Peter Urban 
Translator

on Lyrikline: 27 poems translated

from: esloveno, sérvio to: alemão

Original

Translation

BRATI: LJUBITI

esloveno | Tomaž Šalamun

Ko te prebiram, plavam. Kot medo s šapami me
potiskaš v blaženost. Ležiš na meni, ki si me
razdejal. Na smrt sem te vzljubil, prvi med
rojenimi. V enem samem hipu sem postal tvoj kres.

Varen sem, kot nisem bil nikoli. Si dokončni
občutek zadoščenja: vedeti od kod je hrepenenje.
V tebi sem kot v mehkem grobu. Režeš in prežarjaš
vse plasti. Čas se vname in izgine, himne slišim,

ko te gledam. Strog si in zahteven, stvaren. In ne
morem govoriti. Vem, da hrepenim po tebi, trdo sivo
jeklo. Za en tvoj dotik dam vse. Glej, pozno sonce

buta ob stene dvorišča v Urbinu. Umrl sem zate.
Čutim te in te rabim. Mučiš. Ruješ me in izžigaš,
vedno. In v prostore, ki si jih uničil, teče raj.

© Tomaž Šalamun
from: Mera časa
Ljubljana : Cankarjeva založba,
Audio production: Študentska založba

LESEN: LIEBEN

alemão

Wenn ich dich lese, schwimme ich. Wie ein Teddy mit den Tatzen

stößt du mich in die Seligkeit. Du liegst auf mir, der du

mich ruiniert hast. Bis in den Tod liebte ich dich, erster

unter den Geborenen. Durch einen einzigen Augenblick wurde ich

                                               dein Johannisfeuer.


Sicher bin ich, wie ich es niemals war. Du bist das definitive

Gefühl der Befriedigung: wissen woher die Sehnsucht kommt.

In dir bin ich wie in einem weichen Grab. Du schneidest und

durchleuchtest alle Schichten. Die Zeit entbrennt und verschwindet,

                                                Hymnen höre ich,


wenn ich dich anschaue. Streng bist du und fordernd, wirklich.

Und ich kann nicht sprechen. Ich weiß, ich sehne mich nach dir, harter, grauer

Stahl. Für eine Berührung gebe ich alles. Schau, die späte Sonne


schlägt an die Mauern des Palastes von Urbino. Gestorben bin ich für dich.

Ich spüre dich und brauche dich. Du quälst mich. Reißt an mir und verbrennst mich,

unentwegt. Und in die Räume, die du vernichtet hast, fließt das Paradies.


Aus dem Slowenischen von Peter Urban
© Edition Korrespondenzen, Franz Hammerbacher, Wien 2003
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Aus dem Slowenischen und mit einer Nachbemerkung von Peter Urban.

LAK

esloveno | Tomaž Šalamun

Usoda me vali. Včasih kot jajce. Včasih me
s šapami lomasti po bregu. Kričim. Upiram se.
Ves svoj sok zastavim. Ne smem tega delati.
Usoda me lahko utrne, to sem že začutil. Če

nam usoda ne piha na dušo, zmrznemo v hipu.
Preživljal sem dneve v strašni grozi, da sonce
ne bo več vzšlo. Da je to moj poslednji dan.
Čutil sem, kako mi svetloba polzi iz rok, in če

ne bi imel v žepu dovolj quarterjev in bi Metkin
glas ne bil dovolj mil in prijazen in konkreten
in stvaren, bi mi duša ušla iz telesa, kot mi

enkrat bo. S smrtjo je treba biti prijazen. Vse
je skupaj v vlažnem cmoku. Domovanje je, od koder
smo. Živi smo samo za hip. Dokler se lak suši.

© Tomaž Šalamun
from: Ambra
Ljubljana : Mihelač, 1995
Audio production: Študentska založba

LACK

alemão

Das Schicksal rollt mich. Manchmal wie ein Ei. Manchmal

bricht es mich mit den Tatzen am Ufer. Ich schreie. Widersetze mich.

Setze allen meinen Saft ein. Das darf ich nicht tun.

Das Schicksal löscht mich zu leicht aus, das habe ich gespürt. Wenn uns


das Schicksal keinen Wink gibt, erfrieren wir im Nu.

Ich habe Tage des schrecklichsten Grauens erlebt, die Sonne

könnte nicht wieder aufgehn. Das sei mein letzter Tag.

Ich spürte, die Helligkeit entglitt meinen Händen, und wenn


ich nicht genug Geld in der Tasche hatte und wenn Metkas

Stimme nicht nett und freundlich genug war und konkret

und wirklich, möchte mir die Seele aus dem Körper weichen, wie


sie es einmal tun wird. Zum Tode sei man freundlich. Alles

ist in einem feuchten Kloß zusammen. Zuhause ist, von wo

wir sind. Lebendig sind wir nur im Nu. Bis der Lack getrocknet ist.


Aus dem Slowenischen von Peter Urban
© Edition Korrespondenzen, Franz Hammerbacher, Wien 2003

aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slovenisch/Deutsch,
Aus dem Slovenischen und mit einer Nachbemerkung von Peter Urban.

daj mi daj mi

sérvio | Milena Marković

slatki bože daj mi sutra
daj mi da se radujem
daj mi daj mi
meni mnogo ne treba
vidi drvo da poraste
da se kuća okreči
da se deca ne uplaše
od te noći od tog dana
od svih sila što nas bune
slatki bože daj mi sutra
daj mi da se nastavim
daj mi daj mi

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Beograd: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

gib mir gib mir

alemão

herrgott süßer gib mir morgen
gib dass ich mich freuen kann
gib mir gib mir
denn ich brauche ja nicht viel
sieh den baum auf dass er wächst
dass das haus geweißelt wird
dass die kinder sich nicht fürchten
vor der nacht vor jenem tage
vor den mächten die vernichten
herrgott süßer gib mir morgen
gib mir dass ich weitermache
gib mir gib mir

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

malena banjska

sérvio | Milena Marković

krenula sam u mitrovicu ibarskom magistralom
tamo su čučavci i traktori i drveće
otežalo od voća
i devojčice sa golim pupkovima
stigla sam do kosova odakle je moja majka i
njena majka
i sestra mi se tamo rodila a doktor je bio pijan
videla sam američke vojnike
guzati su a jedan je nosio
bifokalne naočari
dosta su mali možda neke veće šalju na
druga mesta
svuda su visile zastave
meni to ne znači zastava je zastava
u vojsku nisam išla a nisam ni sposobna
i velika sam kukavica i lažem kad zinem
a trava je bila toliko zelena da ubada
i nebo je bilo tako blizu da uspava
sladak san na pustom polju
i šta će tu ti guzati vojnici naoružani do zuba
i onda sam videla znak sa desne strane
na njemu je pisala banjska
i tu me je stigla i baba i majka i sestra i zemlja
i groblje i ibar voda i tu me je stiglo i
neće da pusti
i nikad neće da pusti jer sam se setila
usred noći bi se setila
i nikad neću da zaboravim banjsku
zato što
neko beše strahinjiću bane
beše bane u malenoj
banjskoj.

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Beograd: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

malena banjska

alemão

ich fuhr nach mitrovica auf der ibarmagistrale
dort gibt es bahnen und traktoren und bäume schwer von obst
und kleine mädchen mit nackten bäuchen
ich kam bis zum kosovo von dort ist meine mutter und
ihre mutter
auch meine schwester wurde dort geboren der arzt war
betrunken
ich sah amerikanische soldaten
mit fetten ärschen einer trug
eine bifokalbrille
sie sind ziemlich klein die größeren schicken sie womöglich
an andere orte
überall hingen fahnen
mir bedeutet das nichts fahne gleich fahne
in der armee war ich nicht und wäre dazu auch nicht fähig
ich bin zu feige und lüge wenn ich nur den mund aufmache
aber das gras war so grün dass es juckt
und der himmel so nah dass er schläfrig macht
süßer traum auf leerem feld
was machen hier diese fettärschigen soldaten bewaffnet
bis an die zähne
da sah ich auf der rechten seite das schild
auf dem geschrieben stand banjska
und dort traf ich großmutter mutter schwester und das land
und den friedhof das wasser des ibar und dort traf es mich
und lässt mich nicht mehr los
und wird mich nie loslassen denn ich erinnerte mich
und würde mich mitten in der nacht erinnern
und nie vergessen werde ich banjska
denn
lebt einmal ein held banović strahinja
herrscher war er in malena
banjska.

