att dö av alla drömmar som uppfinner en

 

 

 

 

 

 

Min mormor sa: Begrav mig inte här

Begrav mig där myntan växer längs med bäckarna

Duka en festmåltid, servera min godaste gryta

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Min morbror sa: Kriget har aldrig tagit slut

Du har bara slutat vara krigets offer

 

 

 

 

 

Min mor sa: Begrav mig inte här

Begrav mig där civilisationens fernissa flagnat

Spotta ut mitt språk, ge mig mjölken tillbaka

© Athena Farrokhzad & Albert Bonniers Förlag
from: Vitsvit
Albert Bonniers Förlag, 2013
ISBN: 9789100131142
Audio production: Rámus., 2013

[Meine Mutter sagte: Ich werde zurückerobern, was mir gehört]

немецкий

Meine Mutter sagte: Ich werde zurückerobern, was mir gehört
Du wirst der Sprache beraubt dem Tod begegnen
Sprachlos bist du gekommen, sprachlos sollst du auch gehen



Mein Vater sagte: Ich schrieb über Brot und Gerechtigkeit
und solange der Ausgehungerte lesen konnte
war mir das Schriftbild egal
Mein Vater sagte: Die Serifen stechen mir in die Finger



Mein Vater sagte: Wieviel Widerstand kann das Menschenfett aushalten
bis die Peitschenstriemen permanent sind
Mein Vater sagte: Solltest du das Alphabet vergessen
findest du es auf meinem Rücken



Mein Vater sagte: Erst wenn du dem verzeihst, der dich verraten hat, weißt du, was Gewalt bedeutet



Mein Vater sagte: Es gab jene, die hat man in der Morgendämmerung hingerichtet, ehe der Schlaf verflogen war
Meine Mutter sagte: Es gab jene, die mussten für die Kugeln bezahlen
dafür, ihre Töchter begraben zu dürfen



Meine Mutter sagte: In die Nacht welches Siegers hat dieser Sieg uns geschleudert



Mein Vater sagte: Dein Onkel war über eine knisternden Telefonleitung dabei
Die Gleichnisse deines Onkels wurden mit jedem Peitschenhieb raffinierter



Mein Bruder sagte: Begrab mich nicht hier
Begrab mich da, wo die Peitschen virtuell sind



Mein Onkel sagte: Alles wirst du vergessen
bis auf jene Erinnerung, an die du dich für immer erinnern wirst
Ich erinnere mich, dass die Soldaten vor dem Krieg mit meinen Zähnen kauten
Der Agitator mit meinem Hals schrie



Mein Onkel sagte: Wegen meiner hängenden Schultern
wegen meines ständigen Lächelns
Wegen dieses Steinhaufens, der einmal mein Haus war



Mein Onkel sagte: Gibt es eine Pfütze, in der der Krieg nicht seine blutigen Hände gewaschen hat



Mein Onkel sagte: Es gab jene, die wurden bei Sonnenaufgang hingerichtet
Es gab jene, die blieben und sahen, wie die Urteile vollstreckt wurden



Meine Mutter sagte: Warum rufen sie Gott von ihren Hausdächern aus an
Haben sie vergessen, dass es Gott war, der die Peitsche hielt
als ihre Mütter gefoltert wurden



Meine Mutter sagte: Zeig mir den, der sein Gesicht bewohnt
dann zeig ich dir den, der kein Gesicht verdient



Mein Bruder sagte: Ich möchte wissen, wer meinetwegen erniedrigt wurde
Welcher Affinitäten ich mich schuldig gemacht habe
und welche Repressalien warten



Mein Bruder sagte: Es gibt eine Schlacht, die für immer andauern wird, um ein Zeichen, an das sich keiner mehr erinnern kann



Mein Onkel sagte: Was wird aus uns, nachdem wir unsere Befreiung
mit denselben Mittel erkämpft haben, die uns gefangen hielten



