Michaela Prinzinger 

Translator

Es ist zum Verrücktwerden

wie sich die Tage aus den Nächten lösen

Faden für Faden auch dein Blut

und deine drei Schicksalsfeen erbleichen

Auf welchen Anfang wartest du, du Narr,

das ist kein Märchen

bloß

sein Kadaver  

Doch

Punkt Schluss aus

ihr könnt mich nicht entmutigen

ich bin der galoppierende Geist

einer anderen Fruchtbarkeit

die Klüfte vertiefend

ja, mehr noch,

den Eigensinn

der die Sonne

verleugnet

die trotz ihres Alters

unreife

Ja

sagt sie zum Leben

Ja

auch zu seinem Joch

So einen Eigensinn meine ich

Ein Atemzug bleibt einer

zwei Atemzüge sind zahllos

Im Chaos, von Moos überwuchert,

bauen wir Häuser

Kein Mitleid mit dem Frieden
Blut kann nicht zu
Tinte werden
Das Geräusch der Tasten kann keine
Militärstiefelparade übertönen
Ein undiszipliniertes Gedicht kann
keinen unterwürfigen Dichter retten
Uns fehlt die Gewalt, zur neuen Sprache zu greifen
Uns fehlt die Kugel, die Macht (rasch) zu verändern
Die Faust, den Tag (rasch) zu verändern
Werden wir ein Gedicht. Werden wir beat. Werden wir Benzin
Lyrik heißt Attacke

Kein Mitleid mit dem Frieden
Schlagt ihn zusammen
Tretet ihn
Stellt ihn an den Pranger
Nehmt ihm seine Kinder
Reißt seine Krematorien ein
Befreit seine Sklavinnen
Lasst seine Toten unbestattet
Lasst ihn am Blut seiner Soldaten ersticken
Reißt ihm die Kleider vom Leib
Löscht seine Websites
Verjagt ihn aus der Geschichte

Wenn die Hungernden die Erde aus dem Gleichgewicht brächten,
wie viele Machthaber würden stolpern?
Wenn die Dichter nicht Selbstmord begingen,
wer trüge die Tränen der Verzweifelten bis zu seinem eigenen Tod?
Wenn die Huren auf schwarzen Laken schliefen,
wie viele weiße Männer würden mit anderer Hautfarbe erwachen?
Wenn die Väter ihre Kinder liebten,
würde dann ein neuer Kreislauf der Zeit beginnen?
Wenn alle in den Bussen Dösenden nicht länger zur Arbeit führen,
wie viele neue Morgen würden erblühen?
Wenn die DJs bei 78 Umdrehungen scratchten,
wäre so viel an Wahrheit zu ertragen?

Ich, Jazra, sage euch:
Jene, die Türen haben, sollen sie gegen Fenster tauschen
Jene, die zwei Mäntel haben, sollen alle beide hergeben
Jene, die Hacken haben, sollen den Asphalt aufreißen
Jene, die eine Flasche haben, sollen in Benzin getränkte Pfropfen finden
Jene, die Schlüssel haben, sollen die Zellen aufschließen
Jene, die eine Konsole haben, sollen die Klänge der Hoffnung mixen
Die Alten sollen jung werden und die Jungen alt
Mögen jene, die beten, stumm bleiben
Mögen jene, die stumm sind, beten
Mögen jene, die löchrige Kleider tragen, aufhören zu zittern
Jene, die auf Bänken schlafen
Jene, welche die Liebe mit den Nähten nach außen tragen
Mögen jene, die keine Hände haben, mit ihrem Kopf zuschlagen
Mögen jene, die keinen Kopf haben, mit ihren Händen zuschlagen
Mögen jene, die keine Zähne haben, mit ihrem Zahnfleisch zubeißen

Jene, die kein Brot haben,
sollen aus ihrem Hunger Straßensperren bauen
Jene, die Straßensperren bilden,
sollen einen Stein für jene werfen, die kein Brot haben

Legt Feuer! Legt Feuer an
Das morgendliche Aufstehen
Die Bankautomaten
Alle Schulen (ja, alle Schulen)
Die Geschichtsbücher
Die Schilder, auf denen „Zum Platz der Eintracht“ steht
Den nationalen Zusammenhalt
Die Fernseher (aber nicht die Antennen)
Die Fahrkartenentwerter
Legt Feuer! Legt Feuer an
Das Glück und das Unglück
Die Armut und den Reichtum
Die Kulturvereine
Die Konzentrationslager
Doch verbrennt keinen einzigen Menschen
denn er könnte der Erste sein

Die Füllfedern mögen heute ruhen
Lasst uns heute leben
Wir spucken die falschen Wörter aus
Wir tanzen im falschen Rhythmus
Wir setzen die falschen Gesten
Wir sind keine Leitfiguren
Die neue Dichtung
Die neue Dichtung
Die neue Dichtung (x1000)

Der Mittag ist heiß. Verstümmelt mich
Seit zwei Tagen nichts im Magen. In meinem Bauch keimt ein Sturm
In meinem Viertel spielen keine Kinder
Die Pärchen tragen Jockeymützen
Sind so seicht wie ihre Küsse
Bügelfrei
Gehen auf den Straßen mit ausgefahrenen Ellenbogen
In meinem Viertel kleben die Nachrichten an den Wänden
Das Glück verfault wie eine Kugel in einem Bullenmagen
Auf dem Schlachthof der Alltäglichkeit verkaufe ich Hackebeile
Schreibe ein Gedicht immer wenn ich von der Wohnung zur Metro gehe
In Erwartung einer Gefühlsregung

Bin ein Scheißmoslem
Faust, Schienbein, Schwanz
Kehr nicht zurück in meine Heimat
(hab keine Heimat)
Bedrohe die öffentliche Gesundheit,
verströme Pesthauch
Gehöre zu keinem zivilisiertem Volk
Was schadet dem Bild eures Landes?
    Meine Hautfarbe? Meine Zähne?
Faulige Pötte voller Flüchtlinge
stranden an meiner Brust
Bürgerkriege trägt man auf meinem Rücken aus
Aus meiner Rippe entspringen Rebellen
Ärzte flankiert von Bullen
pflastern meinen Leib mit Todesanzeigen,
setzen auf jedes meiner Exkremente ‘ne Belohnung aus
Während ich die Syphilis wieder einschleppe
reden sie marktschreierisch über Sicherheit
Anwohnerinitiativen bereiten Pogrome vor
Die Löhne sinken
Die Unternehmer kaufen
Die schweigende Mehrheit wechselt den Sender
Mit blutverschmierten Händen
es kaufen die Empfindsamen und Guten,
die Angst in kleinen Flakons,
bunkern ihre Leiber gegen Zinsen auf der Bank:
Der Imperialismus der Kleinbürger

Bin ein Scheißmoslem
Faust, Schienbein, Schwanz
In diesem Land
werden Immigranten vergewaltigt
werden Dichter verbrannt
Das Beil der Hellenischen Republik
    spaltet, spaltet, spaltet
Unter des Schwertes Klinge
so scharf und blank
werdet ihr leben
tausend Jahr
makellos

Verschwunden waren die Löwen seit Jahr und Tag
kein einziger mehr in ganz Hellas zu finden
bloß noch ein letzter, von allen gejagt
verbarg sich trotzig auf der Peloponnes
und obwohl er längst keine Bedrohung mehr war
hetzte ihn Herakles zu Tode.
Indes verlor die Erinnerung an die Löwen
niemals ihr Grauen
Grauen verbreitete ihr Anblick auf Wappen und Schilden
Grauen ihr Abbild auf den Denkmälern der Schlachten
Grauen ihr Relief
auf dem Türsturz des Steintors.
Grauen verbreitet die Last des Vergangenen
Grauen die Erzählung des Geschehenen
eingekerbt in den Türsturz
des Tors, das wir täglich durchschreiten.

