Hadžem Hajdarević

боснийский

Bodo Hell

немецкий

Gotfried Benn u Sarajevskoj kafani 1994.

Klub novinara, Zehrudinu Isakoviću, poslije


Svijeća se topila kano uplašeni redov na straži –
sve dok uši nije počeo gristi agregat.

Na rubovima dima cijedila se duga
masna kosa, do nje krezubi vicevi
o krevetu i Bosancu, pa usukani trbuh
smoren ljubomorom i čirom. Naočale
glasno sipaju votku. Javorove štake

sjedaju za moj stol. Jedna radoznala
koljena popuštahu pod brcima užutjelim
od nikotina. Šešir, oslonjen o zid, krišom je
buljio u razmjenu podgrijanih zubala
i slina. Umorni očni kapci

pjevuše dalmatinsku pjesan. Helanke
sa sedamnaest raznose tuborg pivo.
Operirana vilica siše lozu
na slamku. Geleri u butu kuraže
tek pripaljenu marihuanu: Valja bježati

u svijet! Sve vrijeme sijeda glava
ukuplja hrabrosti da takne rak dojke
– o kakav skorašnji žig! Od dima
duhanskog  tuberkuloza trlja snene
oči. Mašna muziku pušta. Po podu
lipti harmonikina krv... Da krisnem

i zapodjenem nešto u duši? Da ustanem
i skinem se gol? Ali u tom času
vrisnuše helanke i bluzice znojne:
šešir je zboden pod plećku, u vrat...

Izađoh, polahko, pun logorskog
gnoja... A za mnom
teturahu jedne
samotne

jedne od Svijeta skrivene vene
– prerezane za sat
i pol...

© Hadžem Hajdarević
Из: Peto ušće
Sarajevo: Bosnian book, 1997
Аудиопроизводство: 2006 Literaturwerkstatt Berlin

mit Gottfried Benn in einer Sarajevoer Kneipe 1994

Journalistenclub, für Zehrudin Isakovic, später

Die Kerze war in sich zusammengeschmolzen wie ein erschrockener Rekrut auf Wache –
genau in dem Moment, als das Stromaggregat ansprang und unerträglich dröhnend an den Ohren der Anwesenden rüttelte.

Am Umriß der im Raum schwebenden Rauchwolke hing langes
fetttriefendes Haar herab, nebenan hörte man aus zahnlosem Mund
Bettgeschichten und Bosnier-Witze, dann tauchte ein Bauch samt Bauchgrimmen auf,
zerfressen von Eifersucht und Magengeschwüren. Jetzt gießt eine Brille
geräuschvoll Wodka ein. Gehkrücken aus Ahornholz

setzen sich an meinen Tisch. Lüsterne
Knie geben sich willig einem nikotingelben
Schnurrbart hin. Ein Hut, an die Wand geknotzt, beobachtet
verstohlen den oralen Austausch erhitzter
Körperflüssigkeiten. Müde Augenlider, entspannt bis über die Knie,

summen eine dalmatinische Melodie. Siebzehnjährige
Leggins balancieren eine Ladung Tuborg-Bier durch den Raum.
Ein operierter Kiefer saugt Schnaps
durch einen Strohhalm ein. Ein granatsplittergespickter Schenkel animiert
einen soeben angesteckten Joint: man sollte sofort in eine

andere Welt fliehen, ins Freie! Schon die längste Zeit trinkt sich ein ergrauter Kopf
Mut an, damit er sich endlich getraut, den Brustkrebs von gegenüber anzufassen
– oh, welch verheißungsvolle künftige Operationsnarbe! Vollgepumpt mit beißendem
Zigarettenrauch reibt sich die Tuberkulose ihre schläfrigen
Augen. Die Schmetterlingsfliege legt indessen Musik auf. Über den Fußboden
ergießt sich Blut, aus dem Akkordeon rinnend... Soll ich vielleicht jetzt hysterisch aufschreien

und noch zusätzlich eins drauflegen? Soll ich etwa hochgehen
und mir die Kleider vom Leib reißen? In dem Moment
erschallt der Aufschrei der Leggins und schweißnassen Blusen:
zu Hilfe, der Hut ist von hinten erstochen worden, durchs Schulterblatt in den Hals...

Daraufhin sah ich mich langsam aus dem Raum gehen, wie gebeugt unter der Last
traumatischer Lagererlebnisse und dereinst schwärender Wunden... Und hinter mir spürte ich
meine gottverdammten

Pulsadern in den Armen pochen
– durchschnitten eineinhalb
Stunden später ...

Deutsche Fassung von Bodo Hell