Mein Vater sagte: Körper ohne Klarheit, Körper ohne Schatten



Mein Bruder sagte: Die Gewohnheit des Niederkniens muss durch die Freude am Befehl ersetzt werden



Mein Vater sagte: Es gibt einen Krieg, der sich in den Eingeweiden abspielt
Es gibt einen Feind, der aus meinen Händen und Lippen hervorstürzt
Mein Bruder sagte: Es gibt ein Fieber, das mit jedem Schlag eskaliert
Es gibt eine Maschine, die in ausgeschaltetem Zustand hämmert



Mein Vater sagte: Die Gewalt ist eine Sprache, in der die Hand brilliert


Mein Vater sagte: Wenn wir nach Vermögen geben und nach Bedarf bekommen
Meine Mutter sagte: Wenn wir nach Vermögen geben und nach Bedarf bekommen
Mein Bruder sagte: Wenn alles Unrecht und die Geschichte selbst zu Ende gehen
Meine Großmutter sagte: Wenn du so alt bist wie ich
Dann sollen alles Unrecht und die Geschichte selbst zu Ende gehen



Mein Vater sagte: Begrab mich nicht hier
Begrab mich da, wo alles Eigentum enteignet wird
Gib mir keinen Grabstein, widme mir deine süßen Tage



Meine Mutter sagte: Es ist besser, man träumt, man wäre tot
als an all den Träumen zu sterben, die einen erfinden



Meine Großmutter sagte: Begrab mich nicht hier
Begrab mich da, wo an den Bächen die Minze wächst
Decke einen Festtagstisch, serviere meinen besten Eintopf



Mein Onkel sagte: Der Krieg hat nie aufgehört
Du hast lediglich aufgehört, Opfer des Krieges zu sein



Meine Mutter sagte: Begrab mich nicht hier
Begrab mich da, wo der Firnis der Zivilisation abblättert
Spuck meine Sprache aus, gib mir die Milch zurück

Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein

ORDENE REJSER

датский | Pia Tafdrup

Jeg bor i et andet land, men forlader
alligevel ikke mit hjem.
Alfabetet tager jeg med
og gramatikkens strukturer,
ordenes betydning og betoning.
    Uanset hvor på kloden
jeg slår mig ned,
bor jeg i sproget,
     jeg er født ind i.
Ingen storm af andre sprog
vælter mit omkuld.
Jeg er jeg
          i mit eget sprog -
drømmer på det, der tilfældigt
blev mit modersmål.
Jeg skriver hjemme,
                   skriver ude,
overalt det samme:
Ordene har trækfuglehjerte,
viser dissektionen,
     de vil en anden,
     og jeg lever
med disse fugleord, deres sang og hæse skrig.


© Pia Tafdrup and Gyldendal
from: Trækfuglens kompas
Gyldendal, 2010
Audio production: LiteraturHaus København, 2013

DIE WÖRTER REISEN

немецкий

Ich wohne in einem andern Land,  verlasse dennoch
aber nicht mein Zuhause.
Das Alphabet nehme ich mit
und die Strukturen der Grammatik,
Bedeutung und Betonung der Worte.
        Ganz gleich, wo auf dem Erdball
ich mich niederlasse,
wohne ich in der Sprache,
in die ich hineingeboren worden bin.
Kein Sturm von anderen Sprachen
wirft mich um.
Ich bin ich
        in meiner eigenen Sprache –
träume in der, die zufällig
meine Muttersprache wurde.
Ich schreibe daheim,
        schreibe auswärts,
überall dasselbe:
Die Worte haben Zugvogelherzen,
zeigt die Obduktion,
        sie wollen einen andern erreichen,
        und ich lebe
mit diesen Vogelworten, ihrem Singen und heiseren Schreien.


Aus dem Dänischen von Hanns Grössel.