Der Dichter Rafael Alberti
nur drei Jahre jünger als Lorca
überstand die Gräuel des Bürgerkriegs
ohne sich zu fügen, ohne ein Zugeständnis.
Nach endlosen Jahren der Vertreibung
kehrte er nach Spanien zurück
Ehrungen und Würden
kamen, wie üblich, verspätet.
Ich traf ihn in Madrid
in einem papageiengrünen Sakko
an der Seite einer schönen
noch sehr jungen Frau.
Im unendlich weiten Ozean
der Sprache Kastiliens
hatte auch er ein Anrecht
mit annähernd Neunzig
auf eine kleine, tiefgrüne Insel
als zeitweilige Bleibe.

So viele Verfolgte traf ich in den Städten
in denen ich erzwungen oder freiwillig lebte
doch am besten lernte ich sie kennen in Rom
das uns so mütterlich aufnahm.
Alle waren wir verwandten Faschismen entronnen
verschiedener Herkunft, doch Genossen und unverhofft Brüder
mit gemeinsamen Ursprüngen, doch auseinander führenden Ansichten
bis ich entdeckte am gegenüber liegenden Ufer
qualvoll und von ganz anderswoher hier gestrandete Menschen
auf der Flucht vor Staatsmächten, von mir einst bewundert.
Immer noch seh ich ihre Gesichter ganz klar
obschon ich nur wenige Namen erinnere
Pedro, Dichter aus Spanien, Manuel,
fahnenflüchtiger Portugiese, der Iraner Ahmad
Miro aus Kolumbien, Raúl aus Chile
András, Journalist aus Budapest
Ignacio aus Kuba und Hanka, die Polin
das namenlose Paar tschechischer Studenten.
Wechselten die Jäger, so wuchs auch die Zahl der Gejagten
immerfort sprachen sie von ihrer fernen Heimat
fingen zwei- oder drei Leben an in der Fremde
weder weiß ich, was aus ihnen wurde noch, wo sie verblieben.
Spät erst räumten wir ein
auch wir waren Jäger geworden, freilich nur untergeordneter Art
selbst wenn wir glaubten, eine tragende Rolle zu spielen
und noch viel längere Zeit später verstand ich
der große Jäger ist immer nur der Eine
und der Abstand zwischen Jäger und Gejagtem
kann mal wachsen mal schwinden.

Was auch immer geschieht
wie widrig die Umstände auch sind
verlieben kann man sich immer.
Das Schwierige ist, zu lieben.

Wie entsteht nur
aus Nichts das Begehren?

Wie wird aus Begehren die Liebe?
Die Liebe, wie wandelt sie sich
in ferne Erinnerung?

Wie kann nur
die Erinnerung erlöschen
im Nichts?

Die Schönheit der Frauen, die unser Leben veränderten
tiefer als hundert Revolutionen
geht nicht verloren, erlischt nicht mit den Jahren
auch wenn die Gesichter verwittern
auch wenn die Leiber vergehen.
So bleibt sie im einst entfachten Begehren
selbst in den zu spät gekommenen Worten
in der ungewissen Erkundung des Fleisches
in den Dramen, die nicht öffentlich wurden
im Spiegelbild der Trennungen, in der vollkommenen Entsprechung.
Die Schönheit der Frauen, die das Leben verändern
bleibt in den für sie verfassten Gedichten
wie niemals welkende Rosen, die ihren stets gleichen Duft verströmen
niemals welkende Rosen, wie die Dichter seit Jahrhunderten sagen.

Zement und Asphalt und Bäume, die dürsten
Autokolonnen und Hunde, die streunen
Straßenmusik aus dem Land nebenan.
Warum auch nicht? Ist doch nicht schlecht.
Irgendein Bäumchen wird einmal groß, irgendein Auto
hält für uns an, irgendein Hund beugt den Kopf zur Liebkosung
irgendwann hören wir ein Lied, das wir mögen.
Und dann fließt das Leben weiter wie immer
draußen auf den Straßen, drin in den Häusern
hält kurz vielleicht inne
bei dramatischen Dingen, bei schönen schon weniger
oder beschleunigt den Fluss
unter dem Druck der Ereignisse
doch das Wichtige ist, dass es fließt.
Die Erinnerung an all jene, die wir liebten
bald tilgend bald bewahrend
verhält sich das Leben nicht anders mit uns
selbst wenn wir noch hier sind.

Die Verstorbenen kehren nie wieder
doch auch die Lebenden, die nicht heimkehren
werden den Verstorbenen gleich.
Zuweilen bringt unsere Erinnerung sie wieder
damit wir sie sehen, so wie sie waren
als wir sie trafen zum letzten Mal
damit wir fühlen und sei´s nur ganz kurz
was wir mit ihnen erlebten
um sicher zu gehen in einem:
Nicht wir waren es, die sie töteten.

Ringsum nur Tiere
sie lauschen mir wortlos, sind mir Gefährten
vollkommen vertraut.
Ein Krokodil, geschmeidig und grün
als Souvenir in Warschau gekauft
ein Igel, getreues Imitat
des fünftausendjährigen Originals aus Ägypten
Holzpferdchen und Hunde aus Mexiko
zwei Pferdebüsten, die als Buchstützen dienen.
In den Sessel gegenüber geschmiegt
verfolgt ein handzahmer Herbst
mein Schreiben
wie die übrigen Tiere, gelassen und still
kaum streck ich die Hand hin zum Streicheln
beißt er jäh zu - heftig und tief.
Jahreszeiten, die sich für Haustiere ausgeben,
darf man nicht trauen.

Wie ein tschetschenischer Migrant will ich enden
Auf dem Müll sollt ihr mich finden
Der Hals durchtrennt, Kälte in den Händen
Auf dem Platz wird man sagen: Im Kriege gefallen
Reicht ihr mein Wort weiter bis ans Ende der Welt
kehr ich als Panther irgendwann wieder

Wie eine senegalesische Hure will ich enden
Im Lichtschacht sollt ihr mich finden
Eine Bullenkugel in der Schläfe
Auf dem Platz wird man sagen: Selig die Kriegstreiber
Ladet ihr mir auf die Sünden der Dichter
tauche ich neu geboren aus ihrer Asche

                 "Eine Insel hört nicht auf, verlassen zu sein, nur weil sie bewohnt ist."
                                                                                                           (Gilles Deleuze)


Jede Landkarte
ist die Dokumentation einer
Be
    schwö
r
    ung:
  Wir pflanzen Greifarme
in die Erdkugeln unserer Augen
und lehren uns selbst,
die Grenzen aus einem Sicherheitsabstand
               zu betrachten.

Der Körper schlägt eine Route ein, die zunächst unbekannt, langsam vertraut und nach einer Weile bedrohlich wirkt. Anfangs schreibt sich der Körper in den Raum, später entfaltet sich das Gedächtnis des Raums und schreibt sich in jeden Punkt des Körpers ein.   

          Wir kauen das Harz, das vom Licht der städtischen Verkehrsampeln ausgeschwitzt wird, und speien Landkarten aus:

wir hüpfen von einer Verkehrsinsel
zur nächsten, bis wir
die Stadt
verlassen haben und
unseren Gesichtern
Schnäbel wachsen, mit denen wir die
Nahtstellen der Bürgersteige auftrennen.

