Henning Ahrens
TRANSIT, LAND
TRANSIT, LAND
O nein, liebe Eule, ich werde nicht bleiben,
auch wenn der Wind das Laub der Weiden
im Sommer rascheln lässt wie Unterröcke,
selbst wenn im Winter zwischen der Strecke
aus Hasen und Rehen ein Einhorn läge,
gefangen im Schoß der Jungfrau – so träge
mag ich nicht sein. O nein, liebe Eule,
hier ist es schön, doch eine Fäulnis
von Seelen, die nie und nie fliegen,
und der Staub dürrer Geister liegen
wie ein Fluch auf dem Land. Ohne Ende
rennt man hier gegen menschliche Wände
und fällt stets auf sich selbst zurück.
Warum, liebe Eule, soll man gebückt
über Feld und Wiese gehen, wenn man
auch aufrecht verschwinden kann?