- - - alternative Übersetzung - - -


DIE WÖRTER REISEN

Ich wohne in einem anderen Land und verlasse
dennoch nicht mein Zuhause.
Das Alphabet nehme ich mit
und die Strukturen der Grammatik,
die Bedeutung der Worte und ihre Betonung.
            Wo immer auf der Erde
ich mich niederlasse
wohne ich in der Sprache
            in die ich hineingeboren bin.
Kein Sturm anderer Sprachen
weht die meine um.
Ich bin ich
           
in meiner eigenen Sprache –
träume in dem, was zufällig
meine Muttersprache wurde.
Ich schreibe zu Hause,
            schreibe unterwegs,
und überall dasselbe:
Die Wörter haben Zugvogelherzen,
wie die Obduktion ergibt,
            sie möchten einen anderen erreichen,
            und ich lebe
mit diesen Vogelwörtern, ihren Liedern und heiseren Schreien.



Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. 


[Min mor sa: Det verkar som att det aldrig föresvävat dig]

шведский | Athena Farrokhzad

 Min mor sa: Det verkar som att det aldrig föresvävat dig

att det är ur ditt namn civilisationen stammar

 

 

 

 

Min mor sa: Mörkret i min mage är det enda mörker du behärskar

 

 

 

 

Min mor sa: Du är en drömmare född att vrida raka ögon sneda

Min mor sa: Om du kunde betrakta omständigheterna som förmildrande

skulle du låta mig komma lindrigare undan

 

 

 

 

Min mor sa: Underskatta aldrig vilka besvär människor gör sig

för att formulera sanningar som är möjliga för dem att uthärda

Min mor sa: Du var inte livsduglig ens från början

 

 

 

 

Min mor sa: En kvinna grävde ut sin mors ögon med fingrarna

så att modern skulle slippa se dotterns förfall

 

 

 

Min far sa: Du har en dragning åt metafysik

Ändå skolade jag dig i produktionens beskaffenhet

när dina mjölktänder var intakta

 

 

 

 

 

 

Min mor sa: Din far levde för den yttersta dagen

Din mor likaså, men hon tvingades till andra ambitioner

 

 

 

 

 

 

Min mor sa: I din fars sömn blir ni avrättade tillsammans

I din fars dröm bildar ni en genealogi av revolutionärer

 

 

Min far sa: Din mor matade dig med importerade silverskedar

Din mor var överallt i ditt ansikte

kammade frenetiskt ut lockarna

 

 

 

Min mor sa: I en livstid avundades jag din fars trauman

tills jag insåg att mina egna var långt mer anmärkningsvärda

 

 

 

Min mor sa: Jag har spenderat en förmögenhet på dina pianolektioner

Men på min begravning kommer du att vägra spela

 

 

 

Min mor tog drömmen ur min fars hand och sa:

Du blir inte sötare av allt socker

Gå ett varv kring huset innan du tar insulinsprutan

 

Min far sa: Jag har levt mitt liv, jag har levt mitt liv

jag har gjort min beskärda del

Nu återstår intet av ungdomens sötebrödsdagar

 

 

 

Min mor sa till min bror: Ta dig i akt för främlingar

Minns att du ingenting har att återvända till

om de skulle bli fientliga

 

 

 

Min bror sa: Jag hade en så underlig dröm

Att gryningen dog i mina ögon innan sömnen skingrats

En mänsklighet av socker och slakt

När jag tog farväl av ljuset visste jag allt

 

 

Min mor sa: Ur cellernas delning

ur ett genetiskt material

ur din fars huvud

Men inte ur mig

 

 

Min far sa: Ur civilisationernas kamp

ur en grundläggande antagonism

ur mitt trötta huvud

Men inte ur henne

 

 

 

Min far sa: Om det gick att tävla i martyrskap skulle din mor göra allt för att förlora

Min mor sa: Hjärtat är inte som knäet som kan böjas av fri vilja

Min far sa: Även den tupp som inte gal får se solen stiga

Min mor sa: Men om hönan inte värper serveras hon själv till middag

 

