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Ich habe ein Bild von mir aus der ersten Klasse
eingescannt: schief geschnittene Ponyfrisur,
Pausbäckchen, dezent zerbissene Lippen,
schockierend treuherziger Blick. Langsam verschiebe ich
den Kontrastregler und aus dem milchgrauen Nichts taucht
eine Gestalt auf, die auf der Mitte der Skala halb wirklich
erscheint, dann wieder mit dem Hintergrund zusammenfällt. Glücklich,
wer auf eine solche Weise stirbt. Und jetzt schaue ich in den
Spiegel, muss mich mit ein paar Falten abfinden, die
vor einiger Zeit noch nicht da waren (kann es sein, dass es sie
irgendwann nicht gegeben hat?). Nun, das bin also ich, wieder ich,
all das, auch mit den Akneflecken, dem Loch im Zahn, irgendwann
vielleicht – mit dem Loch nach dem Zahn. Zuviele von diesen
Ichs; wenn ich sie nur einsammeln könnte, zu einem Ich versammeln.
Und dabei, überleg’ mal, sind wir gerade erst beim Körper.
Aus dem Polnischen von Andre Rudolph
- - - - - - - Alternative Übersetzung - - - - - - -
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Ich habe mein Erstklässlerfoto eingescannt: schief
geschnittener Pony, Pausbacken, verlegen
an der Lippe nagend,
schrecklich vertrauensselige Augen. Am Regler verschiebe ich
die Kontraste, langsam, und aus dem milchigen Nichts taucht
ein Umriß auf, der in der Mitte der Skala halb
wirklich wird und bald wieder mit dem Hintergrund verschmilzt. Glücklich,
wer auf diese Weise stirbt. Blicke ich jetzt in den Spiegel,
muss ich mich abfinden mit Falten, die es
neulich noch nicht gab (was, wenn sie niemals angelegt
gewesen wären?). Also das bin ich, ewig dieses Ich, jenes Ich, noch
die Aknenarbe bin ich, das Loch im Zahn, und
irgendwann, vielleicht – die Lücke im Gebiß. Zuviel
von diesen Ichs, sie alle zu erfassen, alle als meine
zu verbuchen. Obwohl wir doch erst beim Körper sind.
Deutsche Fassung von Brigitte Oleschinski.
Die Übersetzung entstand im Rahmen des Übersetzungsworkshops Versschmuggel des Poesiefestivals Berlin 2009.