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

jebo vas cv

sérvio | Milena Marković

ja se zovem milena marković rođena sam u
zemunu jednog jutra u aprilu moja majka je
stigla da da doručak sestri i bratu ispala sam
uredno glavom i bila sam dobra beba
soba je bila mala i pregrađena ormarom na
muški i ženski deo sećam se kreveca sa
mrežom i njih velikih kako idu tamo
dok me neko ne uhvati i presvuče onda sam
suva i otac mi se smeje i kad smo išli na selo
pravio je tobogan kolima tako što se zaletao
na nizbrdicu i skoro da nisam više tako nešto
lepo doživela osim ono kratko kad se napijem
pre nego što sve počne da se vrti
išla sam sa bratom na duge šetnje pored reke
preko mosta pa u grad jednom sam stavila
kanu na kosu i pala je kiša i crvena voda je
krenula da curi niz moj vrat i taj me stariji
momak poljubio na stanici i smejao se
a mirisao je na duvan i dop i bila je stara peć u
vajatu gde sam ja sedela satima
i čeze su bile a onda bih legla na travu i
gledala bagrenje i nebo topole i nebo
šljivik je bio i kukuruz i jako hladna reka i
srebrne pastrmke i rodila sam dete rano
i dojila sam dete dve godine i on nije nikako
počinjao da priča i stalno je trčao i trčao
i živela sam sama u stanu koji je gledao na
krovove i kuvala sam i smejala se i trčala i
padala i preživela sam ja se zovem milena
marković i odrasla sam na novom beogradu
onda sam otišla na đeram pijacu pa sam se
opet vratila na novi beograd vrlo verovatno ću
tu i ostati do samog kraja
ne znam da vozim bicikl i ne znam da vozim
kola i jako teško računam i znam vrlo malo
stvari i znam da ću do kraja još manje da
naučim.

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Beograd: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

fuck you cv

alemão

ich heiße milena marković geboren wurde ich in zemun
eines morgens im april meine mutter kam noch gerade dazu
bruder und schwester das frühstück zu machen ich kam zur
weit normal mit köpf nach unten und war ein braves baby
das zimmer war klein und abgetrennt mit einem schrank in
einen männlichen und einen weiblichen teil ich erinnere
mich an das gitterbettchen und an die großen wie sie
dorthin gehen
bis mich jemand packt und umzieht danach bin ich trocken
und vater lacht mir zu und als wir aufs land fuhren machte
er mit dem auto eine rutschpartie so dass er den berg
abwärts flog und fast nie mehr habe ich so etwas schönes
erlebt außer für kurz wenn ich mich betrinke bevor sich
alles zu drehen anfängt
ich ging mit meinem bruder lange spazieren den fluss
entlang über die brücke und in die stadt einmal tat ich mir
henna aufs haar es regnete und rotes wasser lief mir den
hals herunter und dieser ältere junge küsste mich an der
haltestelle und lachte aber er roch nach tabak und dope und
dann war da ein alter ofen in der schlafkammer in der ich
stundenlang gesessen habe
und einen karren gab es dann legte ich mich ins gras
und schaute in akazien und den himmel pappeln und
den himmel pflaumenbäume waren da und mais und ein
eiskalter fluss und silbrige forellen und ich gebar das kind
früh und stillte das kind zwei jähre lang und er wollte
partout nicht sprechen und er rannte und rannte und
ich lebte allein in der wohnung die hinausging auf die
dächer und ich kochte und lachte und rannte und fiel hin
und habe überlebt ich heiße milena marković und bin
aufgewachsen in novi beograd dann ging ich rüber auf den
djeram-markt und bin wieder zurück nach novi beograd
sehr wahrscheinlich werd ich hier auch bleiben bis zum schluss
ich kann nicht fahrradfahren ich kann auch nicht
autofahren ich bin im kopfrechnen schwach und weiß sehr
wenig und weiß dass ich bis zum schluss noch weniger
dazulernen werde.

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

početak, neki

sérvio | Milena Marković

moja prva nova godina bez mame i tate
bila je sa borisom igorom dejanom vesnom jelenom i
tanjom
nisam sigurna za tanju
boris i igor i dejan njima se svidjala tanja
njoj je majka bila izmučena razvedena i bila je sitna i
imala oštar miris
ne znam šta je bilo sa tanjom
vesna, ne znam šta je mislila vesna
jelena je bila pametna i sada je profesorka
ja sam volela jednog dripca nikolu a pred njima sam
ga zvala buldog
jer su oni bili pametni a on baš i nije i mislila sam
da će da mi naiđe nešto pristojnije
boris je instruktor ronjenja negde na južnim morima
poslednji put kad sam ga videla
nešto mi je razbio pijan
da je živ i zdrav
dejan se ženi
moja majka je ostala bez para na kasi i bilo je
neprijatno
on joj je platio račun
njoj se nije svidela njegova devojka
ona ne voli sitne žene
ne znam šta je sa igorom
vesna ima decu koju ja neću videti
zato što mi je žao na ljude koji imaju decu
nikola je išao u rat a onda sa dvadeset i jednom
godinom je rešio da se završi
mislim da je taj dan okrenuo telefonom
izvesnu anu
koja je bila najbolja učenica i davala je
da je pipaju za dupe
ona je postala njegova ozbiljna devojka i bili su
zajedno
meni je nailazilo svašta godinama, jednom
bolje od njega, možda dvaput
prva nova godina i niko se nije smuvao
samo smo igrali
i mislili
da nam život neće biti bulja
nego nešto posebno.

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Berlin: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

ein anfang, einer

alemão

mein erstes neujahr ohne mutter und vater
war mit boris igor dejan vesna jelena und tanja
mit tanja bin ich mir nicht sicher
boris und igor und dejan ihnen gefiel tanja
ihre mutter war verquält geschieden und war winzig und
hatte einen scharfen geruch
weiß nicht was mit tanja war
vesna, weiß nicht was vesna dachte
jelena war klug und ist jetzt professorin
ich liebte den kleinen scheißer nikola aber vor ihnen
nannte ich ihn bulldog
denn sie waren klug aber er ganz und gar nicht und ich dachte
es würde sich etwas anständigeres finden
boris ist tauchlehrer irgendwo in der südsee
das letzte mal als ich ihn sah
hat er mir im suff etwas zerschmissen
gesund und munter soll er sein
dejan heiratet
meine mutter hatte kein geld an der kasse und es war
unangenehm
er zahlte ihre rechnung
ihr hat sein mädchen nicht gefallen
sie mag keine kleinen frauen
was mit igor ist keine ahnung
vesna hat kinder die ich nicht sehen will
weil mir leute leidtun die kinder haben
nikola ist in den krieg gegangen und hat mit einundzwanzig
jähren entschieden sein leben zu beenden
ich denke an diesem tag wählte er die telefonnummer
einer gewissen ana
sie war die beste Schülerin und ließ sich
am hintern anfassen
sie wurden ein festes paar und waren zusammen
mir ist in den jahren alles mögliche untergekommen, einmal
was besseres als er, vielleicht zweimal
das erste neujahr und niemand hat sich verkuppelt
nur getanzt haben wir
und gedacht
dass es kein scheißleben wird
sondern was besonderes.

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

mornari vojnici

sérvio | Milena Marković

ne stidim se više
šta je bilo bilo je
bilo bi dobro da je bilo više
setim se tebe što si mrtav
i tebe
i tebe
ne stidim se više
bilo bi dobro da ste živi
ne želim
imam sada kuću blizu reke
sadim oko kuće
bilo bi dobro da ponesete
neke letvice nešto da radite tu
oko kuće
bilo bi dobro da odemo negde čamcem
mada ja više nisam onako zgodna
a ne bi bili ni vi
da niste na primer mrtvi
bilo bi dobro da imate dobre žene
i neku decu pa da im napravimo da jedu
i onda da pijemo
i da se deremo na tu decu
tako treba
i da ste na primer živi
setili bi se kako smo bili mladi
i kako smo se sviđali
i otišli bi na pumpu po još pića
i usput bi bacili đubre a psi bi jurili da ujedu
za točkove
možda bi se goli okupali
u reci
možda bi ulovili prase
i potukli se sa nekim
tako treba
znam da bi mislili na mene
možda i više nego
što ja mislim na vas
zato što bi bili bolji ljudi
nego što sam ja
da ste na primer
živi.

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Beograd: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

marinesoldaten

alemão

ich schäme mich nicht mehr
was gewesen ist ist gewesen
es wäre gut es wäre mehr gewesen
ich erinnere mich an dich der du tot bist
und an dich
und an dich
ich schäme mich nicht mehr
es wäre gut ihr wärt noch am leben
ich trauere nicht
ich habe Jetzt ein haus in flussnähe
und pflanze um das haus
es wäre gut ihr brächtet
zaunlatten mit ihr tätet hier etwas
am haus
es wäre gut wir führen wohin mit dem boot
auch wenn ich nicht mehr so attraktiv bin
aber ihr wärt das auch nicht
wärt ihr nicht zum beispiel tot
es wäre gut ihr hättet gute frauen
und ein paar kinder wir würden ihnen zu essen machen
und dann etwas trinken
und dann diese kinder anbrüllen
so gehört sichs
und wärt ihr zum beispiel am leben
würden wir uns erinnern wie iung wir waren
und wie wir einander gefielen
und würden an die tankstelle fahren um noch was zu
trinken zu holen
und unterwegs den müll wegwerfen und die hunde kämen
uns hinterher
um in die reifen zu beißen
vielleicht würden wir nackt baden
im fluss
vielleicht würden wir ein ferkel fangen
und uns mit irgendwein prügeln
so gehört sichs
ich weiß ihr würdet an mich denken
vielleicht sogar mehr
als ich an euch denke
weil ihr bessere menschen wärt
als ich es bin
wärt ihr zum beispiel
am leben.

