Rita Dove

английский

Fred Viebahn

немецкий

VIENNA SPRING

A lunatic angel has descended on Vienna!
No sooner had I given up
on the violin as no more
than a tiny, querulous beast
suited solely for dilettante monarchs
and their peg-leg street beggars,

do I make the acquaintance
of George Polgreen Brischdauer,
mulatto musician/magician most monstrous!
After such delicious execution
of an afternoon's program
so decidedly pedestrian,
there's nothing to be done but repair
to a neighboring Wirtschaft
where –– noch ’n Maß, Mädl!–– I fear
I must revise my former assessment:

though dipped in ink, this Jacob
has grappled the shining messenger
for a glimpse of heaven
and won the battle: Entirely master
of his instrument, he climbs the strings
agile as the monkeys from his father's land.
Ah, Immortality has a new-wrought,
human face.  How I love my handsome,

brash new friend!–– this twilit stranger
who has given me myself again.  
So then why not everything and more,
and all at once?   Four strings on a chord
with the silence beyond, solo and chorus,
the declaimed and the whispered;
all that I know and know I am losing,
have been losing,
have lost,
lost . . . .

© Rita Dove
Из: Sonata Mulattica
New York & London: W.W. Norton & Company, 2009
Аудиопроизводство: Literaturwerkstatt Berlin 2009

WIENER FRÜHLING

Ein irrer Engel ist über Wien gekommen!
Kaum hatte ich die Geige abgetan
als nicht mehr
als ein kleines quengeliges Biest,
einzig geeignet für dilettantische Monarchen
und ihre holzbeinigen Straßenbettler,

da mache ich die Bekanntschaft
mit Georg Polgreen Brischdauer,
Mulattomusiker und höchst monströser Magier!
Nach so einer köstlichen Abwicklung
eines Nachmittagsprogramms
von eindeutiger Langeweile
bleibt einem nichts anderes übrig, als sich
in eine benachbarte  Wirtschaft zurückzuziehen,
wo -- noch'n Maß, Mädl! -- ich fürchte, meinen
ersten Eindruck revidieren zu müssen:

wenn auch in Tinte getaucht, hat dieser Jakob
sich den leuchtenden Gottesboten für einen
flüchtigen Blick in den Himmel geschnappt
und die Schlacht gewonnen: Völlig Meister
seines Instruments, erklettert er die Saiten
so flink wie die Affen im Lande seines Vaters.
Ah, Unsterblichkeit hat ein neugeschmiedetes
menschliches Gesicht. Wie ich ihn liebe, meinen dreisten,

ansehnlichen neuen Freund! -- diesen zweilichtigen Fremden,
der mich mir selbst zurückgegeben hat.
Drum also, warum denn nicht: Alles und mehr,
und alles auf einmal? Vier Saiten auf einem Akkord
mit der Stille danach, solo und im Chor,
das Deklamierte und das Geflüsterte;
alles das, was ich weiß, und von dem ich weiß, es geht mir verloren,
ist mir verloren gegangen,
ich hab's verloren,
verloren...

Übersetzt von Fred Viebahn