Ralf Meyer
SONETTE BEI DEN BROMBEEREN 20
SONETTE BEI DEN BROMBEEREN 20
Die Kunst ist Spiegel und enthält den Griff
Nach Zukunft. Willst du vor dem Spiegel stehen?
Sie wirft, gebrochen von Jahrtausend altem Schliff,
Dein Bild der Welt vor, daß wir klarer sehen.
Klüger bewahrt sie uns, mehr zu erblicken
Als wir ertragen. Denn nur mit den schönen
Gesichtern kann sie uns zur Wahrheit schicken,
Damit wir uns an ihre Kraft gewöhnen.
Niemand verlangt im Sommer nach der Kunst:
Und da in diesem Landstrich Sommer ist,
Buhlen vergeblich Musen um die Gunst,
Während die Liebste von den Brombeern ißt:
Sie hat die heiße Jahreszeit erklärt
Für ewig. Keiner da, der sich beschwert.