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

jorgovan i perspektiva

sérvio | Milena Marković

čudno je što sam se setila jorgovana
i dva čoveka i jednog mladića koji
nemaju veze jedan sa drugim ali imaju veze
sa jorgovanom
i perspektivom
mladić nije postao čovek jer se ubio
vešao se o cevi od radijatora sa njim sam se
samo ljubila
prvi put kad je hteo da me poljubi ja sam ga
strašno gurnula mama mi je rekla da
ako dozvolim te stvari onda neće da me poštuju
poslednji put kad smo se ljubili bilo je jednom
kad je došao na odsustvo jer on se
borio u ratu
na dobrovoljnoj bazi
drugi je živeo u podrumu a treći
je završio molekularnu biologiju
sa ovim drugim sam nešto malo više od ljubljenja
ali nije došlo do najgoreg jer sam se uplašila
bilo je rano jutro i mislila sam da
ne izgledam dobro
i morala sam da idem po svoga sina kod svoje
ljute mame i mislim da se tada naljutio
jer su ga bolela jaja
e, za drugim kad sam patila sretnem trećeg
slučajno odem na mesto gde su bili pametni mladići oni
što su išli sa mnom u školu nekad
u dobru školu, školu kakvu ovaj prvi i ovaj drugi
nisu videli
i ti pametni mladići
rekli su da imam divan osmeh
ja sam patila za ovim
koji je živeo u podrumu i imao
mnogo loše ciljeve mislim da ih je
postigao
onda
otišla sam sa pametnim mladićem
i ispržila meso i jaja on je
pitao jesam li sigurna da je meso
u redu
posle je došlo do jebanja
što je čudno jer ja sam želela prvog
a prvi je bio tad mrtav
i drugog
a drugi nije hteo da čuje za mene jer su ga
bolela jaja
i realno ja nisam bila neko sa kim je imao
perspektivu
gledajući iz podruma
a to sa mesom to me je mnogo
naljutilo
kad čovek hoće da jebe
ne brine za takve stvari
pametni se setio
da me je pratio kući iz naše dobre škole
preko mosta iz svog dobrog kraja u moj kraj
ne tako dobar
i popeo se bio na drvo da ubere
jorgovan
još nije sišao sa drveta
ja sam bila otišla jer sam čula zvižduk
setim se ja da je zviždao
ovaj što je mrtav
tačno znam da je bio on
jer samo dva zvižduka poznajem
jedan od moje ljute mame
drugi od ovog što je mrtav
ali to sa mesom to me je mnogo
zapitalo
i to sa tim sećanjem
ja nisam htela da ponovim stvar sa pametnim
zato što nisam želela
perspektivu
onda sam počela da dobijam
pisma
pisma me diraju ja sama nikad nisam pisala to
nema ništa loše u njima
ali to pismo tog pametnog mladića
učinilo je da zviždim
tad nisam imala budućnost
pitanje je da li imam i sada
uglavnom pametni mladić je čekao ispred zgrade
danima
ja sam imala neki problem
deca
temperatura
zaraza
lupanje glavom o zid
neka mala smrt neka uvreda
sigurno
bilo ih je
pametni dobri mladić je tražio svoje
nije dobio
on je to prevazišao
uz svoju mamu
verovatno
jedanog dana prošao je kolima i mahnuo
ja nisam nosila gaće a gore u stanu
je bio neki lom
sve sam se setila u ruci sam
imala jednu novčanicu i metalne pare što sam
skupila po džepovima
nekada davno kada sam čula zvižduk
na poljani bila je kada
sa oštrim ivicama razvaljenim
u kadi smo sedeli nas dvoje
male su nam bile godine
umeo je da pljuje
savršeno
oči su mu šarale
e, a ovaj iz podruma se isto penjao na drvo da
bere jorgovan
mrtvi mi nikad nije brao jorgovan
on je razbio cvećaru i dao mi karanfile
a onda potrčao
potrčao jer je došla policija
a ja nisam trčala
postojim ja
postoji cvećara i postoje ova dvojica
i moja ljuta mama
kod cvećare se motaju uhranjene mačke
a ja žalim žalim
što nisam dala
ovoj dvojici
umesto ovom pametnom mladiću
da sam dala možda bih
žalila još više.

© Milena Marković
from: Pre nego što sve počne da se vrti
Beograd: LOM, 2011
Audio production: Haus für Poesie, 2018

flieder und perspektive

alemão

seltsam dass ich mich an den flieder erinnere
und an zwei männer und einen jüngling die
nichts zu tun haben miteinander wohl aber zu tun haben
mit flieder
und mit perspektive
der jüngling ist kein mann geworden denn er hat sich
umgebracht
hat sich erhängt an einem heizungsrohr mit ihm
habe ich mich nur geküsst
das erste mal als er mich küssen wollte habe ich ihn böse weggestoßen mama hatte mir gesagt
wenn ich solche dinge erlaube
würde man mich nicht mehr achten
das letzte mal küssten wir uns als er einmal
auf urlaub gekommen war denn er
kämpfte im krieg
auf freiwilliger basis
der zweite wohnte in einem keller der dritte
war absolvent der molekularbiologie
mit dem zweiten war es etwas mehr als nur küssen aber es kam nicht zum schlimmsten da ich erschrak
es war früher morgen und ich dachte
ich sähe nicht gut aus
und musste los meinen sohn abholen bei meiner
bösen mama und denke er war damals wütend denn
ihm taten die eier weh
tja, und während ich an dem zweiten litt begegnete ich dem dritten
zufällig gehe ich dorthin
wo die klugen jungen waren
die mit mir zur schule gingen früher
in eine gute schule, eine wie sie weder der erste noch der zweite
je gesehen hatte
und diese klugen jungen
sagten mir ich hätte ein wunderschönes lächeln
ich litt um den
der in dem keller wohnte und
sehr schlechte ziele hatte ich denke er hat sie erreicht
dann
ging ich weg mit einem dieser klugen jungen
und briet ihm fleisch und eier er
fragte ob ich sicher sei dass das fleisch
in ordnung ist
dann kam es zum vögeln
was seltsam ist denn ich wollte den ersten
doch der war damals schon tot
und den zweiten
doch der wollte nichts von mir hören denn
ihm täten die eier weh
und realerweise war ich für ihn keine
perspektive
aus seinem kellerloch gesehen
und das mit dem fleisch hat mich doch sehr
geärgert
denn wenn einer vögeln will
denkt er nicht an sowas
der kluge junge erinnerte sich daran
wie er mich nach hause begleitete von unsrer guten schule
über die brücke aus seiner guten gegend in meine
nicht so gute
und kletterte auf einen baum
um flieder zu pflücken
er war noch nicht wieder herunter von dem baum
da war ich weg denn ich hatte einen pfiff gehört
ich erinnere mich gepfiffen hatte
der der tot ist
ich weiß genau dass er es war
denn ich kenne nur zwei arten pfiffe
den einen meiner bösen mama
den ändern von dem der tot ist
aber das mit dem fleisch hat mich noch lange
beschäftigt
und das mit dieser erinnerung
ich wollte das nicht wiederholen mit dem klugen
denn ich wollte keine
perspektive
ab dann bekam ich
briefe
briefe rühren mich ich selber habe nie geschrieben
es steht nichts schlechtes in ihnen
aber der brief von diesem klugen jungen
bewirkte das s ich einen pfiff ausstieß
ich hatte damals keine zukunft
die frage ist ob ich heute eine habe
der kluge junge wartete vor dem haus
tagelang
ich hatte ein problem
die kinder
temperatur
ansteckende krankheiten
rennen mit dem kopf gegen die wand
ein kleiner tod eine kränkung
sicher
die hat es gegeben
der kluge junge verlangte das seine
er hat es nicht bekommen
er hat es verschmerzt
mithilfe seiner mama
wahrscheinlich
eines tages kam er im auto vorbeigefahren und winkte
ich hatte keinen schlüpfer an und oben in der wohnung
war irgendein bruch
an alles erinnere ich mich in der hand hatte ich
einen geldschein und münzen die sich
in den taschen gesammelt hatten
vor langer zeit als ich den pfiff hörte
auf der wiese stand eine wanne
mit scharfen brüchigen rändern
in der wanne saßen wir zwei
wir waren jung an jahren
er konnte spucken
wie ein großer
seine augen streiften überall umher
tja, und der aus dem keller kletterte auch auf den bäum
um flieder zu pflücken
der tote hat mir nie flieder gepflückt
er hat im blumenladen randaliert und mir nelken geschenkt
dann ist er losgerannt
losgerannt weil die bullen kamen
ich bin nicht gerannt
ich bleibe
der blumenladen bleibt diese zwei bleiben
und meine böse mama
um den blumenladen lungern fette katzen
und ich bedaure bedaure
dass ich diese beiden
nicht rangelassen habe
statt dieses klugen jünglings
hätte ich sie rangelassen würde ich es vielleicht
noch mehr bedauern.

