Joachim Sartorius
Zerstoben in heissem Dampf
Zerstoben in heissem Dampf
aus dem Zyklus Alexandria
Steinchen fallen in die Schritte
am Atheneion vorbei, am Café Pastroudis,
vorbei auf aufgerissenen Trottoirs
an den Resten des Hammam,
der einst sechs Monate lang mit Büchern
beheizt wurde, auf Weisung des Kalifen,
wie 4000 andere öffentliche Bäder in Alexandria.
Sechs ganze Monate dauerte es,
nach Augenzeugenberichten, dann waren
alle Schriftrollen der großen Bibliotheken verbrannt.
Armes Land! Vom dynastischen Durcheinander
noch ganz benommen, die Luft glühende Wolle,
die Brüste der Ammen schwarz, ging der Versuch,
alles Wissen vollständig zu horten,
»der Versuch«, in den Worten eines alten Rhetoren,
»die Grenzen der Welt zu überwinden«,
in Funken auf, in heißen Dampf
um die fettgrauen Leiber der Eroberer –
»in Dampf zerstoben«, wenn es das gibt,
aber gab es nicht alles auf der Rue Rosette,
der alten Kanopischen Straße,
die jetzt Sharia Horreya heißt?
Wieder sind die Feigen-Caterer auf ihr unterwegs,
mit schnellen Schritten,
Steinchen fallen in ihre Rufe
und tönen sie zu Lügen, von der Corniche geschönt,
ein ewiges Tosen vielleicht
auf das Bestehen der Welt.