Der Lautsprecher
mitten auf dem Platz erleidet Kurz
                                                              schluss:

     "Gefühle   

                            Moden                der Lust                       SPLENDID".

Der Körper kehrt dorthin zurück
wo er früher
s
ch
au
der
te


die Knochen werden zerrieben
das Röntgenbild offenbart
die Abflachung
         der Schultern -

woher stammt die rote Eidechse
   die sich
   um die Arme
            des Baums windet
            der sich dem Meer
            zuneigt 
                                                                                                       (fügten wir hier hinzu,
                                                                                                            dass der Baum sich 
                                                                                                              dem Meer zuneigt,
                                                                                                       ohne es je zu berühren
                                                                                                                              sähen wir,
                                                                                                                                 wie sehr
                                                                                                wir dem Klischee zuneigen
                                                                                                                              - auch das
                                                                                                                     eine Rückkehr)
 
    die Zeit
            Akrolith der
Amnestie.



Anmerkung: die Verse 28-29 stammen aus Giorgos Seferis' Roman "Sechs Nächte auf der Akropolis", Athen 1998, 17-18.

Heimatlos
Wohne ich in den Wörtern
Den Trauer tragenden
Den gefangenen
Mustapha Khayati, hörst du mich?
Sitz der Macht ist die Sprache,
δort marschieren die Polizeipatrouillen
Wir brauchen keine Poetenzirkel mehr
Wir brauchen keine Nobelpreisträger mehr
Bei mir im Viertel opfert man unschuldige Dichter
Rapper mit weiten Hosen und Schnee in den Augen
werfen Wörter schnüffelnden Kids Reime zu
Hinfallen und Aufstehen: die Kunst des Dichters
Jean Genet, hörst du mich?
Obdachlos sind meine Wörter,
dösen auf den Bänken am Klafthmonos-Platz
unter Ikea-Kartons
Meine Wörter kommen in den Nachrichten nicht vor,
gehen jeden Abend auf den Strich
Meine Wörter sind Proletarierinnen, Sklavinnen wie ich,
stehen am Fließband Tag und Nacht
Will keine Totenklagen mehr hören
Will keine Zivilistenverben mehr
Brauche eine neue Sprache, keine Zuhälterei
Warte auf eine Revolution, die mich neu erfindet
Begehre die Sprache des Klassenkampfs
Eine Sprache, die nach Aufruhr schmeckt
Die will ich formen!
Ach, welch Hochmut
Ist gut, ich gehe
Doch schau, auf meinem Gesicht liegt der Widerschein einer neuen Poesie
Kein Wort soll in Gefangenschaft bleiben
Ich suche ein Schlupfloch

Ich heiße J-A-Z-R-A
bin geboren im finstren Abendland
nenn mich Illegaler den Linken zum Trotz
gemütlich verbring ich den Abend
Faschistenschädel spaltend.

1.

"Gebt es weiter an
die zukünftige Welt":

Wir werden auch dann noch atmen können,
        wenn die Luft dichter geworden ist.

Wir lernen von Dr. Moreau
        die erforderlichen Codes, um neue Gesichter zusammenzufügen.

2.

Soldaten des Sommers,
Eiferer des Zwielichts,
Häuser, die Kasernen wurden.

All das ist der Nachhall der vergangenen Jahre:

"Wir haben den letzten Winter
nicht richtig genutzt,
                   aber wir konnten nicht anders,
     solange wir uns im Status der Unterwerfung befanden."

3.

Spiel Grand Theft Auto.
Leg dich auf die Erde.
Errege kein Aufsehen.

Eine Invasion, beschrieben in einer einst bekannten Sprache:

"Wenn du nichts zur Bewegung beiträgst,
wozu bist du dann hier?"

4.

Leih (deinen) Körper
dem, was dir nicht ähnelt.

Vielleicht siehst du es anders, aber
Psycho bezog sich nie auf Hygiene.

5.

Anweisungen:

Bleib reglos.
Verbreite Heiterkeit.
Löse die Versammlung auf.
Besetze alle vier Hemisphären.
Wiederhole, was es bisher nicht gab.

6.

Eine Landkarte für ein neues Atmungssystem.
Distickstoffmonoxid, ersetzt durch Tränengas.
Die Grenzen zwischen Kopf und Gesicht sind gefallen.

        Jetzt: durchschneide die Leinwand.

Der Körper                                           ein Archipel

                                                                   [ὀφθάλμοις δὲ μέλαις νύκτος ἄωρος...]

         wir glauben         zu schlafen
doch in unseren Augen
         lauern
die Stunden
                die gespaltene Zunge           beschreibt
         eine Kurve          die den/der Atem
                                                                           raubt         der Körper ein Kreis

        schmilzt  zum
Halbmond und 
                         ver

                                                      sch  
            
                                   windet im 

                                                                   Wasser.

                                                                                             Wir glauben zu schlafen
                                                                                                      in unseren Händen
                                                                                                                       halten wir
                                                                                                              die Blätter und
                                                                                                           die      Eidechsen
                                                                                 die sich auf dem Bett tummeln
                                                                                                     & auf und ab laufen
                                                                                       entlang der Wirbelsäule die
                                                                      mich     mit      dem Jungen verbindet
                                                                             der fortwährend Fotos      schießt
                                                                                                                                   vor
                                                                                                          den Kameras des
                                                                                    Videoüberwachungssystems.


du sagst:
„Seit          Stunden bin ich jetzt hier oben und kann
mich nicht entschließen zu sterben“,
zwischen den Fingern          Schwimmhäute

                    Flügelschlag    der Fledermäuse:
die Arterien pulsieren
                                         die Wörter verorten sich auf Millimeterpapier.

        Wir glauben zu schlafen 

        Steine schmelzen
durch das an den Sohlen klebende
        Blut.

Wir kennen die Namen nicht
        die Hände tauchen in die Landkarten
        die Gesichtsöffnungen füllen sich
mit Erde
der Mund geht auf und wieder zu

wir sind sicher, andere zu sein, doch
alle träumen wir,
derselbe Mensch
zu sein: wir teilen dieselbe Haut:
vielleicht tun wir dabei sogar, was wir wollen
                                                                                [mit dem Körper des anderen]:
dann lassen wir den Kadaver
verschwinden.

Wir glauben zu schlafen

        wir drücken unsere Nasen am Bildschirm platt
auf dem in Endlosschleife
                eine Aufzeichnung des Videoüberwachungssystems läuft: dasselbe
Gesicht   blau
                  dunkelblau fast
schwarz.


Anmerkung: Das Sappho-Fragment aus Vers 2 stammt aus dem Band Greek Lyric,  Volume 1: Sappho and Alcaeus (Loeb Classical Library No. 142). Hrsg: David A. Campbell (Harvard University Press: Cambridge, MA, 1982).

1.

Veränderungen
erfolgen in Formationen                         wuchernd
unter dem Fleisch -

die vertraute Landschaft                ersetzt durch
                                                verbrannte Erde:
eine Masse
                         gezeichnet von
spiegelndem Denken
                                      einem Glaszylindertor in die
                                                                                        Außenwelt. 

2.

Der alternative Altruismus als mögliche Strategie -
erforscht und bewohnt die Welt.
Die Verwandlung der Definition der Grenze (Subst.):
Alles, was einst kein Denken
erforderte.

3.

Die Haltung zu sich selbst als
                                        eine Reihe falscher                    Antworten.
Täuschung oder/und Vergeltung:

ein Kreis übereilter Aufbrüche
             durchschnitten von
                                                              einem neuen Irrtum.

