Michael von Killisch-Horn
Translator
on Lyrikline: 10 poems translated
from: ретороманский, французский to: немецкий
Original
Translation
Mort
ретороманский | Leo Tuor
mia pli cara amitga
ti che vas enta letg cun tuts
tei hai jeu il pli bugen
ti spetgas mei di e notg
jeu vegnel aunc buc
aber jeu vegnel
jeu sai, cara
che ti rias cu ti vegnas per mei
aber jeu lahrognel lu ella ragogna
mia pli cara amitga
il davos turnier s'auda mo a ti
perquei ch'jeu hai tei il pli bugen
perquei che ti eis gesta
e dormas cun tuts
jeu spetgel vess sin tes dents rients,
cara
from: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4
München: Hrsg. J. G. Blum, M. v. Killisch-Horn, 1998
ISBN: 3-923646-99-2
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Tod
немецкий
meine allerliebste Freundin
du gehst ins Bett mit allen
dich habe ich am liebsten
du wartest Tag und Nacht auf mich
ich komme noch nicht
aber ich komme
ich weiss, Liebste
dass du lachst, wenn du mich holst
aber ich kichere dann im Geröchel
meine allerliebste Freundin
das letzte Turnier gehört nur dir
weil ich dich am liebsten habe
weil du gerecht bist
und mit allen schläfst
trotzig warte ich auf deine lachenden Zähne,
Liebste
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der Tod/ la mort, ist im Rätoromanischen weiblich
© Chasper Pult
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
ISBN: 3-923646-99-2
Lamento
французский | Claire Krähenbühl
Souvenez-vous des signes
la harde où vous aviez compté
douze chevreuils
l’étang mordu par la bise
où vous aviez vu l’eau
lentement prise
le vol de canards où vous lisiez
de portée en portée la partition
des douces choses promises
Vos étangs sont pris de silence
les vols sont de l’autre côté
du monde et la harde?
est-elle en amour?
J’entends les douze coups déjà
Dites aurons-nous le temps?
15, rue de l'Union
CH - 1800 Vevey
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Lamento
немецкий
Erinnern Sie sich der Zeichen
das Rudel in dem Sie
zwölf Rehe gezählt hatten
der Teich den der kalte Nordwind beisst
wo Sie das Wasser gesehen hatten
wie es langsam gefror
der Entenflug in dem Sie
Notenlinie für Notenlinie die Partitur
der süssen versprochenen Dinge lasen
Ihre Teiche sind gefroren vor Stille
die Flüge sind auf der anderen Seite
der Welt und das Rudel?
ist es verliebt?
Ich höre die zwölf Schläge schon
Sagen Sie werden wir die Zeit haben?
© Michael von Killisch-Horn
unveröffentlicht
La verte
французский | Claire Krähenbühl
Et la violette qui devait donner de mes nouvelles
qui lui a cousu la bouche?
Qui a dissipé le trouble qui devait durer?
- l’absinthe qui l’a rendue claire? -
Ah! trouble durable pétales violés
quel retour du froid menace et fait
taire à jamais - jamais? -
la soie qui devait crier?
Dans le jardin des collégiales
ne peut couver qu’un feu de mars
mais à la guerre comme à la guerre
je vais prendre vos mots
passant et repassant dans chaque veine
louant chaque goutte de salive ou de sève
Entre temps qui vous boit?
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Der Grüne
немецкий
Und das Veilchen das Nachricht von mir geben sollte
wer hat ihm den Mund zugenäht?
Wer hat die innere Unruhe zerstreut die andauern sollte?
- den Absinth wer hat ihn geklärt? -
Ach! anhaltende Unruhe verletzte Blütenblätter
welche wiederkehrende Kälte bedroht und lässt
verstummen für immer - immer? -
die Seide die rascheln sollte?
Im Garten der Stiftskirchen
kann nur ein Märzfeuer schwelen
doch es ist wie es ist
ich werde ihre Worte nehmen
und wieder und wieder durch jede Ader gehen
loben jeden Tropfen Speichel oder Lebenssaft
Wer trinkt Sie in der Zwischenzeit?
