Ursula Krechel
Die Kreidestimme der Freundlichkeit
Die Kreidestimme der Freundlichkeit
Sehen Sie, sehen Sie, wenn Sie hier entlang
wenn Sie über Weg und Steg, trockenen Fußes
nach Strich und Faden sich verrannt querfeldein
wenn Sie durchgerüttelt Kutschbock und Katenschinken
verregnet, verratzt, in die Büsche geschlagen
zusammengefahren aus freudig erregtem Schreck
wenn das Schauspiel beginnt mit Gewitterwolken
stürzenden Massen, Wasserfluten, Fluchten
wenn Sie luftgetrocknet larmoyant nach dem Weg
betrogen, gelogen, höflich um Auskunft gebeten
Bitten erhört, Richtung verstört, niedergelassen
in der Obhut der Meßtischblätter vierfach gefaltet
gelassen geisterfahrend hier entlang geradeaus
in ein fernes dunkelblaues Gebirg, beinah angekommen
wenn Sie den Schildern anvertraut rechts abgebogen
der Weg ist der beste Umweg, glauben Sie umstandslos
Erfahrung lehrt Fahren, Fahrtüchtigkeit vorausgesetzt
sehen Sie immer der Nase lang bis zu den Schlaglöchern
hinter dem Bahndamm in musterhafter Ordnung
den Schlachthof links liegengelassen, die Gasse hinunter
Wurstkonserven, Wiener Blut, geronnenes Kälbergequiek
wenn Sie nur geradewegs zerrissene Donner und Wolken
Sie werden Ihren Wasserweg machen, hinweggefahren
wenn Sie Brücken schlagen über Handkantenschläge
Schlaglöcher, Schlitze beachten, wenn Sie kommen
gekommen sind Sie doch, kommen Sie nie wieder heraus.