Ieva Toleikytė

Wie soll ich diesen Duft beschreiben?

von braunen vertrockneten Blättern, Goldstaub

(darauf grüne Safttropfen verspritzt)

wie der Tee die Teichoberfläche wärmt, mit dem süß

dahinrottenden schilf (wo er doch längst hätte gefrieren müssen)

zum ersten Mal habe ich ihn im Herbst 2015 bemerkt:

in die Stadt schwappte für einige Tage

ein drückender Sommer mit dem Duft von in Seen versinkendem Staub

alles bereitete Freude:

die Wärme der Abenddämmerung, das Bad in den Grünen Seen

jedes Einatmen, jeder Schritt

ich fragte all meine Bekannten: woher dieser Duft? spürst du ihn auch?

was bedeutet er? wann kommt er wieder?

die einen rümpften die Nase, als würden sie nichts verstehen

andere spendeten Lob, doch genauso wie für vieles andere, das sie mochten

Nebel, Tau oder so was

weit und breit keine großen Riecher

die im Gehirn Düfte, Erinnerungen und deren Zusammenspiel katalogisieren

giftige und heilende Mischungen zusammenbrauen

ich habe gewartet, nicht vergessen

in diesem Frühling kehrte er wieder, in Begleitung der Mittsommerhitze

wie in einer Falle aus einer Fabel von Radauskas rissen die grünen Tücher

kurz und gut, es erblühte alles naiv – von den Pflaumen bis zu den Kastanienbäumen ... 

ich löste mich auf, trieb im Duft dieser blühenden Erze

den nicht mal die Kirschen durchdrangen

doch feine Stimmchen auf Portalen ließen die Masken fallen:

die Luft ist schrecklich verschmutzt, der Wald ist hektar um hektar verbrannt

ohne wind und regen weiß der Qualm nicht wohin

ein aufdringlicher Mäusechor:

ziep, ziep zieeeep!

zieeep!

zieeep!

How to describe that smell?

Dried brown leaves, gold dust

(sprinkled with drops of green juice)

the surface of the warm pond warm as tee, reeds

rotting sweety (though it should have cooled off long ago)

the first time I felt it was fall 2015:

for several days summer gushed into the city,

air thick the lakes soaked in dust-scented summer

everything giving pleasure:

heat in the gloaming, bathing in the Green Lakes

every inhale. Every step

I asked everyone: what’s that smell? can you feel it?

what does it mean? will it come back?

some twitched their noses as though they didn’t understand

others praised it, but as a usual thing –

like fog, or dew or the like

there were no great Noses around

who catalogued smells in their minds, their memories and compositions

created noxious or healing combinations

I waited, did not forget

this spring it returned, along with the mid-summer heat

the green buds tore open as though ensnared in a Radauskas story

in short, everything bloomed naively – from the plums to the chestnuts…

I melted, swimming in the scent of blooming rust

that cherries could not overpower

but all was unmasked by the thin voices in the new portals:

the air is terribly polluted, hectares and hectares of forest burned

no wind or rain the ash has nowhere to go

such a pesky chorus of mice:

squee squee, squeee squeak!

squeak!

squeak!