Richard Pietraß
Hornoer Berg
Ich kam ins todgeweihte Dorf, ein Kuckucksheim
Auf hohem Sand. Still lag es am Tag des Herrn
Blühend und schon abgebrannt.
Blaß schlich ich, ein Wanderer
Auf apfelbaumgesätimten Straßen, Abbruch-
Pfaden an die Kante.
Die Schräge führte mich zum Vorschnitt
Und ich sah des Lebens dünne Gärschicht
Ein Seidenlaken überm Nichts.
Tote Sande ohne Knochen, ohne Scherben
Vom Fräskopf nun ans Licht gebracht.
Das Dorf, ein Schaum vorm Himmelskropf.
Ein Leib, gehängt an hundert Schläuche
Die ihm nach dem Leben trachten
Ein Schlangennest, ein Knäuel von Rohren
In denen es schon platscht, derweil
Die Dahlienfeuer blühen, Kürbisse schwellen
Rüben sich am Schöpfe ziehen.
Wo Gefahr ist, wächst die Rettung
Zwischen Pest und Cholera. Wahltag, Wühltag
In den Listen des Verrats.
Hab ein Kreuz und mach drei Kreuze.
Im Gemeindeamt noch Licht. Alle Stimmen
Für den Ausstand, Ich hoff es, ich erleb es nicht.
Der Kriegeradler schlägt die Flügel, Ich zähl die Namen
Unter seinen alten Krallen. Für Führer
Volk und Katerland. Keiner ist zivil gefallen.
Fremd streich ich ab, die Zahne schlagen
In den Flor gezählter Tage. Traumflöz
Eingerißner Rand unter Plutos Fingernagel.