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

vesela

sérvio | Milena Marković

kada mi dođe radost
neka mi padne na usta
i na oko i na ruke
neka mi dođe brzo

kada mi dođe smrt
neka mi dođe dok ležim
neka mi dođe na usta
neka mi padne na oko
neka mi dođe brzo

na moju ludu glavu
na moje bistro oko
sijaj

© Milena Marković
from: Ptičje oko na tarabi
Beograd: LOM, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2018

heiter

alemão

wenn die freude zu mir kommt
so falle sie mir auf den mund
auf das auge auf die hände
nur schnell soll sie kommen

wenn zu mir der tod kommt
soll er kommen während ich liege
soll er mir kommen auf den mund
soll er mir fallen aufs auge
nur schnell soll er kommen

auf meinen verrückten kopf
auf mein klares auge
strahle

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

reko moja rečice

sérvio | Milena Marković

reko moja rečice
primi mene majčice
reko moja rečice
od sumraka rumena
a od jutra blistava
a u podne opasna
reko moja rečice
primi mene majčice
da ti mene odvedeš
do velikih mostova
do velikih gradova
i do srećnih naroda
do velikih mostova
i do strašnih brodova
gde se vidi zastava
neka sva u cveću

© Milena Marković
from: Ptičje oko na tarabi
Beograd: LOM, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2018

fluss mein lieber fluss

alemão

fluss mein lieber fluss
nimm mich mit lieb väterchen
fluss mein lieber fluss
rot vom abenddämmer
glitzernd ab dem morgen
mittags dann gefährlich
fluss mein lieber fluss
nimm mich mit lieb väterchen
bring mich fort von hier
zu den großen brücken
zu den großen städten
und den frohen völkern
zu den großen brücken
zu den schreckensschiffen
wo man sieht die fahne
ganz geschmückt mit blumen

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

telo

sérvio | Milena Marković

nekom si crkva
nekom pljuvaonica
nekom livada
nekom kibla

crkva je prazna
livada je ugažena
u zimu je dubok sneg
cveće i balega na njoj na na livadi

kibla je blaženo bela
i ima stida u njoj
veličanstvena kibla
livada sa opalim lišćem

nekom si pseto
nekom si ptica
nekom si san
nekom si sutra

pseto sam ja
i ptica sam ja
i san sam ja tebi
sutra me neće biti

© Milena Marković
from: Ptičje oko na tarabi
Beograd: LOM, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2018

körper

alemão

für einen bist du kirche
für den andern spucknapf
für einen bist du wiese
für den andern kübel

die kirche ist leer
die wiese zertreten
im winter tiefer schnee
blumen und kot auf ihr, der wiese

der kübel ist wundersam weiß
und scham gibt es in ihm
majestätischer kübel
wiese mit abgefallenem laub

für einen bist du ein köter
für den andern bist du ein vogel
für einen bist du ein traum
für den ändern bist du morgen

der köter bin ich
auch der vogel bin ich
auch der traum bin ich für dich
morgen werde ich nicht mehr sein

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

div

sérvio | Milena Marković

otac mi je rekao da nije patio u zadruzi
ko neki što pričaju da su patili
deda Tihomir onaj,
što je lečio jalove žene, taj
on ga je poslao da radi u zadruzi
leto je bilo
otac je radio ali nije patio
jer radile su sa njim devojke neke
i one nisu nosile gaće i seno je
mirisalo na ribu i videlo se
bilo je providno kada padne kiša
i kada sunce prođe kroz taj cic
video im je vranu išao je
za njima kao ker i jednom je
pala kiša i munje su sevale i sve su se
sakrile pod vojničko platno
on je
jedini bio hrabar na kiši
kao neki div
a seno je
mirisalo na picu
taj mladi div na kiši
sa tek niklim dlakama
munje i gromovi
cic na učkur
a krave muču
a planeta se okreće
i te pice i to seno
i to blato pod bosim nogama
sve te devojke što će da budu njegove
joj munje i gromovi
nema tu patnje baš
jok

© Milena Marković
from: Ptičje oko na tarabi
Beograd: LOM, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2018

der riese

alemão

vater sagte mir er habe nicht gelitten in der genossenschaft
wie andre die erzählen sie hätten gelitten
großvater Tihomir der
unfruchtbare Frauen heilte
er hatte ihn zur arbeit in die genossenschaft geschickt
sommer war
vater hat gearbeitet aber nicht gelitten
denn mit ihm haben ein paar ältere mädels gearbeitet
und die trugen keine Schlüpfer und das heu
roch nach fisch und man sah
wenn es regnete war es durchsichtig
und wenn die sonne den kattun durchdrang
sah er ihre möse lief
ihnen nach wie ein hund und einmal
kam ein regen und es blitzte und alle
krochen unter eine armeedecke
er
als einziger war tapfer
und stand dort im regen
wie ein riese
und das heu
roch nach möse
dieser junge riese im regen
mit den eben erst gesprossenen haaren
kattun auf hosenbund
kühe muhen
und der planet dreht sich
und diese mösen und dieses heu
und dieser schlamm unter den nackten füßen
alle diese mädchen werden ihm gehören
gott diese blitze und donner
da gab es nichts zu leiden
nein

Aus dem Serbischen übersetzt von Peter Urban

RIBA

esloveno | Tomaž Šalamun

Jaz sem mesojedec, ampak rastlina.
Jaz sem Bog in človek v enem.
Jaz sem buba. Iz mene rase človeštvo.
Jaz imam čisto razlite možgane, kot
cvet, da lahko bolj ljubim. Včasih dam
prste vanje in so topli. Hudobni ljudje
rečejo, da se drugi ljudje v njih
utopijo. Ne. Jaz sem trebuh.
V njem sprejemam popotnike.
Jaz imam ženo, ki me ljubi.
Včasih se ustrašim, da me ona bolj
ljubi kot jaz njo in sem žalosten in
potrt. Moja žena diha kot majhen
ptiček. Njeno telo me spočije.
Moja žena se boji drugih gostov.
Rečem ji, ne, ne, ne se bati.
Vsi gosti so en sam in za nas vse.
Bela vžigalica z modro glavico mi je
padla v stroj. Umazal sem si nohte.
Zdaj premišljujem, kaj naj napišem.
Tukaj živi ena soseda. Njeni otroci zelo
razgrajajo. Jaz sem Bog in jih pomirim.
Ob enih grem k zobozdravniku. Dr. Mena,
calle Reloj. Pozvonil bom in rekel, naj mi
izdre zob, ker preveč trpim.
Najbolj sem srečen v spanju in ko pišem.
Mojstri si me podajajo iz roke v roko.
To je potrebno. To je tako potrebno
kot za drevo, da rase. Drevo rabi zemljo.
Jaz rabim zemljo, da ne znorim.
Živel bom štiristo petdeset let.
Rebazar Tarzs živi že šeststo let.
Ne vem, če je bil on v tistem belem plašču,
ker jih še ne ločim. Ko pišem, imam
drugo posteljo. Včasih se razlijem bolj kot
voda, ker voda najbolj ljubi.
Strah rani ljudi. Roža je najbolj
mehka, če daš nanjo dlan. Roža ima rada
dlan. Jaz imam rad vse. Včeraj sem
sanjal, da se je moj oče sklonil k
Harriet. Ustrašim se drugih žensk in
zato z njimi ne spim. Ampak razdalja med
Bogom in mladimi ljudmi je majhna.
V Bogu je vedno ena sama ženska, in to je
moja žena. Ne bojim se, da bi me gostje
raztrgali. Jaz lahko dam vse, pa še zrase.
Bolj ko dajem, bolj rase. Potem odplava
kot pomoč za druga bitja. Na enem planetu je
zbirni center za moje meso. Ne vem, na
katerem. Kdorkoli bo spil kaj od tega, bo
srečen. Jaz sem cevka. Jaz sem Bog, ker
ljubim. Vse temno imam tu, not, nič
zunaj. Vsako žival lahko presvetlim.
Kruli mi. Kadar slišim sokove v svojem
telesu, vem, da sem v milosti. Jaz bi moral
noč in dan požirati denar, če bi hotel
zgraditi svoje življenje, pa še ne bi
pomagalo. Jaz sem ustvarjen za to, da
sijem. Denar je smrt. Na teraso grem.
Od tam vidim vso pokrajino, do Dolores
Hidalga. Toplo in mehko je kot v Toskani,
pa ni Toskana. Tam z Metko sediva in
gledava. Sonce zaide in še sediva in
gledava. Ona ima roke kot Šakti. Jaz imam
gobec kot egipčanska žival. Ljubezen je
vse. Mojzesova košara se ni nikoli
razbila na skalah. Iz ravne pokrajine
hodijo majhni konjički. Od Sierre piha
veter. Jaz grem ljudem v usta z glavo
naprej in jih ubijem in rodim,
ubijem in rodim, ker pišem.

