Im höchstgeleg’nen Zimmer ist es still bei Nacht.
Durchs hohe Fenster und durch schmale Spalten
schaut der Laterne neugieriger Blick
herein ins Zimmer.
Ihre elektrische Klinge zerschneidet
die Finsternis in Licht-Streifen
und Nacht-Stille –
in Schwarz und Weiß,
in Weiß und Schwarz –
da steht ein Zebra, ganz versunken in Gedanken.
Es lauscht der Unruhe der Straße:
das Weh-Geheul von einer Ambulanz,
das hektische Getrippel verspäteter Schritte,
das Ächzen des alten Baumes,
der schon des Wachsens müde ist …
Der Gruß der Straßenbahn –
sie zieht des Tags Geschäftigkeit
mit Geklingel und Geklangel
mit sich mit in den Park …
Ich steh schon auf der Schwelle,
nur einen Augenblick – ich werde gleich den Raum verlassen –
es ist schon Zeit, schlafen zu gehen …
Doch plötzlich – aus einer Ecke,
hinter dem durchgesessenen Fauteuil :
sehe ich zwei verschreckte Augen.
Sie zwinkern mir zu –
und es verschwindet das Nacht-Zebra …
Da weiß ich : das war ich …
Aus der Kindheit schaue ich hervor –
und die Seele zittert mir vor Entsetzen.
Warum?
Man hat im finster’n Zimmer mich allein gelassen –
so war des Vaters Ratschlag für den Fall,
wenn ich den frechen Bengel spielte.

Melbourne, Juni 2012