Carl-Christian Elze
so wenig sinnlichkeit
so wenig sinnlichkeit
können worte: nur engel benennen
ohne ihr gesicht abzubilden
ihr sanftes gewölbe aus knochen
ihr vermischtes gewölbe aus mann und frau.
einzig vergleiche, die noch leuchten können
wie in öl: sein metallisches flugkleid
wie der zerknitterte rumpf eines learjets
ohne lackierung ..
und dennoch: welche ärmlichkeiten.
kein roter vorhang nur aus worten
der sich begreifen lässt im auge, im gehirn. kein r-o-t
das in maria eindringt, in ihr kristallines b-l-a-u
und wie, wie willst du licht ersetzen!
noch lächerlicher hier nur licht zu sagen
das durch das fenster stürzt und schleicht zugleich
um ihr gesicht kaum merklich anzuheben
dass es die weiße lilie sieht
endlich erblickt, in diesem raum
der lautlos schwebt, im weltall schwebt
mit strengen mustern, burg und wolken ..
ein arme-leute-essen ist gekocht, sonst nichts
ein teller suppe
wo nur worte schwimmen
wie lose hände, die nichts greifen können
doch greifen wollen, und in den flachen löffeln beten.
(nach »Verkündigung« von Giovanni Bellini, Gallerie dell’Accademia)