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
La rouge
французский | Claire Krähenbühl
Vous me racontiez ce remue-ménage
pour de vrai l’auge de pierre levée
à bout de bras par un géant
et contre ce prodige je n’avais à montrer
que l’empreinte des anges que creusent
avec leur corps
les enfants se jetant dans la neige
Plus tard je crois vint la feuille orangée
piégeant l’envers des mots
comme le buvard boit les chairs
qui se fondent
Plus tard encore
après les éclaircies
il n’y eut plus une seconde
entre les averses les rafales
plus qu’un orage interminable
continu
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Der Rote
немецкий
Sie erzählten mir dieses Durcheinander
im Ernst den steinernen Trog mit gestreckten
Armen hochgehoben von einem Riesen
und diesem Wunder hatte ich nur
den Abdruck der Engel entgegenzuhalten den
mit ihrem Körper die Kinder
graben wenn sie sich in der Schnee werfen
Später glaube ich kam das orangefarbne Blatt
und lockte die Kehrseite der Wörter in die Falle
so wie das Löschblatt zerfliessendes Fleisch
aufsaugt.
Noch später
nach dem Aufheiterungen
lag keine Sekunde mehr
zwischen den Regengüssen den Windböen
nur noch Gewitter endlos
anhaltend
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
La blanche
французский | Claire Krähenbühl
Quels mots? demandiez-vous
Prémices bourgeon ressources?
Et cette vie à vivre
ce jeu terre contre terre
Elle nous sera portée en compte
l’attente - la mésange
est de peu de poids -
Elle nous sera contée entre deux portes
l’histoire avec sa mort ses larmes
Et vous n’aurez que des mots d’ordre
et sages ou bien vous vous tairez
Et nous ne saurons plus ni comment
ni combien de nuits
de gares ni quelle constellation
Ni pourquoi tant d’orages
tant de fois
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Der Weiße
немецкий
Welche Wörter? fragten Sie
Anfang Knospe Mittel?
und dieses Leben das gelebt werden muss
dieses Spiel Erde gegen Erde
Man wird sie uns in Rechnung stellen
die Erwartung - die Meise
hat nur wenig Gewicht -
Man wird sie uns zwischen zwei Türen erzählen
die Geschichte mit ihrem Tod ihren Tränen
Und Sie werden nur noch Parolen haben
kluge oder schweigen
Und wir werden nicht mehr wissen wie
noch wieviele Nächte
Bahnhöfe noch welches Sternbild
Noch warum so viele Gewitter
so oft
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
Fougeraie - III -
французский | Claire Krähenbühl
Quel juste milieu?
du lit? de la rivière?
de la plaie? du rêve et de ses bords?
Le cauchemar posait tant de justes questions:
la presque nudité de la femme le dos
de l'homme qui s’en va
et comme elle court presque nue
comme elle va le saisir avant que
comme elle s'éveille
toujours aussi perdue
parce que nul feu
parce que nul corps
parce que ni le doigt ni la main tout entière
ni la bouche ni la langue animale maternelle
douce aux plaies
-soeur de langue et de lait-
ni la phrase enroulée loin d'elle
dans sa nuit d'homme
déroulée ici
je vous demande avoue le feu
je vous attends murmure la terre
je vous veux dit la main tout entière
le pouce obstiné veut
(son ongle aussi) avec l'index ils veulent prendre le sein
le majeur sait l'ourlet le point de croix la fronce et le froissé
le petit doigt se pointe
et l'annulaire sans anneau
veuf désarmé
que sait-il d'autre que sa propre nudité?
effleurer le bord de la plaie peut-être?
Alors elle a repris son boulier
rouge et compté ses délires ses délices
repris la feuille d'amour d'entre les feuilles mortes
rendu son bouclier
son tablier noir
son devoir inutile désormais
Elle apprendra - lentement -
sous les draps
contre sa peau d'homme
dans le secret dans le noir
dans le cru dans le rouge
Elle apprendra - durement -
que le silence n'est pas la mort
saura-t-elle un jour lire?
