Gerhard Falkner

немецкий

Marc Anderson

английский

KYBELE AUF DEM LÖWEN

Es ist irre
wie eins ins andre übergreift
wie dort ein Gott auf einen Stierkopf
sich versteift, da ein Arm / noch warm
in seine Rüstung greift
während alles andere schon stürzt
irre, wie der Marmor sein Gelände
in die Länge zieht
damit ein Löwe, wie auf Drogen, die Kybele (berüchtigt
für ihre rasende Eifersucht
und eben erst aus Ephessus,
man könnte sagen: eingeflogen)
ins Getümmel reitet
wie sich die Fragmente
in den Pausen, die der Marmor macht
zu Impulsen verdichten, zu Rhythmen,
wie die zerbrochenen Glieder ihre Lücken
überbrücken und das Ganze
in ein olympisches Orchester mündet

Nach allem, dieser Frische, dieser jugendlichen Kraft
wäre es sicher angebrachter gewesen, die Götter von damals
hätten die Menschen von Heute
ins Museum gestellt.
Das einzige Problem:
da wäre sicher keiner hingegangen.

© Kookbooks
Из: Pergamon Poems. Gedichte. Deutsch/Englisch
Berlin/Idstein: Kookbooks, 2012
Аудиопроизводство: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

CYBELE ASTRIDE THE LION

Stunning
the way one merges into the other
how there a god persists with the head of a bull
and there an arm−still warm
reaches into its armor
while everything else is falling
Stunning how the marble stretches out
its terrain left and right
so that a lion, as if on drugs, rides Cybele (infamous
for her jealous rages
and just, one might say, flown in
from Ephesus)
into the fray
How the fragments
in the marble pauses
thicken into pulses, rhythms
How the fractured members bridge
the gaps between them and the whole
flows into an Olympian orchestra

After all this, this freshness, this strength of youth
it surely would have been better had the old gods
put the people of Today
into a museum.
The only problem:
no one would have gone to visit.

Übertragen von Mark Anderson

In: Gerhard Falkner: Pergamon Poems. Gedichte. Deutsch/Englisch. Kookbooks, Berlin 2012