Fingers

I dated only men with slim, long fingers. I knew why but never said it out loud. Short, fat fingers repulsed me.

Yet when it all happened I did not yet contain the world “violated” in my third grade vocabulary. Nor illegal, immoral, betrayal. I was headstrong and independent because I had no choice to be childlike. It was all a survival technique, underneath just the small girl seeking attention and love from one cold parent and one warm one that wasn't around.

He used to take me to my dance lessons in the afternoon and the mornings with my siblings to the American school. But the afternoons was just us.

I loved the tap dancing class. The movement of my nimble feet, the coordination that would help me in my later years to play soccer and competitive basketball. I was a quick learner, talented when engaged, inspired. There are memories of large mirrors, a nondescript teacher leading the way, happiness those hours. I was the only who did not have a parent watching in the back when the class was near to an end. My chauffeur always came on time, taking me and my dance bag with him.

What happened on those rides were secret. I knew it instinctively, savoring them, parched for familial love and confusing this intimacy.  I don't remember how they started or how they ended. I just have two scenes in my memory. Leaning my untouched body over from the backseat to the front, spreading my tiny legs open on either side, underwear uncovering what it was made to cover. I don't remember wearing leotards, or how he got to me. Just that he did, and one time was too overzealous that I cried out from the pain. He would keep driving and smelling his fingers.

Those chubby, stubby fingers. Tan in tone from a DNA mixed. The rest of him was like those fingers; short, plump, peppered with dark soft hair, fine features. He drove our Opel car, white. 

© Lubi Barre
Produção de áudio: Haus für Poesie, 2020

Finger

Die Männer, mit denen ich mich verabredete, mussten lange, schmale Finger haben. Der Grund war mir klar, auch wenn ich ihn nie aussprach. Ich ekelte mich vor kurzen, dicken Fingern.

 

Aber als das alles geschah, gab es in meinem Drittklässlerinnen-Wortschatz den Begriff “missbrauchen” noch nicht. Genauso wenig wie verboten, unmoralisch, Verrat. Ich war eigensinnig und unabhängig, weil kindlich zu sein keine Option war. Es war lediglich die Überlebenstechnik eines kleinen Mädchens, das sich nach der Aufmerksamkeit und Liebe sehnte, und von den Eltern war ein Teil kaltherzig und der warmherzige Teil nicht anwesend.

 

Nachmittags fuhr er mich zu den Tanzstunden und morgens zur amerikanischen Schule, zusammen mit meinen Geschwistern. Aber nachmittags waren es nur wir beide.

 

Ich liebte den Stepptanzunterricht. Die Geschicklichkeit, mit der sich meine Füße bewegten, die Koordination, die mir später beim Fußball und Basketballwettkämpfen zugute kam. Ich lernte schnell und war talentiert, wenn begeistert und einbezogen. In meinen Erinnerungen tauchen riesige Spiegel auf, ein unscheinbar vor uns herschreitender Lehrer, Stunden der Glückseligkeit. Ich war die einzige, bei der gegen Ende der Stunde kein Elternteil vom Ende des Raums aus zuguckte. Mein Chauffeur sammelte mich und meine Tanztasche genau pünktlich ein.

 

Was auf diesen Fahrten geschah, war ein Geheimnis. Das wusste ich instinktiv und kostete es aus, hungrig nach elterlicher Liebe missverstand ich diese Intimität. Ich weiß nicht, wie es anfing und wie es aufhörte. Mir sind nur zwei Bilder in Erinnerung geblieben. Wie ich vom Rücksitz aus meinen unberührten Körper vorbeuge, meine winzigen Beine zu beiden Seiten spreize und meine Unterhose dabei entblößt, was sie eigentlich bedecken soll. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich ein Trikot anhatte oder wie er sich mir annäherte. Nur, dass er es tat und einmal so ungezügelt, dass ich vor Schmerz aufgeschrien habe. Beim Weiterfahren hat er immer an seinen Fingern gerochen.

Seine prallen Wurstfinger. Der Hautton Ergebnis einer gemischten DNA. Alles andere an ihm wie diese Finger; klein, fleischig, übersät von dunklen, weichen Haaren, vornehme Gesichtszüge. Er fuhr unseren Opel. Den weißen. 

Aus dem Englischen übersetzt von Christine Koschmieder