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Farnfeld - III -
немецкий
Welche goldene Mitte?
des Betts? des Flusses?
der Wunde? des Traums und seiner Ränder?
Der Alptraum stellte so viele berechtigte Fragen:
die Beinahe-Nacktheit der Frau der Rücken
des Mannes der geht
und wie sie läuft fast nackt
wie sie ihn noch packen will bevor
wie sie erwacht
immer noch genauso verwirrt
weil kein Feuer
weil kein Körper
weil weder der Finger noch die ganze Hand
weder der Mund noch die Zunge tierisch mütterlich
sanft zu den Wunden
- Zungen - und Milchschwester -
noch der Satz eingerollt fern von ihr
in seiner Männernacht
entrollt hier
ich verlange Sie gesteht das Feuer
ich erwarte Sie murmelt die Erde
ich will Sie sagt die ganze Hand
der hartnäckige Daumen will
(sein Nagel auch) mit dem Zeigefinger wollen sie die Brust nehmem
der Mittelfinger kennt den Saum den Kreuzstich die Falte das Knittrige
der kleine Finger ragt
und der Ringfinger ohne Ring
verwitwet wehrlos
was weiss er ausser seiner eingenen Nacktheit?
den Rand der Wunde leicht berühren vielleicht?
Da hat sie wieder ihr rotes Rechenbrett
genommen und ihre Delirien gezählt ihre Wonnen
wieder das Libesblatt genommen zwischen den welken Blättern
ihren Schild zurückgegeben
ihre schwarze Schürze
ihre nun sinnlose Pflicht
Sie wird lernen - langsam -
unter den Laken
an seiner Männerhaut
im Geheimen im Dunkeln
im Grellen im Roten
Sie wird lernen - mühsam -
das Schweigen nicht Tod ist
wird sie eines Tages fähig sein zu lesen?
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
Fougeraie - II -
французский | Claire Krähenbühl
Dérangez-moi dit-elle froissant
mais sans avoir l'air d'y toucher
sa toison sous la soie
- elle appelle en secret -
mais qui sait le plissé de l'amande
et le juste milieu?
Quel doigt sous la dentelle veut?
Quel feu la demande?
Alors elle a repris son cours son lit
familier son souffle elle a corrigé
l'erreur jeté la page morte
- le soleil revenait de loin pour
effleurer la glycine -
(Ne me dérangez plus j'écris avec mon sang)
Tout recommençait pourtant
tout
dans un tournoiement de conte blanc
dans un impossible compte
encore (enfin!)
elle chercha la faute
une dernière fois
- est-ce que Ninive brûle à la fin? -
elle avait oublié
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Farnfeld - II -
немецкий
Stören Sie mich sagt sie und reibt
aber scheinbar ohne sie zu berühren
ihre Behaarung unter der Seide
-sie ruft heimlich -
doch wer kennt die Fältelung der Mandel
und die goldene Mitte?
Welcher Finger unter der Spitze will?
Welches Feuer verlangt nach ihr?
Da hat sie wieder ihren Lauf aufgenommen sich in ihr
vertrautes Bett gelegt Luft geholt sie hat den Fehler
korrigiert die tote Seite weggeworfen
- die Sonne kam von weither zurück um
die Glyzinie zu streifen -
(Stören Sie mich nicht mehr ich schreibe mit meinem Blut)
Dennoch fing alles von vorn an
alles
in einem weissen Kreisen von Märchen
in einer unmöglichen Rechnung
immer noch (endlich!)
suchte sie den Fehler
ein letzes Mal
- brennt Ninive am Schluss?
sie hatte es vergessen
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
Fougeraie - I -
французский | Claire Krähenbühl
Ne m’oubliez pas
Elle ouvre sa cuisse à l'aile ocellée
son ventre à qui veut
secoue la poussière de son rêve
oscille entre celle qui hurle
et celle qui aboie (plus chienne
que louve hélas elle le sait)
Ne me dérangez pas dit-elle
je suis scellée
- et déjà plus d'ici -
Même l'ange a du sang sur les doigts
Plus tard elle se tait
Elle ne crie plus que pour un autre corps
une bouche à son sein
un sein pour sa bouche
Beaucoup plus tard
Elle a compté les jours comme à Ninive
Quarante? c'est bientôt la fin?
