Sabine Scho
Mit Ginsterkatze
Mit Ginsterkatze
»Ein Knecht sagte: Die bekommt die Räude.«
R.Musil, Drei Frauen. Die Portugiesin, 1924
Wer ließ sie von der Leine?
Jetzt schleicht sie davon
»Und ich werde zuerst von
den sanften Tieren sprechen«
Zwei Kaninchen in flauschiger
Form, lotrechte Ohren, glotzen
Hypnotisch. Tagpfauenauge
petrifiziert durch Karnickelblick
Auch mir wird schon ganz narkotisch
denn dieses Biest sieht mich an wie
Der Schoßhund im Schellenhalsband
die Stielerei schreit nach Vergeltung
Und ich, das Leitfossil, bin ihr Mann
bislang blieb die Diversität auf Distanz
Damit ist Schluss, die Fronten verhärtet
greift man jetzt an, beißt zurück und
Bleibt doch gebannt in ein Rubbelbild
das trennt, wie es das Schlimmste verhütet
Wenn man die Arten nicht an sich drückt
platziert als geschäftiges Großraumwild
In die Anlagen des Verwaltungsbezirks
Urbanistik mit üblichem Unrat, Landschaft
Und Passanten, Distriktion, wo der Ich-
neumon Führungskraft spielt, dann hätte
Man nichts zu befürchten, die Spezies
getrennt justiert, bleibt Anschauung wie
Kontemplation, ein Angebot für den Bieter
totartig reserviert für den Räumungsverkauf
Die letzten Stücke reduziert, die Insekten
gehen nur zusammen raus, ja, auch die
Schnecke samt Haus, ist nicht aufgeführt
gibt’s oben drauf, also gratis, muss alles
Raus! Nein, der Nippes ist nicht gebraucht
sieht so aus. Wie, sieht so aus? Der ist echt
handbemalt. Nicht in die Auslage greifen!
Minima Animalia, eine leicht beschädigte
Okkasion im Refugium der Laufkundschaft
Blickfang und Kumulation einer Branche
umverteilt auf grünem Feld und »jeder
Zug des Behagens darin ist mit Verrat«
Grundiert, pingelig arrangierte Flauschig-
keit, die so lange vertröstet bis sich jemand
Bemüßigt fühlt und sie am Nackenfell ins
Dasein gesellt, meisterlich aufgepinselt
Betriebsintern langweilt sich ein Raum-
klimagerät, benommen gluckst es Aus-
Lauf, und das, was auf keine Kuhhaut
geht, auch nicht durch Archen in Öl
Fortbesteht, bezweifelt es leise. Gelernt
sich gut zu ennuyieren, bleibt man allein
Schenkt sich nach, staunt nicht schlecht
dass man so wohnen kann! Mit Färber-
Ginster und Katze, das ist doch Gift
für das Tier. Wer etwas besitzt, das
Er liebt, will erzählen. Ein Mausohr
im Autosalon, ein Löwenäffchen
mit schwarzem Gesicht, keine Sitz-
gelegenheit und kaum Zeit für eine
Schau in den Baum, das Stammbuch
aus Farben und Formen, verweilen
Vielleicht ist man unfreiwillig Mensch
Unmensch aber aus freien Stücken?
Hält man darum sein Scheusal in Ketten
bestellt einen Ritter, es zu behüten?
Vor adoleszenten Miezen, die es opfer-
willig betrietzen und verdammt noch mal
Nicht in Ruhe lassen können. Was das
wieder kostet! Allein die Rüstung und
Ohne Pferd steigt der erst gar nicht drauf
ein, bei Nachtschicht und Lohnfortzahlung
Im Krankheitsfall braucht man gleich zwei
wie die Kaninchen, und, das kennt man ja
Haddu zwei Häschen und Möhren?
Haddu bald mehr als zwei Häschen
Möhren muddu zukaufen, nichts
als Ärger middi Viecher!