Derek Walcott

английский

Raoul Schrott

немецкий

[Raw ocher sea cliffs in the slanting]

Raw ocher sea cliffs in the slanting afternoon,
at the bursting end of Balandra, the dry beach´s end,
that a shadow´s dial wipes out of sight and mind.
White sanderlings race the withdrawing surf to pick,
with wink-quick stabs, shellfish between the pebbles,
ignoring the horizon where a sail goes out
like the love of Prospero for his island kingdom.
A grape leaf shields the sun with veined, orange hand,
but its wick blows out, and the sanderlings are gone.
Go, light, make weightless the burden of our thought,
let our misfortune have no need for magic,
be untranslatable in verse or prose.
Let us darken like stones that have never frowned or known
the need for art or medicine, for Prospero´s
snake-knotted steff, or sea-bewildering stick;
erase these ciphers of birds´ prints on sand.   
Proportion benedict us, as in fables,
that in life´s last third, its movements, we accept the
measurements of our acts from one to three,
and boarding this craft, pull till a dark wind
rolls this pen on a desktop, a broken oar, a scepter
swayed by the surf, the scansion of the sea.

© by Carl Hanser Verlag München Wien 1998
Из: Mittsommer / Midsummer
München Wien: Carl Hanser Verlag, 2001
ISBN: 3-446-20102-5
Аудиопроизводство: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

MITTSOMMER XLVIII

Der grobe ocker der seeklippen in der schräge des nachmittags
am berstenden ende von Balandra, dem trockenen ende vom strand
den das ziffernblatt eines schattens aus dem auge und dem sinn tilgt.
Weiße sandläufer rennen mit der verebbenden brandung um die
       wette;
ein stich, flink wie ein zwinkern, und sie schlürfen
muscheln aus dem kies, unbekümmert um den horizont wo ein segel
verschwindet wie die liebe Prosperos für sein inselreich.
Ein weinblatt schirmt die sonne ab mit seiner geädert orangen hand
aber ihr docht verlöscht und die sandläufer sind weg.
Geh, licht, nimm der bürde unserer gedanken das gewicht
laß unser unglück nicht der magie bedürfen
erschließ dich keiner übersetzung, weder als gedicht noch in prosa.
Laß uns dunkeln wie die steine die nie die stirne gerunzelt oder den drang
nach kunst oder medizin gekannt haben, nach Prosperos
schlangen-verknotetem stock, seinem das meer irreführenden stab;
lösch diese chiffren der vogeltritte auf dem sand.
Die proportion segnet uns wenn wir nach diesem wissen schürfen
wie im märchen, daß wir uns im letzten drittel des lebens mit
       konzepten
abfinden, dem maß unserer taten von eins bis drei, seinem abc,
und an bord dieses bootes rudern bis ein dunkler wind
diese feder vom schreibtisch rollt, ein gebrochenes ruder, ein szepter
im schlingern der brandung, das skandieren der see.


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Aus: Derek Walcott: Mittsommer / Midsummer. Zweisprachige Ausgabe.

Aus dem karibischen Englisch übersetzt von Raoul Schrott.

München, Wien: Carl Hanser Verlag 2001 [Edition Akzente]