Elle a hurlé encore muettement pour
l'autre corps
Seigneur! dis-moi tu!
quarante jours
quarantes lettres?
Elle a retourné sa langue
elle a refermé sa faim
et s'est tue
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Farnfeld - I -
немецкий
Vergessen Sie mich nicht
Sie öffnet ihren Schenkel dem augenfleckigen Flügel
ihren Bauch jedem der will
schüttelt den Staub von ihrem Traum
schwankt zwischen Brüllen
und Bellen (mehr Hündin
als Wölfin leider sie weiss es)
Stören Sie mich nicht sagt sie
ich bin versiegelt
- und schon nicht mehr von hier -
Selbst der Engel hat Blut an den Fingern
Später schweigt sie
Sie schreit nur noch nach einem anderen Körper
einen Mund an ihrer Brust
einer Brust für ihren Mund
Sehr viel später
Sie hat die Tage gezählt wie in Ninive
Vierzig? kommt bald das Ende?
Sie hat immer wieder stumm nach
einem anderen Körper geheult
Herr! sag du zu mir!
vierzig Tage
vierzig Briefe?
Sie hat ihre Zunge verdreht
sie hat ihren Hunger eingeschläfert
und geschwiegen
© Michael von Killisch-Horn
Aus: metaphorá. Zeitschrift für Literatur und Übertragung. Heft 3/4.
Hrsg. von Jost G. Blum und Michael von Killisch-Horn.
Contre le doute
французский | Claire Krähenbühl
Des rêves seront pris
d'autres laissés
Le vent d'ouest soufflera sur eux
-les attisant les éteignant-
Ecornant les ceps d'ici
Egayant les foulques
Et pourvu que les feuilles de la glycine
sèches mais encore vertes incroyablement
s'accrochent pourvu qu'elles ne s'envolent
pas toutes je croirai oui je croirai
à ce que j'ai vu dans le noir
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Gegen den Zweifel
немецкий
Manche Träume werden gepackt
andere liegengelassen
Der Westwind wird über ihnen blasen
- sie anfachen sie auslöschen -
die hiesigen Rebstöcke umknicken
die Wasserhüner aufheitern
Und vorausgesetzt die Blätter der Glyzinie
trocken aber immer noch unglaublich grün
klammern sich fest vorausgesetzt sie fliegen
nicht alle fort werde ich glauben ja werde ich glauben
an das was ich im Dunkeln gesehen habe
© Michael von Killisch-Horn
unveröffentlicht
A corps perdu
французский | Claire Krähenbühl
Bien sûr vous troubler vous surprendre
aussi vous transporter
à huis clos jouer l'impossible théâtre
en flammes juste pour vous et moi
échanger nos rôles pour voir
pour rire le temps d'un incendie
Je serais le feu tu serais
le rideau rouge qui tombe dans le noir
plus tard le vous reviendrait
comme une épée
from: La Renouée. poèmes
Vevey: Editions de l'Aire, 1997
ISBN: 2-88108-439-7
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Mit Feuereifer
немецкий
Sie natürlich verwirren Sie überraschen
Sie hinreissen auch
hinter verschlossenen Türen das unmögliche Theater spielen
in Flammen nur für Sie und mich
unsere Rollen tauschen um einmal zu sehen
um zu lachen solange ein brand dauert
Ich wäre das Feuer du wärst
der rote Vorhang der ins Schwarze fällt
später würde das Sie zurückkommen
wie ein Schwert
© Michael von Killisch-Horn
unveröffentlicht