4.

Die Entscheidung, sich gewaltsam abzulösen
                 unmerkliche Mikrobeschleunigungen
das           ist Entwicklung: einseitige Wortbrüchigkeit
gegen
                 reziproke Zusammenarbeit.

Eine Lösung als Resultat der Wissenschaft und
                  ihrer imaginären Anwendung.

5.

Die Ersetzung
des autonomen     Selbst
durch einen abhängigen Körper:

die Erinnerung als ein Gefäß kollektiver Erfahrungen
die Hülse als Signans der Abwesenheit  

                           eine wiederholte Missachtung der Zusammenarbeit.

6.

                                    Wie könnt ihr nicht kennen,
was alle kennen?


Eine zum Überdruss führende räumliche Existenz &
die Entdeckung von Befehlen, verborgen in der öffentlichen Wahrnehmung.
                                                                   Völlige Reglosigkeit bringt ihre
eigenen semiotischen Koordinaten hervor:
"... Mir schien, dass
ich dieselbe Person sein muss."

Winkelzüge als Nachgeburt der
Einheit?
            Oder als Geisteraustreibung?
Offenbar ist die die Anerkennung nicht gegenseitig.

7.

Dichte Rosetten schwimmen in einem Meer aus Lila,
umgekehrtes Destillat.

Die schweigende Zensur der mündlichen,
fotografischen und digitalen Geschichte:
der böse Blick findet digitale Anwendung.

Ein mikroskopischer Weltbruchteil
erscheint als Resultat
einer Genehmigung, erteilt
aus dem Nichts.

Lasst uns all jenen danken, die es
mir ermöglichten,
heute Abend
hier zu sein.

Magischer Moment.

This is the place gentlemen

Viele Faden tiefer als das Nichts
so tief
dass unser Haar an dessen Wurzeln nistet

mein Sohn mein Sohn Absalom

als Pendel wärst du nicht zu gebrauchen
die Zeit
importieren wir nämlich aus Greenwich

denn unsere Zeit
ist durchzogen von Stollen dunkel und unerfüllt


rufst du nach der Liebe
kehrt das Echo blutbefleckt zu dir zurück

mit ihren zahllosen abgehackten Händen
die nie zu Statuen gehörten
später erst
erstarrten sie zu Stein

In der Zeit der Genetiker münzen die Richter Tage in Bares um
Dr. Mengele wienert sein Lächeln mit dem Sponsoring des Verteidigungsministeriums
Die Biotechnologen korrigieren die Missgriffe der Natur
                                         planen Quarantäne
                                         bereiten neue Gaskammern vor
Überlassen wir den Spezialisten, wer heute zu Seife wird
mit dem Gütesiegel von GlaxoSmithPfizer
In den Laboren steht eine neue Rasse von Säugetieren bereit
widerstandsfähiger
spitzzahnig
erinnerungslos
Mit dem Ärmel aufgerollt stellen sich Kinder an zur neuen Impfung
gegen Gebärmutterkrebs
gegen Liebe
gegen Einsamkeit des Seins
gegen Ungehorsam des Körpers
Endlich! Die Reproduktion ist endgültig in der Hand der Wissenschaft
Die Sexualität unterliegt ärztlicher Kontrolle
Die kindlichen Leiber sind Staatsbesitz
Nichts wird dem Zufall überlassen, alles dem sozialen Wohl unterstellt
Die Liebe von den zuständigen Gesundheitsbehörden desinfiziert
Ihr alle, Männer und Frauen, könnt sie gefahrlos genießen
Die Todesstrafe ist nutzlos geworden (für uns als kultivierte Gemeinschaft, versteht sich)
Die Polizisten können sorglos Migranten vergewaltigen
Die Verbrecher werden schon im Mutterleib exekutiert
Die DNA markiert die künftigen Mörder
Jetzt kannst du meinen Leib beherrschen mit einer schnellen Verbindung für ein geringes Entgelt
Du kannst mich kaufen
                     Mich lieb haben
                     Du kannst mich ficken
                     Doch niemals berühren
Fragmentiere mich, dann drück enter
Lasst uns den Körper ohne Organe besingen
Kein Kotzen mehr, keine Koliken, keine Falten
Der Tod ist besiegt
Und mit ihm der Mensch
DNA
Die Ketten bestehen jetzt aus chemischen Formeln

scheiß auf die apokalypse. am kotti ducken sich reime in deckung. bullen stürmen das besetzte haus. jeden abend derselbe film. kämpfst du unten, dann schau nach oben. schalt an die glotze, der moderator röhrt bullenkotze. ins jackenfutter näh ein messer. am helllichten tag prügeln schläger noch besser.

junta. militär auf den straßen bei jeder keilerei. kinder spielen räuber und bullerei. im parlament widmen sich die herren der gesetzgeberei. die arbeiter im pferch, maloche und tv. glamour und gv, die jugendlichen – bienen ohne stachel, die rebellen in den zellen wie raubkatzen im käfig. und die dichter? ach, die dichter ganz im stillen so wie straßen frei vom schrillen.

schreiberlinge, bleibt zuhaus, ihr zarten alpenveilchen – nichts als versagen und gute figur. gescheiterte linke, kleinbürger der dichtkunst. in der schlacht verlasst ihr wie ratten das sinkende schiff. still-leben. ich bilde die wörter aus zum fedajin. ich schreib keine gedichte, sondern bekennerbriefe. mal sehn wo ihr seid, steht das blut in den straßen knöcheltief.

hört her
Ihr, die ihr meine Einsamkeit mampft
vor laufender Glotze
Ihr, die ihr zu meinem Begräbnis kommt
mit brennender Kerze
hört her
ein Verb feure ich in eure Augen
einen Beat pflanz ich in eure Brust

hab weder nen Groschen im Herzen
noch heimlich Adjektive und Schmeicheleien in der Tasche
ich sä meine Schönheit aus auf Beton
die Hände ins Blut der Dichter getaucht
schreib ich alles auf 9 mm
vor keinem hab ich Respekt
hab Verantwortung für nichts
rotze Wörter mit 120 bpm

ihr Durchschnittsbürger!
die Liebe unterteilt ihr in Zoll
kauft sie mit Kreditkarten
brüstet euch mit Rekorden
ladet euch Erektionen runter vorm Bildschirm
an meinen Körper jedoch kann keiner von euch ran
ich färb meine Lippen schwarz jede Nacht

hört mich an, während ihr in meinen Fehlschlägen blättert
ihr wollt mich schön gerade, mehr Mann als Kind
ihr wollt mich maßgeschneidert, wie ein Jackett
unauffällig und korrekt
an Zeiger von Uhren fesselt ihr meine Hände
und versucht, mich zurechtzustutzen für diese Welt
seid ihr aber imstande, so wie ich,
aus Wörtern Taten werden zu lassen?
mit dem Frühling schwanger zu gehen?
verbrennen, ohne Asche zu werden?

kommt, ich bring euch Manieren bei
Ihnen, verehrter Herr Richter, während Sie sich die Schuld aus dem Bart  wischen
Ihnen, lieber Herr Journalist, während Sie für den Tod die Werbetrommel rühren
Ihnen, gnädige Frau, während Sie, steif wie ein Stock, Kinderköpfe streicheln
und Ihnen, während Sie dieses Gedicht lesen mit angefeuchtetem Finger
euch allen biete ich an
kniet nieder vor meinem Leib
glaubt mir
irgendwann betet ihr mich an, als sei ich Christus

doch was Sie betrifft, mein Herr – ich bedaure
mit Buchprüfern des Wortes verhandle ich nicht
mit Kunstkritikern, die von meiner Hände Arbeit leben
Sie dürfen, wenn sie möchten, mir die Füße waschen
nehmen Sie’s nicht persönlich

was soll ich mit Kugeln, wenn so viele Wörter
    bereit sind, für mich zu sterben?

