Birgit Kreipe
schwesternlicht
schwesternlicht
krieg-das heißt ins feld zu ziehen
in einer bäumchenschonung
hundertachtzig zwerge zu erschießen
so ein getümmel--krieg, das heißt schätze
aus dem boden zu reißen und heimzulaufen,
frieden heißt einfach weiterschlafen, und dann ...
frieden war gekommen
mit ihm, rieseln, der frühling.
er hatte die strategie gewählt
ganz selbstverständlich
überall zu sein.
er postete gelbe blüten an zweige
riesige schneckenhörner, die
eben noch den regen
befühlten.
er machte den leuten
hoffnung auf leichtere schlafmittel
(man fürchtete insgeheim
die hellen, widerspenstigen nächte).
störungen kamen nur noch
aus den rückzugsgebieten der krähen.
kopftücher auf grünen stengeln
die benzodiazepine. ein zwerg
verflucht, für immer zu lächeln
harkte die luft-
der frühling verschenkte
knospen am fenster. zum aufwachen.
falls jemand aufwachen wollte
aus diesem benommenen licht.
er leuchtete den wald aus.
schneeweißchen schlief
eingewickelt in winterlicht
wie in weißes geschenkpapier
die finger wund. eine
putzsüchtige.
rosenrot, diese blume
das leben in märchen gewöhnt
(ein mucks zur falschen zeit
und du landest
in einem fass voller nägel)
blühte auf. es war ihre zeit.
hier, am baum
die stachlige
schwesternschaft der rosen
das lächeln der mutter
die sträußchen
die jalousien.
störungen kamen nur noch
aus den rückzugsgebieten der krähen.
unverschämtheit.
gute nacht.