 

 

Min far sa: Din bror rakade sig innan skägget börjat växa

Din bror såg terroristens ansikte i spegeln

och önskade sig en plattång i julklapp

 

 

 

Min bror sa: Någon gång vill jag dö i ett land

där människor kan uttala mitt namn

 

 

 

Min bror sa: Tro inte att det står i din makt att erbjuda mig något

 

 

 

 

 

 

Min far sa: Vems far är det du skildrar

 

Min mor sa: Vems mor är det du skildrar

 

Min bror sa: Vilken bror är det som åsyftas

 

Min mormor sa: Om du inte hackar klart grönsakerna snart blir det ingen middag

 

 

 

Min far sa: Åt de som har ska vara givet

och från de som saknar ska ännu mer tas

Min mor sa: Ta lite mer mjölk innan den härsknar

 

 

 

 

 

 

Min mor sa: Visst vore det underligt att känna

en enda natt som denna

mitt språk i din mun

© Athena Farrokhzad & Albert Bonniers Förlag
from: Vitsvit
Albert Bonniers Förlag, 2013
ISBN: 9789100131142
Audio production: Rámus., 2013

[Meine Mutter sagte: Es scheint, als wäre dir nie in den Sinn gekommen]

немецкий

Meine Mutter sagte: Es scheint, als wäre dir nie in den Sinn gekommen
dass von deinem Namen die Zivilisation abstammt

Meine Mutter sagte: Das Dunkel in meinem Bauch ist das einzige Dunkel, das du beherrschst

Meine Mutter sagte: Du bist eine Träumerin, geboren, um gerade Augen schiefzuziehen
Meine Mutter sagte: Wenn du die Umstände als mildernd einstufen könntest
würdest du mich glimpflicher davonkommen lassen


Meine Mutter sagte: Unterschätze nie, welche Mühe Menschen sich geben
um Wahrheiten so zu formulieren, dass sie sie aushalten können
Meine Mutter sagte: Nicht einmal ganz am Anfang warst du lebensfähig


Meine Mutter sagte: Eine Frau höhlte ihrer Mutter mit den Fingern die Augen aus
damit die Mutter das Verderben der Tochter nicht mitansehen musste


Mein Vater sagte: Du hast einen Hang zur Metaphysik
Trotzdem habe ich dich über die Qualität der Produktion unterrichtet
als deine Milchzähne intakt waren



Meine Mutter sagte: Dein Vater lebte für den Jüngsten Tag
Deine Mutter ebenso, doch man zwang sie zu anderen Ambitionen


Meine Mutter sagte: Wenn dein Vater schläft, werden wir zusammen hingerichtet
Wenn dein Vater träumt, bilden wir eine Genealogie der Revolutionäre


Mein Vater sagte: Deine Mutter hat dich mit importierten Silberlöffeln gefüttert
Deine Mutter war überall in deinem Gesicht
kämmte frenetisch die Locken glatt


Meine Mutter sagte: Ein Leben lang habe ich deinen Vater um seine Traumata beneidet
bis mir klar wurde, dass meine eigenen weitaus bemerkenswerter sind



Meine Mutter sagte: Ich habe ein Vermögen für deine Klavierstunden ausgegeben
Doch an meiner Beerdigung wirst du dich weigern zu spielen


Meine Mutter nahm meinem Vater den Traum aus der Hand und sagte:
Du wirst nicht süßer von all dem Zucker
Geh eine Runde ums Haus, bevor du die Insulinspritze nimmst


Mein Vater sagte: Ich habe mein Leben gelebt, ich habe mein Leben gelebt
ich habe meinen gerechten Anteil getan
Jetzt bleibt nichts mehr von den süßen Tagen der Jugend

Meine Mutter sagte zu meinem Bruder: Nimm dich vor Fremden in Acht
Denk dran, dass du nichts hast, wohin du zurückkehren kannst
sollten sie feindselig werden