Wir leben in einer Zeit, geliehen von den Witwen von Srebrenica
Eingesargt kehren Landser zurück, in die blauweiße Fahne gehüllt
Patronen haben sie gesät. Russische RPGs haben sie niedergemäht
Eins-zwei, eins-zwei, eins mitten in die Stirn – spielen wir Der Kaiser
schickt Soldaten aus?
Phalusse sind eure Waffen, entmannt von minderjährigen Muslimas
Familienväter weinen, live zugeschaltet, in der MEGA-Tagesschau
Popen in Reih und Glied singen das Totengedenken für die
Vergewaltiger mit den blauen Helmen – für sie gibt's keine Reue
Politiker streichen ihre Uniformen glatt
Erträumen Völkermorde mit freundlicher Unterstützung von Texaco
It's business as usual, baby!
Vaterländische Worte machen mich scharf
Hellas, hab dich genährt, doch du hast mich nie geliebt (so wie deine
Nazikinder)
Drum nenn mich Fremder
Bin die Medusa, das abgeschlagene Haupt der Matriarchie
Bin Rintrahs Sohn, Schutzherr des Zorns
Bin gesegnet von Christus' eigener Hand
Bin verhasst wie er, der zeitlose Fremde
Ja, ich mein's ernst, dieser Fremde bin ich
Gefahr Nummer eins für die Öffentlichkeit
Bin das Schwarz der Arbeit
Bewohne jeden Moment der Geschichte
Werde verkauft in Apothekern als Pille gegen die Angst
Bin die Sonne die sich spiegelt in den Waffen der Ersten Welt
Geburtshelfer bin ich jeder Kultur
Aber wo find ich mich wieder in dieser Metapher?
Bin getreu an der Seite eines jedes Heckenschützen – wie hinterhältig!
Kann das Wachsen der Leichenberge nicht mehr verhindern
Bringe Leichen hervor, immer nur Leichen. So haltet mich doch endlich auf!
Aus meinen Poren fließt der Tod der Zivilisten
Verarsche das Leben, spuck es an, wenn's mir den Rücken zukehrt
Klau ihm die Adidas, denn ich bin was Besonderes
Bin nicht wie das Leben, bin älter als es
Doch wo sind sie, meine Genossen?
In allen Metropolen
In allen Ländern mit S
Doch wo sind sie, meine Genossen?
Meine Genossen, sie sterben vor ihrer Zeit
Meine Genossen, sie verbüßen Strafen zu Unrecht
Meine Genossen, sie werden ermordet im Steinbruch
Meine Genossen, sie liegen im Massengrab
Meine Genossen, sie werden gefoltert im KZ
Meine Genossen, sie sterben aufgrund der Zeit
Alpträume treiben meine Träume in die Enge
Sah Kinder im Traum, die warfen Steine auf Panzer
Kinder mit Sprengstoff gegürtet
Kinder, die Verstecken spielten unter Hubschrauberscheinwerfern
Soldaten mit der blauweißen Fahne im Arm zielten auf sie mit MPs
Nicht, nicht die Kinder, schrie ich
Die Kinder sind nicht die Zukunft, sie sind unser aller Vergangenheit
Die Kinder sind infiziert durch die Zeit, entgegneten sie
Für sie ist es zu spät
Hellas, Hellas, Hellas, ihr Bastarde, mit euch bin ich fertig, ihr Bastarde
Feuer
Feuer
Feuer

Du sagst:
„In meinen Eierstöcken berge ich
Verben,
Winkel,
Sperma tropfende Zungen.“
Durchbrechung deines Zyklus gelungen
Hab blutig riechende Reime gesungen
Hab keine Poesie der Straße gespien
Hab Liebhaber-Wörter geboren, aus ihnen
perlt ganz langsam Blut
Bei mir Ode, bei dir Periode
In Mondmonaten zähl ich den Vers
In Vollmondnächten dichte ich kontrovers
Bei Ebbe bin ich guter Hoffnung,
Der stampfende Kolben könne Wörter gebären
Zieh dich raus, bevor der Vers ejakuliert
Bevor er endet mit männlicher Hebung.

Blutest du, geh ich nicht auf die Jagd
Töten Soldaten Kinder, tauch ich meine Zunge messerscharf
In den Monatsfluss.

Schneefall in Moskau
und in Athen unzeitgemäßer Sonnenschein.
Vereinzelte Regenfälle in Prag
und Sandstürme in Kairo.
In Nikosia für die Jahreszeit ungewohnt
heiße Temperaturen,
nachts, stumm und sternenklar.
In Bagdad auch heute unbeständig.
Gewitter, Donner und Blitz und das Tosen der Menge.
In der Nacht Wetterleuchten und gramgebeugte Gestalten.
Durch umsichtige Amputationen gute Heilungschancen bei Akroparästhesie.
Der Regenbogen entwaffnet,
die Pfeile entzogen, die Krümmung behoben,
um den Anschein zu vermeiden, eine Massenvernichtungswaffe zu sein.

Ich kann dich hören -

Ja, du bist´s.

Dünne Haut breitet sich über meine Zunge.
Streichelt sie.
Dünne Haut streichelt meine Zunge.
Meine vollen Hände klingen nach Früchten.
Nach Abschied.
Was in der Geschichte geschehen soll
geschieht nun in meinen Händen.
Du beseelst meinen Tag.
Überrascht ihn.
Dein Geruch verwirrte meinen Tag.
Er schwebt.
Wirbelt herab.
Mein Tag schwebt wirbelnd herab in deinen Tag.
Mein Herz
ein Mund warm und willenlos
den die duftende Zärtlichkeit deines Herzens
zur bloßen Existenz verdammt
weit offen
stammelnd
lippenlos.

Im letzten Rest der Nacht aufs neue,
ehrwürdige Wörter durch Lichter
und Schatten früherer Zeiten navigierend,
was bleibt mir übrig als zurückzukehren
in voller Fahrt, doch langsam,
unblutig, doch sattrot
in deine Arme wieder

Da, weiße Seite, du,
nur du weißt gut Bescheid,
daß ich, wenn ich erhoffe,
den Kampf mit dir endlich zu gewinnen,
und nicht, wie die Mehrheit der anderen,
mich feige zu verstecken
in deines Leibes Spalten
und im Hunger deines Schoßes,
schändlicher Kronprinz eines hochberühmten Reiches

Wenn ich all das nicht will,
d i e s   i s t   d i e   Z e i t   f ü r   m i c h

Mit festen Tönen und soliden Lauten
durch dein poröses Schlachtfeld zu marschieren,
herrlich bewaffnet und voll Tinte
schwarz zu erstrahlen

Voll schwacher Wörter,
ende ich hier als Wort

Wie sonst
sollte ich deinen Netzen ausweichen,
wo mich besser verbergen
und wohin mich fliehen
als in die Faust deines trügerischen Reichs

Du grauer Bildschirm,
deinem Nicken bin ich nun ergeben,
in der barmherzigen Wollust deiner Befehle
hab ich all das verstreut, was in anderen Armen
ersproß, erblühte und zur Frucht reifte

Nun überlasse ich mich deinem Wohlwollen,
dem Mitleid und Erbarmen deiner Tasten,
allem, was unverlogen
deine dürren Glieder hervorbringen,
Licht aus der gemeinen Finsternis spuckend –
bevor ich mich hier niederlasse

In der Unsterblichkeit deines Speichers

Wie ausgestorben, Nikosia im August.
So heißt es,
verlassen die Bewohner im Sommer die Stadt.
Noch nie hat einer gesagt:
Wie ausgestorben, halb Nikosia im August.
Bloß keine Erbsenzählerei.
Bis zum Hals stehen sie uns, die Erbsenzähler
die romantischen Anhänger der Pedanterie.
Es sind nur wenige übrig in Nikosia im August -
die halbe Bevölkerung.
Noch nie hat einer gesagt
jetzt sei mehr Platz
in einer halben Stadt
jetzt stimme das Verhältnis
in einer halben Stadt.
Wie ausgestorben, Nikosia im August.
Schmal geworden und müßig,
beschaulich, verlassen.
Juli ist der Monat der gesättigten Erinnerung.