© Tomaž Šalamun
from: Glas
Maribor : Založba Obzorja, 1983
Audio production: Študentska založba

DER FISCH

alemão

Ich bin Fleischfresser, aber eine Pflanze.
Ich bin Gott und Mensch in einem.
Ich bin eine Larve. Aus mir wächst die Menschheit.
Ich habe ein ganz ausgegossenes Gehirn, wie
die Blüte, so kann ich stärker lieben. Manchmal stecke ich
die Finger hinein und sie sind warm. Böse Menschen
sagen, daß andere Menschen in ihm
ertrinken. Nein. Ich bin ein Bauch.
In ihm empfange ich Reisende.
Ich habe eine Frau, die mich liebt.
Manchmal erschrecke ich, daß sie mich mehr
liebt als ich sie, und bin traurig und
niedergeschlagen. Meine Frau atmet wie ein kleiner
Vogel. Ihr Körper beruhigt mich.
Meine Frau hat Angst vor andern Gästen.
Ich sage ihr, nein, nein, keine Angst.
Alle Gäste sind ein einziger und alles für uns.
Ein weißes Streichholz mit blauem Köpfchen ist mir
in die Maschine gefallen. Ich habe mir die Nägel beschmutzt.
Jetzt überlege ich, was ich schreiben soll.
Hier wohnt die Nachbarin. Ihre Kinder machen großen
Radau. Ich bin Gott und beruhige sie.
Um ein Uhr gehe ich zum Zahnarzt. Dr. Mena,
calle Reloj. Klingeln werde ich und sagen, er solle mir
den Zahn ziehen, denn ich leide unmenschlich.
Am glücklichsten bin ich im Schlaf und wenn ich schreibe.
Meister reichen mich von Hand zu Hand.
Das ist notwendig. Das ist so notwendig
wie für den Baum, daß er wächst. Der Baum braucht Erde.
Ich brauche Erde, um nicht verrückt zu werden.
Ich werde vierhundertfünfzig Jahre leben.
Rebazar Tarzs lebt schon sechshundert Jahre.
Ich weiß nicht, ob er es war in diesem weißen Mantel,
denn ich unterscheide sie noch nicht. Wenn ich schreibe,
habe ich ein anderes Bett. Manchmal ergieße ich mich mehr wie
Wasser, denn Wasser liebt am meisten.
Angst verletzt die Menschen. Die Blume ist
am weichsten, wenn du die Hand auf sie legst. Die Blume liebt
die Hand. Ich liebe alle. Gestern
träumte ich, mein Vater beuge sich über
Harriet. Ich erschrecke vor anderen Frauen und
schlafe deshalb nicht mit ihnen. Aber die Entfernung zwischen
Gott und jungen Menschen ist gering.
In Gott ist immer eine einzige Frau, und das ist
meine Frau. Ich habe keine Angst, daß mich die Gäste
zerreißen. Ich kann alles geben, und es wächst noch.
Je mehr ich gebe, desto mehr wächst. Dann schwimmt es fort
als Hilfe für andere Wesen. Auf einem Planeten ist
ein Sammelzentrum für mein Fleisch. Ich weiß nicht
auf welchem. Wer immer etwas davon trinkt, wird
glücklich. Ich bin ein Wasserrohr. Ich bin Gott, denn
ich liebe. Alles ist dunkel in mir, innen, nichts
außen. Jedes Tier kann ich erleuchten.
Mir knurrt der Magen. Wenn ich die Säfte höre in meinem
Körper, weiß ich, daß ich in der Gnade stehe. Ich müßte
Tag und Nacht Geld verschlingen, wenn ich mir
mein Leben einrichten wollte, aber das würde nicht
helfen. Ich bin dazu erschaffen
zu leuchten. Geld ist der Tod. Ich gehe auf die Terrasse.
Von dort sehe ich die ganze Umgebung, bis Dolores
Hidalgo. Warm ist es und weich wie in der Toscana,
es ist aber nicht die Toscana. Dort sitzen Metka und ich, wir
schauen. Die Sonne ist untergegangen und wir sitzen noch und
schauen. Sie hat Hände wie Shakti. Ich habe
ein Maul wie ein ägyptisches Tier. Die Liebe ist
alles. Moses’ Korb ist nie
an Felsen zerschellt. Auf der Ebene kommen
kleine Pferdchen. Aus der Sierra weht
der Wind. Ich fahre den Menschen in den Mund mit dem Kopf
vorneweg und töte und gebäre sie,
töte und gebäre, denn ich schreibe.

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003

GOBICE

esloveno | Tomaž Šalamun

Namreč tako je z vso to zadevo
najboljše stvari so gobice
gobice v juhi
nič nič nič nič
                                         
                                          fiuuuuu ena gobica
en zelen peteršiljček v smokingu
pa dolgo dolgo časa tema
potem stečejo po snažilko
ki je za to odgovorna
nič nič nič nič

                                          fiuuuuu še ena gobica
zdrava sicer
le kri ni ena A
ker je prebolela hepatitis
Težke so težke te gobice
težke v božjo mater

© Tomaž Šalamun
from: Poker
Ljubljana : samozaložba, 1966
Audio production: Študentska založba

SCHWÄMMCHEN

alemão

II

es ist nämlich so mit dieser ganzen sache
das beste sind die schwämmchen
die schwämmchen in der suppe
nichts nichts nichts nichts
                                        fiuuuuu ein schwämmchen
ein stengel petersilie im smoking
und lange lange zeit dunkelheit
dann laufen sie nach einer putzfrau
die dafür verantwortlich ist
nichts nichts nichts nichts
                                         fiuuuuu noch ein schwämmchen

gesund zwar
nur das blut ist kein a
weil es die hepathitis überstanden hat
schwer schwer sind diese schwämmchen
schwer verflucht noch eins

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
© Edition Korrespondenzen, Wien 2004
Aus: Tomaž Šalamun: Ein Stengel Petersilie im Smoking.
Neuauflage: Wien: Edition Korrespondenzen 2004

LJUDSKA

esloveno | Tomaž Šalamun

Vsak pravi pesnik je pošast.
Glas uničuje in ljudi.
Petje zgradi tehniko, ki uničuje
zemljo, da nas ne bi jedli črvi.
Pijanček proda plašč.
Lopov proda mater.
Samo pesnik proda dušo, da jo
loči od telesa, ki ga ljubi.

© Tomaž Šalamun
from: Maske
Ljubljana : Mladinska knjiga, 1980
Audio production: Študentska založba

VOLKSLIED

alemão

Jeder wahre Dichter ist ein Scheusal.
Vernichtet Stimme und Menschen.
Gesang bildet eine Technik aus, die die Erde vernichtet,
damit die Würmer uns nicht fressen.
Der Säufer verkauft seinen Mantel.
Der Dieb verkauft seine Mutter.
Nur der Dichter verkauft seine Seele, um
sie vom Körper zu trennen, den er liebt.

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003

ANDRAŽ

esloveno | Tomaž Šalamun

Moj brat stopi gol, lep kot deviški vrelec
v dvorano in ubije jagnje iz ljubezni:
jemo in premišljujemo sliko.
Sani zarjavijo čez poletje, nebo se zniža

in postane vlažno, zemlja rodi jagode.
Vojaki stojijo lačni
med narcisami rumenimi kot noč,
jasna, jasna straža;

roloji so spuščeni in zaklenjeni,
markacija pelje v gore, v Trnovski gozd,
o, Čaven, zrak nabit z angeli,

krediti armade, kruh, kruh,
o, Sibila, razlita, strnjena barva,
nepremično, nespremenljivo hrepenenje.

© Tomaž Šalamun
from: Amerika
Maribor : Založba Obzorja, 1972
Audio production: Študentska založba

ANDRAŽ

alemão

Mein Bruder, nackt, schön wie eine jungfräuliche Quelle
tritt ein in den Palast und tötet aus Liebe ein Lamm:
wir essen und denken nach über das Bild.
Die Schlitten rosten im Sommer, der Himmel senkt sich

und es wird feucht, die Erde gebiert Beeren.
Verhungerte Soldaten stehen
zwischen Narzissen gelb wie die Nacht,
klare, klare Wache;

die Rouleaus sind herabgelassen und abgeschlossen,
die Markierung führt in den Berg, in den Trnovsker Wald,
o, Èaven, die Luft ist voller Engel,

Kriegskredite, Brot, Brot,
o, Sibylle, verschüttete, verlaufene Farbe,
unverrückbare, unveränderliche Sehnsucht.

