Richard Pietraß
Gartenweg
Gartenweg
Heut morgen ging ich durch den Vaterwald,
Es war sein Gartenweg. Nicht gleich ich ihm
In seiner Kraft Gestalt, doch seiner Art
Ins Grün zu sehn. Und seiner Weis, den Mund
Zu spitzen, und nach getanem Werk (bei mir
Nur Zeilenjäten) noch eine Weile untätig
Auf einer Bank zu sitzen wie ein Taugenichts.
Die Zeilen, die er murmelnd aus dem Versbauch
Hob, hatt er vor Jahrzehnten schon verschlungen.
Nun stiegen sie gereinigt aus den Seelen-
Schichten. Ich, indessen, les mehr um zu sichten
Was schon geschrieben steht; Neues zu ersinnen
Aus alten Fäden andres Garn zu spinnen, Poetlatein.
Wie mein Vater geh ich heim, zu Stuhl zu Tisch.
Doch misch ich neu des Spieles Karten. Er legte fröhlich los
Am Wasserbecken und am Ofenloch. Ich Verdrießlicher
Muß länger warten und werde dafür, selten, reich
Belohnt. Ist dies die Wurzel, die im Sohne wohnt
Ists die Wehmut, mutterher? Ihre Tränen
Mildern mir den Blick und schicken mich ein Stück
Den Kinderpfad, das Küchenlied zurück
Bis hin ins Eichendorf, da beider Wiege stand
Bewegt von einem leisen Lied, das sie sogleich verlorn.
Nun sprudelt manches vor. Ich bin der verlehmte Schwamm
Und bin der krumme Stamm, der in den Blättern rauscht.
Dünner meine Arme, dick der Bauch. Wenn auch.
Heut ging ich durch den Vaterwald. Es war sein Gartenweg.
Ich saß mit spitzem Mund und hab gelauscht.