Wo gehen sie hin
all diese Schatten

In welcher Wiege,
in welchem Land
wollen sie schlafen

Welcher Vollmond
erstrahlt in weißer Trauer

Welchen Vergessens
hebt sich nun die Mauer

Der Schaum der Wolken allgegenwärtig -
wie versank bloß darin die Welt?
Tief unten tauchen die Alpen empor
aus dem Schaum der
die rauen Wangen der unbelebten Ödnis
umhüllt.
Die Zeit setzt an zur Rasur
will sie glätten
will vor der Ewigkeit
den Wettstreit
um Dauer
rechtfertigen
und die Klinge zerbricht
stumpf geworden.
Insel voraus
rief der Kapitän
eine Weile später
zur Gänze taucht sie empor
keine Linie
keine Armee
kein Gefechtsstand
kein Mensch
kein „Hier“ oder „Dort“
nur jene fürchterliche Fahne.
Wo bleibt der Schaum?

So viel Regen der doch niemals fiel
aus dem Zaudern der Wolken
der Himmel war schwarz
kreißte
versuchte die Schleusen zu öffnen
doch wieder kein Regen.
Das Zaudern türmte sich unsichtbar auf
je höher du steigst
desto schroffer ragt es empor
dran zerschellen
die riesigen Wogen
der Liebe eingeschlossen
im Unaussprechlichen
genau so findig vereitelt es
verdorrtes Leben mit Wasser zu netzen
taumelnd
im Grenzgebiet
zwischen Festland und Meer.
Was wird aus all dem
was ungeschehen blieb?
fragtest du.
An Traumdämmen, vermut ich, wird es gestaut
verteilt sich vor dort
in die durstige Zukunft
mit Flussauen die über die Landkarten
hinaus ins Nirgendwo reichen
Tropfen für Tropfen versickernd
im Unerreichbaren.

kann seinen Blick von dort nicht wenden –

                                                       *

          jetzt
          zerreißt der Dichter
          wie dürre mürbe Haut
          die Grundlagen, denen er sich in seiner Dichtung
          mit Nachdruck verpflichtet.
          Etwas, das zarter ist als eine Berührung,
          im Klang jenes vorletzten C
          (oder, besser noch, im Gegensatz dazu)
          überzeugt ihn, nun nichts mehr aufzuschieben.
          Die Musik
                 - so hatte er einmal gelesen –
          sei bloß eine Abfolge
          angriffsbereiter und friedliebender Töne
          der die Vernunft in ihrer Not
          und ohne wirkliche Überzeugung
          zu folgen versuche.

                                                       *

er kann seinen Blick von dort nicht wenden –
frische Silbenschösslinge treiben aus
umspinnen die Luft mit neuer Haut,
während der Saft herabperlt an der Frucht,
verstören sie alles, was das Auge ernüchtert
und während er immer noch nicht begreift
ob in der klaren Luft im Mai
etwas ihn anstrebt
will er dir seine Geschichte erzählen
über jene – damalige – Begegnung:
dass es regnete
wie nah dein Atem floss an seiner Hand
wie sanft der Regen
(falsch)
...wie sanft jener entfesselte Regen...
...dessen gezackte Schwingen...
...für wie kurz nur...
wie alles (alles?) gewaltsam Vereinte
außerhalb jedes Zusammenhangs blieb
dass die Rinde der Erzählung barst
dass die Geschichte endete in Unvorhersehbarkeit.

                                                       *

          jetzt
          zerreißt der Dichter
          wie dürre mürbe Haut
          die Grundlangen, denen er sich in seiner Dichtung
          mit Nachdruck verpflichtet
          und denkt an die blinde Zerstörungswut
          die dem Ende des Satzes folgen wird
          und –
          dass es schade wäre,
          läge die Passage außerhalb des Schauplatzes -
          er denkt an das Mindeste zwischen dem Wort und dem Mythos
                                                                            des Wortes
          das
           –  tanzt
          sein Herz in seiner Hand
          tanzt auch er  –
          die Musik
          jetzt
          an Nachmittagen wie diesem
          unversehrt bewahrt
          bevor es je eine Sprache durchmisst.

Der von dir Getötete
drang in dich ein
wie eine furchtsame Nachtigall nistete er
an der Decke deines verborgenen Balkons,
nimmt vorlieb mit einem Ausblick
der eingeschränkt bleibt
und verstummt.
Du fürchtest sein zögerndes Schweigen
seinen wortlosen Vorwurf
der in deinen Zellen zerstob wie ein Schrei.
In dir lebt der Getötete
reglos wie eine Leiche
ohne Rechenschaft zu fordern
durchdringt dich mit Gras und Moos
benetzt dich mit duftendem Öl
Totengeleit tönt dir im Ohr.
Sein Grab wirst du.

Voll rätselhafter Fragen empfing er dich,
Dämon des Grauens,
wie viele Götter er auch verehrte,
du warst sein tödlichster Hochmut

Selbst wenn er sich
noch wehren wollte,
was er von dir bekam
in deine fremden Hände
legt er nun nieder

Stets fließend, stets ohne Gewicht,
stürmisch und ungefragt
zerlegt er dich in Silben

Zahl ihm alles zurück, du Lebenszeit aus Erz,
anstatt des Bluts, das andere von dir verlangen
gib du ihm alles, was er will,
alles, was ihm gehört

Nein, er ist es nicht
der so jung
vor vielen Jahren verschwand
beharrlich
meine Erinnerung bewohnt
immer tiefer hinabstürzt
in den Schlund
eines undurchdringlichen
Verlusts.
Mit den kurzen Hosen
der kaum gereiften Haut
dem nichts ahnenden Blick
zog er in den Krieg
und jenseits des Kriegs
in den verschollenen Raum
in die verschollene Zeit.
Ihn sollt ihr mir wiederbringen
nicht diesen Unbekannten da
mit seinem struppigen Bart
aus einem fernen
und finstren Gefängnis.