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003

JON

esloveno | Tomaž Šalamun

kako zahaja sonce?
kot sneg
kakšne barve je morje?
široko
jon si slan?
slan sem
jon si zastava?
zastava sem
vse kresnice počivajo

kakšni so kamni?
zeleni
kako se igrajo kužki?
kot mak
jon si riba?
riba sem
jon si morski ježek?
morski ježek sem
poslušaj kako šumi

jon je če teče srna skozi gozd
jon je če gledam goro kako diha
jon so vse hiše
slišiš kakšna mavrica?
kakšna je rosa?
spiš?

© Tomaž Šalamun
from: Romanje za Maruško
Ljubljana : Cankarjeva založba, 1971
Audio production: Študentska založba

JONAS

alemão

wie sinkt die sonne?
wie der schnee
welche farbe hat das meer?
weit
bist du salzig jonas?
salzig bin ich
bist du eine flagge jonas?
eine flagge bin ich
alle leuchtkäfer ruhen

wie sind die steine?
grün
wie spielen die welpen?
wie der mohn
bist du ein fisch jonas?
ein fisch bin ich
bist du ein seeigel jonas?
ein seeigel bin ich
lausche wie es rauscht

jonas ist wenn ein reh durch den wald läuft
jonas ist wenn ich den berg atmen sehe
jonas sind alle häuser
hörst du was für ein regenbogen?
wie ist der tau?
schläfst du?

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003

MRTVI FANTJE

esloveno | Tomaž Šalamun

mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan
kjer so kocke glav jadrnice za šepetanje in se vozovi desk odbijajo od skal
kjer so jutra bleščeča kot oči slovanov
kjer se na severu kloftajo bobri da odmeva kot vabilo k smrti
kjer kažejo otroci podplute oči in z besom skačejo po butarah
kjer z odtrganimi rokami plašijo sosedom bike
kjer čakajo mraz v vrsti
kjer smrdi kruh po kisu, ženske po zvereh
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer se čekani zabliskajo in zašumijo pravljice
kjer je največja umetnost pribiti sužnja v loku skoka
kjer koruzo zažigajo na ogromnih ploskvah da jo zavoha bog
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so posebne cerkve ptic da se privajajo bremenu duše
kjer prebivalci pri vsakem obroku hrane tleskajo z naramnicami in pod mizo teptajo
                                                                                        svete tekste
kjer so konji črni od saj
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so keglji orodje velikanov ki si trejo mastne dlani ob hlodih
kjer bi šalamuna pozdravili s krikom
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so vsi vratarji rumenokožci da porabijo manj časa za zapiranje oči
kjer prodajalce mesa dotolčejo z loparji in jih ne pokopljejo
kjer teče donava v kino iz kina v morje
kjer je vojaška trobenta znak za pomlad
kjer delajo duše visoke loke in šepetajo v zboru zveri
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer je branje utrjeno z gramozom da se sliši če se udari obenj
kjer so drevesa na navoj, drevoredi na sklepe
kjer otrokom že prvi dan po rojstvu zarežejo kožo kot plutovcem
kjer točijo alkohol starkam
kjer si mladina grebe po ustih kot bager po dnu reke
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so matere ponosne in rujejo iz sinov vlakna
kjer so lokomotive polite z losovo krvjo
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer luč zgnije in poči
kjer so ministri oblečeni v granit
kjer so čarovniki začarali da so živali padle v košare šakali stoje na očeh vider
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer s križi označujejo strani neba
kjer je žito hrapavo in lica zabuhla od požarov
kjer imajo črede usnjene oči
kjer so vsi slapi iz testa, vežejo jih s črnimi trakovi mladih bitij
kjer genijem razbijejo nartne kosti s kavlji za transportiranje lesa
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer je fotografiranje omejeno na rastline ki potem rasejo naprej in razženejo papir
kjer se na podstrešjih sušijo slive in kapljajo v stare pesmi
kjer matere vojakov pakete s hrano navijajo na kolo
kjer so čaplje stesane kot atletske postave argonavtov
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer pridejo mornarji na obisk
kjer v vilah razgečejo konji, dišijo popotniki
kjer so kahlice po kopalnicah prelepljene z risbami irisovih semen
kjer ljudožrce hranijo s skodlami
kjer so trte zavite v sive pajčolane da se naredi mrena na očeh ljubosumnih

© Tomaž Šalamun
from: Bela Itaka
Ljubljana : DZS, 1972
Audio production: Študentska založba

TOTE BURSCHEN

alemão

tote Burschen! tote Burschen!
wo in den Steppen Vögel aufflattern und der Tag sich halbiert
wo die Würfelköpfe Segler sind zum Flüstern und Wagen mit Brettern
     von den Felsen abprallen
wo die Morgende strahlend sind wie die Augen von Slaven
wo sich im Norden die Biber ohrfeigen daß es schallt wie ein Aufruf
     zum Tode
wo die Kinder blutunterlaufene Augen zeigen und voller Wut auf
     Reisigbündel springen
wo man mit abgerissenen Armen die Stiere der Nachbarn erschreckt
wo man auf den Frost in der Schlange wartet
wo das Brot nach Essig stinkt, die Frauen nach Raubtieren
tote Burschen! tote Burschen!
wo Reißzähne aufblitzen und Märchen raunen
wo die größte Kunst ist den Sklaven im Bogen des Sprungs festzunageln
wo man auf riesigen Flächen den Mais abbrennt damit Gott ihn
     riechen kann
tote Burschen! tote Burschen!
wo es besondere Kirchen für Vögel gibt in denen sie sich gewöhnen
     an die Lasten der Seele
wo sich die Einwohner um jeden Bissen Brot mit Hosenträgern
     peitschen und unterm Tisch die heiligen Texte mit Füßen treten
wo die Pferde schwarz sind vom Ruß
tote Burschen! tote Burschen!
wo Kegel das Werkzeug von Riesen sind, die an den Stämmen die
     fettigen Handballen reiben
wo man Šalamun begrüßen würde mit Schreien
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Türsteher blond sind um weniger Zeit zu brauchen die Augen
     zu schließen
wo man Fleischverkäufer mit Schaufeln erschlägt und nicht begräbt
wo die Donau ins Kino fließt aus dem Kino ins Meer
wo die Militärtrompete das Zeichen für Frühling ist
wo die Seelen hohe Bögen spannen und flüstern im Raubtierchor
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Lektüre befestigt wird mit Schotter so daß man hört wenn
     gegen ihn geschlagen wird
wo Bäume Schraubgewinde, Alleen Gelenke haben
wo man den Kindern vom ersten Tag an die Haut abschält wie den
     Korkeichen
wo man an alte Frauen Alkohol ausschenkt
wo die Jugend sich in den Zähnen stochert wie der Bagger auf dem
     Grunde des Flusses
tote Burschen! tote Burschen!
wo Mütter auf ihre Söhne stolz sind und Fasern aus ihnen reißen
wo Lokomotiven übergossen sind mit Elchblut
tote Burschen! tote Burschen!
wo das Licht verwest und aufbricht
wo Minister in Granit gekleidet sind
wo Zauberer so gezaubert haben daß Tiere in die Körbe gefallen sind
     Schakale stehen auf den Augen von Ottern
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Seiten des Himmels bezeichnet sind mit Kreuzen
wo das Getreide rauh ist, die Gesichter gedunsen von Bränden
wo die Herden Lederaugen haben
wo alle Wasserfälle Teig sind, verknotet mit den schwarzen Bändern
     junger Wesen
wo man dem Genie die Fußknochen mit Holzfällerhaken zertrümmert
tote Burschen! tote Burschen!
wo das Photographieren auf Pflanzen beschränkt wird die danach
     weiterwachsen und das Papier zerreißen
wo unter den Dächern Pflaumen gedörrt werden und in alte Lieder
     tropfen
wo Soldatenmütter Freßpakete aufs Rad flechten
wo Reiher zusammengezimmert werden wie die athletischen Figuren
     der Argonauten
tote Burschen! tote Burschen!
wo Seeleute zum Hausbesuch kommen
wo in den Villen Pferde wiehern, Reisende duften
wo die Fliesen in den Bädern beklebt sind mit Zeichnungen vom Samen
     der Iris
wo Menschenfresser mit Holzschindeln gefüttert werden
wo Reben mit grauem Flor umwunden sind so daß sich der graue Star
     entwickelt in den Augen der Eifersüchtigen
tote Burschen! tote Burschen!

