Nico Bleutge
karbid
karbid
ich bin wieder unterwegs in die steppe, ich bin
an den rand der metallwand gedrängt, die geräte
drücken den beutel ins kreuz, vor dem fenster die zweige
huschen vorbei, und die kellervorräte
gehen allmählich zur neige. minus zwanzig grad
der andauernde schneefall hier hat die laune
nicht gerade verbessert, wolldecken werden verteilt
der schlafsack spannt sich, bis zum gesicht
nur eine kleine öffnung über mund und nase
die kohle, der karbidgeruch, ich atme langsam
vor mich hin, wie ein stück wäsche, das die luft
die durch die gänge zieht, verschluckt. die gedanken
schon wieder voraus im gelände, bodensondierung
das warten auf nachschub, immerzu hofft man
dass es wieder vorwärts geht, und hundert kilometer
weiter steht die grenze unter beschuß. verrußte
stimmen, aus dem nebenwagen, knistern, nichts
bleibt verborgen, nur die manschetten, druckverbände
halten dicht, während im kopf, bei notbeleuchtung
das tauwasser rieselt. froststellen auf den bänken
die gelenke eingeknickt, sogar die beine seitlich fest-
gefroren, die brust macht einfach nicht mehr mit