Es gibt eine dunkle Melancholie,
wie ein kleines Kind, das plötzlich
in alle meine geheimen Räume schlüpft,
in all die Spalten und die Spitzen meines Körpers,
das in der Aufregung, im Gedränge,
heimtückisch meinen Verstand durchsucht
in langen Stunden und auf einmal Rache nimmt

Es gibt eine weiche Melancholie,
in meine schlaflosen Nächten dringt sie ein,
sie spricht zu mir, auf meinen Lippen nistet sie,
berührt mich mit dem Nebel eines Stöhnens;
ich gleite in eine Wirklichkeit ohne Griffe
und überlasse mich ihren zarten Gebärden,
mein ganzes Denken taucht in Zuckerlicht

Es gibt eine stumme Melancholie
in allem, was ich nicht erklären kann

Neben dem Schöpfrad die zwei Stühle.
Pumpt es Wasser empor,
traben die Esel zufrieden im Kreis.
Die Blätter der Weinlaube durchdringen sein Haar.
Schwer von Trauben wird sie sein
sagte der Großvater in diesem Jahr wieder
doch die Tatsachen
straften seine Zuversicht Lügen.
In den Strohkörben
häuften sich einzig
die Hoffnungen, saftig und prall
die er jeden Herbst zerstampfte
und vergor zu köstlichem Wein
der die Zuversicht trunken machte
und weiteres Warten sinnlos.

Wie er sich anschickte, ihren schneeweißen Hals
zu durchtrennen, hielt er jäh inne,
als ihm ihr Duft entgegenströmte nach Zeder,
Lavendel, Judenapfel, Rosenblättern, Jasmin,
und weitere Aromen entschwebten wie
Vanille, Sandelholz und Iris.

Ich nahm zwei Zettel
zum einen die Einkäufe zum anderen das Gedicht
und tat sie in dieselbe Tasche
meiner magischen Hose
die Wörter flossen ineinander
und tauschen die Plätze
es schmolz der „Käse“ so nah an der „Sonne“
und es zerbarsten die „Eier“ im Sturz
von den Brücken der Verse
es strömte der „Rotwein“
aus den tausend, kaum aufgebrochenen Wunden.
Im Supermarkt schließlich
kaufte ich Schatten zum Vorzugspreis
nahm eine unverkäufliche Liebe aus dem Regal,
einen besonderen Öffner
für Gedächtniskonserven
von Erinnerungen mit Haltbarkeitsdatum.
Zum einzigen Missverständnis
kam´s beim Kaninchen.
Im Gedicht stand „völlig verschreckt“
und, als ich´s fand, war´s geschlachtet.

(dicht hinter mir fließt dein Atem doch ich wende mich nicht um)

Es weht.
Der flüssige Bernstein des herbstlichen Meeres
erstarrt  im südlichen Wind
und zwischen den Wörtern
(deine Wörter, einst dem Horizont vorgetragen)
steht die Erinnerung an etwas
          - in trügerischer Weise – Denkwürdiges:
das dich nachts anstarrt, ungerührt und ratlos,
und dessen Schatten dich morgens begrüßt –
        sagtest du
Passage: unmöglich:
jene Passage zu einer anderen Innerlichkeit
wo die existierenden Dinge tatsächlich existieren  
wo die Seele wie selbstverständlich sich aussetzt den Fakten und Dingen
wie eine Braut, die ihre Wahrheit dem Liebsten als Mitgift überreicht
Erkennbarkeit: unmöglich:
nur ein Räderwerk aus Momenten
eine Abfolge
ist es, die noch immer verbindet
was verblieb
im trägen Wind des Morgens
schwebend     un-
überbringbar
vom Einen zum Anderen

Oh, könnte man hören
wie es von der Wurzel des Hirns
            nach oben steigt
(die noch feuchte Wärme deiner Schlaflosigkeit verstört deine Züge)
zum undurchdringlichen Ort dort oben –
wo das Denken an den Baum wieder Baum wird
wo das zarte Gras hochschießt nur durch die Kraft deines Schreis
zum Ort des Ursprungs
(Schwärze) (verbreitet) (vergebens) (die Zeit)
denk dir:
alles gebündelt unter dem Schatten
- dem kleinen arglosen Schatten des Hirns –
ohne irgendeinen Glauben
ohne irgendeinen Widerstand
ohne irgendeine Bestätigung einzuholen  

                                              *

Der Wind glättet den Fels.
Der Schmetterling spinnt Widerspiegelungen.
Das Auge ist eine quellende Wunde.

Versuch es:
Die Luft ist noch klar:
Versuch es:

selbstsüchtige Wörter flattern dir in den Händen
zumal
du schreibend beweisen willst, die Seele sei tot
und das übertriebene Erhabene entspreche keinerlei konkretem Begriff
    - fast wie ein Dichter -
schreibst du, ohne an Namen zu glauben
löst die Dinge ab von ihren Namen
(ihre Augen bewahren die Wärme des Gartens)
(ihre   spitzen   Brüste   durchdringen   zitternd   das   Blau)

Unergründlicher Wind weht von weit her
lässt Tränen regnen über den Bäumen
Zeit erfüllt langsam die Kammer –
                  glaubst du mir nicht?

Der Mond hält sich kaum mehr am Firmament
Das Wort flammt.
Vom Auge ungerührt betrachtet.

Heut Abend erfüllt mich Erwartung.

Der jähe Gedankenlauf einer fordernden, zuweilen freudlosen Kunst
hält kurz inne.
Komm -
wir können, wenn du willst,
durch die Säle der Museen gehen,
die sich in ihren eigenen Statuen selbstverliebt spiegeln,
und erkennen in der Hand den stechenden Schmerz des Zweifels
unter der getränkten Leinwand – unter dem Marmor,
den schonungslosen Eingriff des Malers in das Äußere.
Wir können, freilich nur wenn du es willst,
sogar eine Musik erschaffen.
Sie wird reich sein und leicht
wird erst zögernd ertönen
doch im stets gleichen, vertrauten, wiederholbaren Takt.
Komm.
Verweigere es mir nicht.
Was gibt es schon zu verlieren.
Bring diesen Moment mit und dieses Blatt.
Diesen Moment
hier
auf diesem Blatt
- mein einziges Gut –
Kündige alles auf
denn, heut Abend,
getreu der Tugend der Tränen
in einer Zeit zynischer Enthüllungen
kann ich
mit all meinen Gaben, mit all meinem Licht
für dieses, dies einzige Mal
mich dir hingeben.

In diesem Mausoleum der Wörter
jede Seite bewacht
eine ungewisse Erinnerung,
eine verstaubte Unsterblichkeit

Manchmal,
zu unvorhergesehener Stunde,
durchblättert ein Fremder langsam die Leere
und aus der Tiefe der Seiten beginnt
eine gefrorene Musik
zu knirschen

Dass du bist, währt nur kurz
wie ein Schatten
der über den Spiegel huscht
wie ein Regenguss
der das unendliche Wogen der Zeit
erlöst.
Ich will dich berühren
doch fühl ich wie der Wind
durch meine Finger rinnt
während sich die Takelage bläht
in segelnder Irrfahrt.
Wir sinken
riefst du voll Angst
nach Jahren auf See
doch ich beruhigte dich
deutend am Kai
auf Verwandte und Freunde,
die uns eine gute Reise wünschten
deutend
zum Grund
wo kein Meer mehr war.