Aus dem Slowenischen von Peter Urban
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003

Slutnja kraja

sérvio | Miodrag Pavlović

Prete nam sa svih strana
u ime oca i sina,
prete nam potopom
što stoji odmah iza brda
kao džin od sluzi,
pa glađu
od koje ne štiti ni jedno bilje,
prete i užasnim obiljem hrane
(kakva budućnost!)
i najezdom vina.
U kardinalski-crvenom
šetaju nam noću po stanu
i traže prekidače
za sve što svetli i greje,
drže propovedi duge
koje malo znače,
a mogu da se pozovu samo na trube
što vrebaju sa neba
ko topovi s ratne lađe.
Prete nam sa svih strana
udarcima i strašnim snima,
avaj, i naši snovi su s njima!

No pretnja predugo traje,
udrite već jednom, ili dosta!
U nama vidno prkos raste
i svako u svom uglu spreman je da umre
sopstvenom smrću, hrabro i polako.
Udrite!
Kosti nam postaju metal
i zvone kao zvona,
gospodarima ludim i sporim
uzvratićemo pretnju
glasom sa gore Siona!

© Miodrag Pavlović
from: Velika skitija
Sarajevo: Svjetlost, 1969
Audio production: Radio Beograd / Radio Belgrade

Ahnung des Endes

alemão

Man droht uns von allen Seiten
im Namen des Vaters und des Sohnes
man droht uns mit der Sintflut
die direkt hinter dem Berg steht
wie ein Riese aus Schleim,
und mit Hunger
gegen den kein Kraut gewaschen sei,
man droht auch mit einem schrecklichen Überschuß am Nahrung
( welch eine Zukunft! )
und mit einem Andrang von Wein.
In Kardinalsrot
schreiten sie nachts durch die Wohnung
und suchen nach den Schaltern
für alles was leuchtet und wärmt,
sie halten lange Predigten
die wenig bedeuten,
und berufen sich nur auf die Posaunen
die am Himmel lauern
wie die Geschütze auf  Kriegsschiffen.
Man droht uns von allen Seiten
mit Schlägen und schrecklichen Träumen,
oh, auch unsere Träume sind mit denen!

Aber die Drohung dauert zu lange,
schlagt endlich zu, oder Schluß!
Man sieht bei uns den Widerstand wachsen
und  jetzt ist in seiner Ecke
zu sterben den eigenen Tod, mutig und langsam.
Schlagt zu!
Unsere Knochen werden zu Metall
und tönen wie Glocken,
den Herrschern den Verrückten und Langsamen
geben wir die Drohung zurück
mit dem Schrei vom Berge Zion!

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Sloveni pod Parnasom

sérvio | Miodrag Pavlović

Glavari su nas na južne doveli strane
od bezmerja pijane, od snage zelene,
da mramoru grizemo bedra,
da batinama kvarimo planine,
da stada luda po moru teramo.
Divlje sred plaveti igramo kolo,
s večeri goli spavamo
kraj plemaćenih kipova.

Krišom nas pitaju pevači:
ko je to bio na sahrani neba,
ko svedoči da je večnost u ropcu?
Rekli su još: ne u rušenju
nego u pesmi treba provesti noć,
a zorom će stići velike dvorane
s lepim telima vladara zemlje
i ukotviće se na vrhu planine.
Božanski će stas u vazduhu svanuti
i ruke se spustiti na naša ramena
da nas priznaju za nove sinove.

I naša će se golotinja u reči odenuti
ko breza s proleća u lišće.

© Miodrag Pavlović
from: Velika skitija
Sarajevo: Svjetlost, 1969
Audio production: Radio Beograd / Radio Belgrade

Die Slaven unter dem Parnaß

alemão

Die Hauptleute führten uns in die Länder des Südens
vor Unglauben trunken, grün vor Kraft,
um dem Marmor die Schenkel zu zerbeißen,
um mit dem Knüppel die Gebirge zu verheeren,
um irre Herden übers Meer zu treiben.
Wir tanzen im Blau unsern wilden Reigen,
schlafen  abends nackt
neben verprügelten Statuen.

Insgeheim fragen uns die Sänger:
wer war das auf dem Begräbnis des Himmels,
wer bezeugt daß die Ewigkeit im Tode röchelt?
Weiter sagten sie: nicht mit Verwüstung,
mit einem Lied sollt ihr die Nacht verbringen,
mit dem Morgen werden große Säle kommen
mit den schönen Körpern der irdischen Herrscher
und ankern auf dem Gipfel des Gebirges.
Die göttliche Gestalt wird in der Luft erscheinen
un Hände werden sich auf unsre  Schultern senken
um uns als eure Söhne anzuerkennen.

Und unsere Nacktheit wird sich in Wörter kleiden
wie die Birke im Frühling in Laub.

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Silazak u Limb

sérvio | Miodrag Pavlović

Tu smo mi i prazan prostor,
u praznom se ne zna tačno gde smo,
a prostor se trude da ispune zveri:
one bivaju sve veće,
njihovi kosturi rastu,
duga se krzna po ledini vuku
i vetar im trese mlohave glave –
mešine što podstiču požar
poslednjih ljudskih zdanja.

Čudovišta se teturaju,
ne zna se njihova vrsta,
slična su ulju kad se prospe,
jezičina im ko vlažno rublje po nama
i preko svega mastilo nepismenog mraka.
Čudimo se kako nam pogled još radi
i savetuju da se sklonimo pod zemlju;
nije baš rat, al pođi da se skriješ
među bivšu gamad
što nam sad izgleda veselo i čedno
u poređenju... sva su poređenja pala
i oko je svačije razrooko.
Ko zna gde su vrata?
Božansko poslednju poruku šalje
preko mrklog mraka.

Ta se poruka više ne probija
ni kao nož do našeg srca, jao!
No tamo u dnu sale, gle,
otvaraju se vratanca na rupi miša
i mala svetlost i mali stvor
hoće svom snagom da se probiju ka nama!
Nek dođe taj spasitelj najmanji,
taj miš na vidiku –
naša velika nada!

© Miodrag Pavlović
from: Svetli i tamni praznici
Novi Sad: Matica srpska, 1971
Audio production: Radio Beograd / Radio Belgrade

Abstieg in den Limbus

alemão

Hier sind wir und der leere Raum,
im Leeren weiß man nicht genau wo man ist,
un den Raum versuchen Tiere auszufüllen:
sie werden immer größer,
ihre Skelette wachsen,
lange Felle schleifen über den Boden
und Wind zaust ihre zottigen Köpfe -
Blasebälge schüren den Brand
den letzten menschlichen Gebäude.


Ungeheuer taumeln,
man kennt ihre Spezies nicht,
verschüttetem Öl sind sie ähnlich,
ihre Riesenzungen sind wie nasse Wäsche am Körper
und über allem sie Tinte analphabetischer Finsternis.
Wir wundern uns daß unser Blick noch erkennt
und uns rät Schutz zu suchen unter  der Erde;
es ist nicht gerade ein Krieg, aber komm, kriech
hinab zu dem Ungeziefer von einst
das uns jetzt heiter und gesittet erscheint
im Vergleich... alle Vergleiche sind gefallen
und jedes Auge schielt.
Wer weiß wo die Tür ist?
Das Göttliche schickt eine letzte Botschaft
durch die tiefe Finsternis.
Diese Botschaft dringt nicht mehr durch
nicht mal wie ein Messer in unser Herz, wehe!
Aber dort am ende des Saals, sieh doch,
öffnet sich ein Türchen vor dem Mauseloch
und ein kleines Licht und ein kleines Geschöpf
wollen mit aller Kraft vordringen zu uns!

Es komme dieser kleinste Erlöser,
diese Maus am Horizont -
unsere große Hoffnung!

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Реквиjем

sérvio | Miodrag Pavlović

Овога пута
умро jе неко близу

Реквиjем
у сивом парку
под затвореним небом

Жене су пошле за мртвим телом
смрт jе остала у празноj соби
и спустила завесу

Осетите
свет jе постао лакши
за jедан људски мозак

Приjатна тишина после  ручка
босоног дечак седи на капиjи
и jеде грожђе

Зар ико остане веран
ономе што изгуби

Не журите се са смрћу
нико на никог не личи
синови мисле на играчке

И не опраштаjте се при одласку
то jе смешно
и погрдно

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Requiem

alemão

Diesmal
ist jemand in der Nähe gestorben

Requiem
im grauen Park
unter geschlossenem Himmel

Frauen folgten dem toten Körper
zurück im leeren Zimmer blieb der Tod
und ließ den Vorhang fallen

Spürt ihr
die Welt ist leichter geworden
um ein menschliches Gehirn

Angenehme Ruhe nach dem essen
barfuß sitzt ein Junge im Haustor
und isst Trauben

Bleibt auch nur einer treu
dem den er verliert

Beeilt euch nicht mit dem Tod
keiner ist dem anderen ähnlich
Söhne denken an Spielzeug

Und nehmt nicht Abschied bei der Abreise

das ist lächerlich
und schandbar

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Почетак песме

sérvio | Miodrag Pavlović

Jедна jе жена прешла са мном реку
по магли и месечини,
прешла jе уз мене реку
а jа не знам ко jе она.