Mein Bruder sagte: Ich hatte einen so seltsamen Traum
Dass die Morgendämmerung in meinen Augen erlosch, ehe der Schlaf verflog
Eine Menschheit aus Zucker und Schlacht
Als ich Abschied vom Licht nahm, wusste ich alles

Meine Mutter sagte: Aus der Teilung der Zellen
aus einem genetischen Material
aus dem Kopf deines Vaters
Doch nicht aus mir

Mein Vater sagte: Aus dem Kampf der Zivilisationen
aus einem grundlegenden Antagonismus
aus meinem müden Kopf
Doch nicht aus ihr



Mein Vater sagte: Gäbe es einen Wettstreit im Märtyrertum, deine Mutter würde alles  tun, ihn zu verlieren
Meine Mutter sagte: Das Herz ist nicht wie das Knie, das sich aus freiem Willen beugen lässt
Mein Vater sagte: Auch der Hahn, der nicht gekräht hat, darf die Sonne aufgehen sehen
Meine Mutter sagte: Doch wenn das Huhn keine Eier legt, kommt es selbst auf den Tisch

Mein Vater sagte: Dein Bruder hat sich rasiert, noch bevor sein Bartwuchs einsetzte
Dein Bruder hat das Gesicht des Terroristen im Spiegel gesehen
und sich zu Weihnachten ein Glätteisen gewünscht


Mein Bruder sagte: Ich möchte einmal in einem Land sterben
in dem die Menschen meinen Namen aussprechen können


Mein Bruder sagte: Glaub nicht, es stünde in deiner Macht, mir etwas anzubieten


Mein Vater sagte: Wessen Vater schilderst du da

Meine Mutter sagte: Wessen Mutter schilderst du da

Mein Bruder sagte: Auf welchen Bruder spielst du an

Meine Großmutter sagte: Wenn du nicht bald das Gemüse schneidest, gibt es kein Essen



Mein Vater sagte: Denn wer hat, dem wird gegeben
wer aber nicht hat, dem soll noch mehr genommen werden
Meine Mutter sagte: Nimm noch ein bisschen mehr Milch, bevor sie sauer wird



Meine Mutter sagte: Es wäre doch wohl seltsam
in einer einzigen Nacht wie dieser
meine Sprache in deinem Mund zu spüren

Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein

VI ER IKKE ENDAGSDYR

датский | Pia Tafdrup

I mørket vogter månen
konkavt.
Dine øjne er lukkede -
alle har set noget,
men ingen det samme.
Hvad ansigtet skjuler,
                        iagttager natten.
og døren står åben.
Dine øjne er lukkede -
dit ansigt er nær mit.
En kraft stiger og stiger
fra det øjeblik, vi fødes,
                            - og vi er ikke endagsdyr.
Vores hjerne er ikke konstrueret
til at styre vinger,
men til at bygge sprog
og navigere på anden vis:
At tænke er at forsøge
at se på en ny måde, polarklart
- hvilket vil sige
også at fatte begrænsningen.
Dine øjne er lukkede -
din krop er et kast frem
i det safranlysende skær.
Søvnen har væltet
din hjernes rosettasten;
den viser en skrift,
vi ikke har tydet før …
Vores sted er tiden,
og vi læser,
som ville vi forsøge at huske det,
der endnu ikke er hændt os.
Hvad vi ikke gør,
                      tilgives ikke.
Den ene hånd griber hårdt,
den anden beskytter,
en tredje velsigner.
Dine øjne er lukkede ―
sjælen tiltrækkes
af det uendelige rum,
bygget af musikkens pauser.
Jeg har dit skrig
                  i min mund.