This is the place gentlemen

Viele Faden tiefer als das Nichts
so tief
dass unser Haar an dessen Wurzeln nistet

mein Sohn mein Sohn Absalom

als Pendel wärst du nicht zu gebrauchen
die Zeit
importieren wir nämlich aus Greenwich

denn unsere Zeit
ist durchzogen von Stollen dunkel und unerfüllt

rufst du nach der Liebe
kehrt das Echo blutbefleckt zu dir zurück

mit ihren zahllosen abgehackten Händen
die nie zu Statuen gehörten
später erst
erstarrten sie zu Stein

This is the place gentlemen

Viele Faden tiefer als das Nichts
so tief
dass unser Haar an dessen Wurzeln nistet

mein Sohn mein Sohn Absalom

als Pendel wärst du nicht zu gebrauchen
die Zeit
importieren wir nämlich aus Greenwich

denn unsere Zeit
ist durchzogen von Stollen dunkel und unerfüllt

rufst du nach der Liebe
kehrt das Echo blutbefleckt zu dir zurück

mit ihren zahllosen abgehackten Händen
die nie zu Statuen gehörten
später erst
erstarrten sie zu Stein

This is the place gentlemen

Viele Faden tiefer als das Nichts
so tief
dass unser Haar an dessen Wurzeln nistet

mein Sohn mein Sohn Absalom

als Pendel wärst du nicht zu gebrauchen
die Zeit
importieren wir nämlich aus Greenwich

denn unsere Zeit
ist durchzogen von Stollen dunkel und unerfüllt

rufst du nach der Liebe
kehrt das Echo blutbefleckt zu dir zurück

mit ihren zahllosen abgehackten Händen
die nie zu Statuen gehörten
später erst
erstarrten sie zu Stein

This is the place gentlemen

Viele Faden tiefer als das Nichts
so tief
dass unser Haar an dessen Wurzeln nistet

mein Sohn mein Sohn Absalom

als Pendel wärst du nicht zu gebrauchen
die Zeit
importieren wir nämlich aus Greenwich

denn unsere Zeit
ist durchzogen von Stollen dunkel und unerfüllt

rufst du nach der Liebe
kehrt das Echo blutbefleckt zu dir zurück

mit ihren zahllosen abgehackten Händen
die nie zu Statuen gehörten
später erst
erstarrten sie zu Stein

Es ist zum Verrücktwerden

wie sich die Tage aus den Nächten lösen
Faden für Faden auch dein Blut
und deine drei Schicksalsfeen erbleichen

Auf welchen Anfang wartest du, du Narr,
das ist kein Märchen

bloß

sein Kadaver  

Doch

Punkt Schluss aus

ihr könnt mich nicht entmutigen

ich bin der galoppierende Geist
einer anderen Fruchtbarkeit

die Klüfte vertiefend

ja, mehr noch,
den Eigensinn

der die Sonne

verleugnet

die trotz ihres Alters
unreife

Ja
sagt sie zum Leben
Ja
auch zu seinem Joch

So einen Eigensinn meine ich

Ein Atemzug bleibt einer
zwei Atemzüge sind zahllos

Im Chaos, von Moos überwuchert,
bauen wir Häuser

Es ist zum Verrücktwerden

wie sich die Tage aus den Nächten lösen
Faden für Faden auch dein Blut
und deine drei Schicksalsfeen erbleichen

Auf welchen Anfang wartest du, du Narr,
das ist kein Märchen

bloß

sein Kadaver  

Doch

Punkt Schluss aus

ihr könnt mich nicht entmutigen

ich bin der galoppierende Geist
einer anderen Fruchtbarkeit

die Klüfte vertiefend

ja, mehr noch,
den Eigensinn

der die Sonne

verleugnet

die trotz ihres Alters
unreife

Ja
sagt sie zum Leben
Ja
auch zu seinem Joch

So einen Eigensinn meine ich

Ein Atemzug bleibt einer
zwei Atemzüge sind zahllos

Im Chaos, von Moos überwuchert,
bauen wir Häuser

Es ist zum Verrücktwerden

wie sich die Tage aus den Nächten lösen
Faden für Faden auch dein Blut
und deine drei Schicksalsfeen erbleichen

Auf welchen Anfang wartest du, du Narr,
das ist kein Märchen

bloß

sein Kadaver  

Doch

Punkt Schluss aus

ihr könnt mich nicht entmutigen

ich bin der galoppierende Geist
einer anderen Fruchtbarkeit

die Klüfte vertiefend

ja, mehr noch,
den Eigensinn

der die Sonne

verleugnet

die trotz ihres Alters
unreife

Ja
sagt sie zum Leben
Ja
auch zu seinem Joch

So einen Eigensinn meine ich

Ein Atemzug bleibt einer
zwei Atemzüge sind zahllos

Im Chaos, von Moos überwuchert,
bauen wir Häuser

Es ist zum Verrücktwerden

wie sich die Tage aus den Nächten lösen
Faden für Faden auch dein Blut
und deine drei Schicksalsfeen erbleichen

Auf welchen Anfang wartest du, du Narr,
das ist kein Märchen

bloß

sein Kadaver  

Doch

Punkt Schluss aus

ihr könnt mich nicht entmutigen

ich bin der galoppierende Geist
einer anderen Fruchtbarkeit

die Klüfte vertiefend

ja, mehr noch,
den Eigensinn

der die Sonne

verleugnet

die trotz ihres Alters
unreife

Ja
sagt sie zum Leben
Ja
auch zu seinem Joch

So einen Eigensinn meine ich

Ein Atemzug bleibt einer
zwei Atemzüge sind zahllos

Im Chaos, von Moos überwuchert,
bauen wir Häuser

Obwohl du dich so schwer von der Vergangenheit trennst,
vergisst du rasch, wie jede schöne Frau.
Doch trägst du keine Schuld, ist dein Gedächtnis lückenhaft,
vielmehr ist´s unsere Zeit, die sich ans Gestern kaum erinnert
und auch vom Morgen nichts erhofft.
Woher stammt er, dein großer Zorn?
Ist´s immer noch die Rache gegen den Stier, der dich einst entführte?
Haben weder die Diamanten noch das schwarze Gold Afrikas
dein offenes, leuchtendes Gesicht versöhnt?
Von welchen Schuldgefühlen versuchst du dich freizukaufen?
Merke dir: Schluss mit Eitelkeit und Hochmut.
Überall sind Kameras. Sie haben dich im Visier.
Erinnerst du dich an Hekabe? In Ketten schleifte man sie davon,
obwohl sie Hektors Mutter war.
Noch hast du Zeit.
Wisch dir die Träne fort, meine Schöne, und steh auf.
Jeder verzeiht gern einer Königin
Denn dadurch fühlt er sich geadelt.

3.

Ich kann dir die Wörter nehmen
                  sagte der Wind
nicht aber den Sinn.
Das Licht nicht wirklich Licht
             nicht wirklich licht
wirft zittrige Schemen an die Wand.
Ganz leicht könntest du es beschreiben.
Du bist überzeugt
      (es hat dich überzeugt)
dass >die hinter dem Papier lauernden Dämonen<
         - die deine Gedanken so dreist verwirren –
eine helfende Hand reichen, voll Großmut
und hinter deiner erhitzten Stirn reifte die Erkenntnis
dass es kommen wird
           wiederkommen wird
scheinen wird – unter geschlossenen Lidern, doch offenen Auges –
in den leeren Raum in dir
Raum fordern wird aus dem leeren Raum in dir
            von dir den Körper fordern wird.
Der Wind spinnt Nichts aus dem Nichts – so spinnt er auch uns
Warm bedeckt der Nachmittagsregen das Fenster mit Tropfen
Sanft strudelnde Blättern fordern: Wandel
                  bedeuten: die Inkarnation

Der Moment
         - der tauglichste Moment –
zwischen der damaligen und der nunmehrigen Zeit
scheint hinreichend zu sein
etwas Namenloses
         Schutzloses
etwas wie
 Erleichterung
(inmitten von Regenböen)
ein unmerkliches Bejahen.

                                                           *
das Gedicht
      - Rechtfertigung all dieses Wirbels –
bangt:
da gemacht aus Wörtern
               Wörtern nur.