У брда смо пошли.
Коса jоj дуга и жута,
блиска у ходу њена су бедра.

Напустили смо законе и рођаке,
заборавили мирис родитeљске трпезе,
грлимо се изненадно,
а jа не знам ко jе она.

Нећемо се вратити крововима града,
на висоравни живимо међ звездама,
воjске нас неће наћи,
ни орлови,
исполин jедан ће сићи међу нас
и њу обљубити
док jа будем гонио вепрове.

И деца ће наша у дугим песмама
причати о почетку овог племена
поштуjућ бегунце и богове
коjи пређоше реку.

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Beginn des Gedichtes

alemão

Eine Frau durchschritt mit mir den Fluß
bei Nebel und Mondschein,
durchschritt an meiner Seite den Fluß
und ich weiß nicht wer sie ist

Wir wollten ins Gebirge.
Ihr Haar war lang und gelb,
ihre Hüften nah beim Gehen.

Verlassen haben wir gesetze und Verwandte,
vergessen den Geruch der elterlichen Tafel,
unverhofft umarmten wir einander
und ich weiß nicht wer sie ist.

Wir kehren nicht zurück zu den Dächern der Stadt,
hier in der Hochebene werden wir leben unter Sternen.
Armeen werden uns nicht finden,
auch nicht die Adler,
doch ein Riese wird herabsteigen
und sie lieben während ich den Eber jage.

Und unsere Kinder werden in langen Gedichten
Erzählen vom Beginn dieses Geschlechts,
das Flüchtlinge ehrt und die Götter
die den Fluß durchschritten haben.

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Под земљoм

sérvio | Miodrag Pavlović

На дашчаном зиду
дугоноги паук
лови у мрежу
своjу сенку

Низ труле степенице
жута свећа
пљуjе у подрум

Подрум jе далеко
и тоне све дубље
под влажне зидове

Jедна врата
затворила су неког
у поноћ

И jедан мрав
у виду човека
на дну степеница
дигао jе руку

Његов крик
не допире

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Unter der Erde

alemão

Auf einer Bretterwand
jagt im Netz
eine langbeinige Spinne
ihren Schatten

Die morsche Treppe hinab
spuckt eine gelbe Kerze
in den Keller

Der Keller ist weit weg
und sinkt immer tiefer
unter die feuchten Mauern

Die Tür
hat man für jemand geschlossen
um Mitternacht

Und eine Ameise
in Menschengestalt
am Fuß der Treppe
hebt die Hand

Ihr Schrei
erreicht niemanden.

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Питања

sérvio | Miodrag Pavlović

Да се буде странaц
или
да се не отпутуjе

Да се окрене глава
или
да се ослепи

Да се затворе уста
или
да се падне на леђа

Неће jош дуго куцати сатови
пружи руку

Умрети
или
не родити се

препородити се

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Fragen

alemão

Ein Fremder werden
oder
nicht weggehn

Den Kopf abwenden
oder
erblinden

Den Mund halten
oder
auf den Rücken fallen

Nicht mehr lang ticken die Uhren
reiche die Hand

Sterben
oder
Nicht geboren werden

Neu geboren werden

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Обалoм Раjне

sérvio | Miodrag Pavlović

Звуком све jе блиско, jесен,
плодови у вреви, и река зри,
небо ће пасти, мрко воће,
све треба да се зближи;
плод се с плодом грли,
жена с човеком, cред призора jасног,
ко да себе сами мотримо са неба.

Провидна се стапаjу зрна,
спаjање jе говор и гране су љубав,
и копље св. Ђорђа што кроз винограде jури
у телу аждаjе ко у староj лађи
рану отвара да роди већ минуле људе.
И звук да не заборавим: певаjу деца
краj манастирског зида, у страху
од свог гласа коjи jе тако голем.

Лето jе, сви се грозно воле,
ко четрдесет мученика на леду
тако голи и од сласти луди,
а jа само тебе хтедох
видевши читав људски род.
Шетамо даље без стида
до клавира насред поља,
смеjеш се, клавир jе већи од њива
и орао по њему свира
песму од коjе се отвараjу брда
и стара црвена жетва куља увис:
отворен гроб озарен,
побуна многих залазака сунца,
гледа нас неко строг и питом,
можда пролеће, дивна жена, ил рањен бог,
они ће нас повести куда треба,
ил рећи да останемо доле, близу вина.

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Entlang des Rheinufers

alemão

Im Klang ist alles nahe, der erbst,
Früchte zuhauf, gleißend der luß,
der Himmel wird fallen, gedunkeltes Obst,
alles soll sich nähern;
die Frucht umarmt die Frucht,
die Frau den Mann, umgeben von klarer Sicht
als betrachteten wir uns selbst aus dem Himmel.

Durchsichtige Körner verschmelzen,
Vereinigung ist Sprache, die Zweige sind Liebe
Und die Lanze des hl. Georg die durch die Weinberge jagt
Im Körper des Drachens wie in einem alten Boot,
öffnet die Wunde um gewesene Menschen zu ebären.
Und vergessen wir nicht den Klang: Kinder singen
an der Klostermauer, in Angst
vor der eigenen Stimme, die so mächtig ist.

Sommer ist, alle lieben sich grässlich
wie die vierzig Märtyrer auf dem Eise
so nackt und vor Wollust verrückt,
aber ich
der ich das ganze Menschengeschlecht gesehen habe
wollte nur dich.
Wir schlendern weiter ohne Scham
bis zum Klavier mitten im Feld,
du lachst, das Klavier ist größer als der Acker
und ein Adler spielt auf ihm
ein Lied von dem die Berge sich öffnen
und die alte rote Ernte in die Höhe sprudelt;
das offene Grab beschienen,
ein Aufruhr vieler Sonnenuntergänge,
ein jemand streng und zahm schaut uns an,
der Frühling vielleicht, herrliche Frau,
oder ein verwundeter Gott,
sie werden uns führen, wohin wir sollen
oder uns sagen, wir sollten unten bleiben, nahe dem Wein.

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.

Глас из полумрака

sérvio | Miodrag Pavlović

Ствараjу се нови закони
законодавство полумрака
коjе иде од уста до уста
да кукавицу од издаjе задржи,
од jунаштва да спасе jунака.

Лака jе наука овог саветодавства,
на пример:
не остаj дуго на jедном месту,
крећи се, премештаj, сели се, измакни
или ће мислити да заузимаш страшан стaв
и доћи ће да те покупе вукодлаци.

Затим: не треба много jести,
немоjте се трудити око хране,
иначе сенка ће вам постати jош црња
и повећаће укупну количину таме.

И не сме се веровати вести
да стиже однекуд више светла,
наивни коjи на ту вест похрле,
пређу с jедне стране канализациjе на другу
и подигну радосно руке; они ослепе,
у лажном свитању постану дрвореди.

Основни закон сенки:
држи се зида и тихо иди,
никоме име не помени
и чуваj се зграда коjе ноћу раде.
Сенка нек сенку не повреди.

Ко баш хоће да говори
нека се повуче дубље у мрак
и тамо све изусти,
само се такав говор спасе из века
и постане знак.

© Миодраг Павловић
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Stimme aus dem Halbdunkel

alemão

Neue Gesetze werden geschaffen
eine Gesetzgebung des Halbdunkels
die von Mund zu Mund geht
um den Feigling abzuhalten vom Verrat,
vor Heldentum den Helden zu retten.

Die Lehre dieses Ratgebers ist leicht,
zum Beispiel:
bleibe nicht zu lange am gleichen Ort,
bewege dich, wechsle, zieh um, weiche aus
oder man wird denken
dein Standpunkt sei fest,
und kommen damit dich die Werwölfe holen.

Ferner: nicht so viel essen.
Sorgt euch nicht um Nahrung,
sonst wird euer Schatten noch schwärzer
und größer die Masse der Finsternis.

Und man darf der Nachricht nicht glauben
es käme von irgendwoher mehr Licht,
naiv ist wer über diese Nachricht jubelt,
von einer Seite der Kanalisation auf die andere wechselt
und freudig die Hand hebt; sie alle werden erblinden,
werden zu Baumreihen erstarren
im lügnerischen Tagesanbruch.

Das Grundgesetz der Schatten:
halte dich entlang der Mauer, geh leise,
nenne niemand beim Namen
und hüte dich vor Gebäuden die nachts arbeiten.
Ein Schatten füge keinem Schatten Schaden zu.

Wer unbedingt sprechen will
der ziehe sich noch tiefer ins Dunkel zurück
und spreche dort alles aus,
nur solche Rede rettet sich aus dieser zeit
und wird zum Symbol.

Aus dem Serbischen von Peter Urban

aus: Einzüge nach Cremona
Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag 2002.