© Pia Tafdrup and Gyldendal
from: Hvalerne i Paris
Gyldendal, 2002
Audio production: LiteraturHaus København, 2013

WIR SIND KEINE EINTAGSTIERE

немецкий

Im Dunkel wacht der Mond
konkav.
Deine Augen sind geschlossen –
alle haben etwas gesehen,
doch niemand dasselbe.
Was das Gesicht verbirgt,
            registriert die Nacht
und die Tür steht offen.
Deine Augen sind geschlossen –
dein Gesicht ist meinem nah.
Eine Kraft steigt und steigt
vom Augenblick unserer Geburt an
            – und wir sind keine Eintagstiere.
Unsere Gehirne sind nicht konstruiert
um Flügel zu lenken,
sondern um Sprache zu bilden
und anders zu navigieren:
Das Denken ist der Versuch,
auf eine neue Weise zu sehen, polarklar
– was bedeutet
auch die Begrenzung zu erfassen.
Deine Augen sind geschlossen –
dein Körper ist einen Wurf voraus
im safranleuchtenden Schein.
Der Schlaf hat den Rosettastein
deines Gehirns umgestürzt;
er zeigt eine Schrift,
die wir noch nie gedeutet haben …
Unser Ort ist die Zeit,
und wir lesen,
als versuchten wir uns an das zu erinnern,
was uns noch gar nicht passiert ist.
Was wir nicht tun,
            wird nicht vergeben.
Die eine Hand packt fest zu,
die andere beschützt,
eine dritte segnet.
Deine Augen sind geschlossen –
die Seele wird angezogen
von dem unendlichen Raum,
erbaut aus den Pausen der Musik.
Ich habe deinen Schrei
in meinem Mund. 

Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein.

OCEANERS BRÆNDPUNKT

датский | Pia Tafdrup

„Fiskeri forbudt”
             står der på skiltet ved det kurvede ocean,
men jeg har netop fanget
                                en hval
uden at blive slugt -
det er ordene, der har den i munden nu.
Jeg tænker i lyset,
der er gråt som menneskeaske,
over hvalens væsen
- forstår,
mens jorden kysses
af metallisk hed regn,
at intet er, hvad jeg har ventet.
Der gives ikke andet midtpunkt i en søsyg verden
end det, der bevæger sig frit …
Hvad indfangede
hvalens øje?
Fra urhavet truede den mig
med et kraters glæde,
                         med hellig skamløshed.
Den fylder til min lettelse
uendeligt meget mere end mit eget liv,
når jeg drømmer om den
- eller for at udtømme det muliges rige
møder den febernøgen
                   og mærker,
mens det vidunderlige gløder og gør ondt,
at jeg taber min sjæl i dens,
                                     fordi den taber sin i min.

© Pia Tafdrup and Gyldendal
from: Hvalerne i Paris
Gyldendal, 2002
Audio production: LiteraturHaus København, 2013

BRENNPUNKT DER OZEANE

немецкий

„Fischen verboten“
                steht auf dem Schild am kurvigen Ozean,
aber ich habe soeben
                einen Wal gefangen
ohne verschlungen zu werden –
die Worte haben jetzt ihn im Mund.
Ich sinniere im Licht,
das grau ist wie Menschenasche,
über das Wesen des Wals,
– verstehe,
während metallisch heißer Regen
die Erde küsst,
dass nichts so ist, wie von mir erwartet.
In einer seekranken Welt ist kein anderer Mittelpunkt gegeben
als der, der sich frei bewegt ….
Was erfasste
das Auge des Wals?
Vom Urmeer drohte er mir
mit der Freude eines Kraters,
                mit heiliger Schamlosigkeit.
Zu meiner Erleichterung füllt er
unendlich viel mehr aus als nur mein eigenes Leben,
wenn ich von ihm träume
– oder, um das Reich des Möglichen auszuschöpfen,
erscheint fiebernackt
                und spürt,
während das Wunderbare glüht und wehtut,
dass ich meine Seele in seiner verliere,
                weil er die seine in meiner verliert.

Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein.